Turnstar Simone Biles zeigt, dass Größe keine Frage der Körpermaße ist. Nicht nur beim Turnen, auch gesellschaftlich setzt sie ein Statement.
Nach dem Gewinn ihrer zweiten Goldmedaille in Paris hielt Simone Biles strahlend einen kleinen Ziegen-Anhänger, der an ihrer Halskette baumelte, in die Kameras. "Goat" (deutsch: Ziege) wird die 27-jährige Amerikanerin von ihren Fans genannt, weil sie mehr Auszeichnungen als jede andere Turnerin gewonnen hat. In ihrem Sport ist Biles damit die Größte aller Zeiten, die "Greatest Of All Time", kurz: die "GOAT". Das dreidimensionale Schmuckstück soll mit mehr als 540 Diamanten besetzt sein – und hat für die Sportlerin eine besondere Bedeutung. Vor Wettkämpfen erinnere das Tier sie an ihre bisherigen Leistungen, verriet Biles nach dem Sieg im Mehrkampf: "Es sagt mir: ,Du kannst es schaffen, du hast es vorher schon geschafft!‘" Bereits bei den US-Meisterschaften 2019 trug Biles einen gestickten Ziegenkopf aus Strass auf ihrem Turnanzug.
© Patrick Smith
Die glitzernde Ziege ist auch eine selbstbewusste Botschaft an Hass-Kommentatoren und Internet-Trolle. Bei den Sommerspielen in Tokio 2021 hatte Simone Biles das Finale im Mannschaftsmehrkampf wegen mentaler Probleme abbrechen müssen, danach war ihr vor allem aus rechtskonservativen Kreisen Feigheit und mangelnder Sportsgeist vorgeworfen worden.
In Paris feiert die Athletin nun ein atemberaubendes Comeback, und viele wollen ihr dabei zusehen. Beim Mannschaftsfinale bejubelten in der Bercy-Arena unter anderem Nicole Kidman, Natalie Portman, Serena Williams und Bill Gates die Goldmedaille der Amerikanerinnen. Zuvor hatten bei der Qualifikation bereits Lady Gaga, Tom Cruise, Anna Wintour und Ariana Grande von der Zuschauertribüne Biles’ Sprungkunst bewundert. Die nur 1,42 Meter kleine Sportlerin hat in Paris bewiesen, dass sie ihren Ziegen-Anhänger völlig zu Recht trägt.
