Eine geplante Lesung von Martin Sellner treibt in Marburg an gleich mehreren Orten Menschen auf die Straße - auch Rauchbomben werden laut Polizei gezündet.
Mehrere tausend Menschen sind in Marburg gegen eine geplante Lesung des Rechtsextremisten Martin Sellner auf die Straße gegangen. Zu einer Kundgebung am Abend, zu der die Stadt Marburg und das Netzwerk für Demokratie und gegen Rechtsextremismus aufgerufen hatten, kamen nach Angaben der Polizei rund 2500 Menschen. Eine Stadtsprecherin sprach von mehr als 3000 Menschen. Zu einem Demonstrationszug vom Marktplatz in die Oberstadt zuvor kamen der Polizei zufolge knapp 1000 Personen, eine dritte geplante Demo sei kurzfristig abgesagt worden.
Nach früheren Angaben der Stadt wollte Sellner am Montagabend "an einem bislang nicht bekannten Ort" aus seinem Buch "Remigration" lesen. Die Veranstaltung sollte in Privaträumen geplant sein, auch der Zeitpunkt war der Stadt nicht bekannt. Die Polizei sprach in einer Mitteilung vom Abend von mutmaßlichen Teilnehmern der Lesung. Gegner der Lesung hätten die Zufahrt zu einem Platz blockiert und Rauchbomben gezündet.
Der Marburger Oberbürgermeister Thomas Spies (SPD) hatte im Vorfeld geschrieben: "Wir missbilligen deutlich und mit allem Nachdruck, dass Martin Sellner in Marburg Thesen zur Vertreibung eines Teils unserer Einwohner*innen propagieren will." Die Stadt erachte Sellners "menschenfeindliche Thesen" als eine Gefahr für das Gemeinwesen sowie für die Demokratie und Verfassung.
Sellner war der Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich. Im November 2023 hatte er bei einem Treffen in einer Potsdamer Villa über "Remigration" gesprochen. Das Medienhaus "Correctiv" hatte das Treffen öffentlich gemacht. Wenn Rechtsextremisten den Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll - auch unter Zwang.