Mit dem tödlichen Raketenbeschuss aus dem Libanon auf eine Ortschaft auf den Golanhöhen hat die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz aus Sicht Israels "alle roten Linien überschritten". Israels Regierung kündigte eine harte militärische Antwort auf den Angriff an, bei dem am Samstag mindestens zwölf Kinder getötet wurden. Während die Hisbollah jegliche Verantwortung bestritt, drohte der Iran am Sonntag mit "Konsequenzen", sollte Israel im Libanon ein neue militärisches "Abenteuer" wagen.
Am Samstagnachmittag war eine vom Libanon aus abgefeuerte Rakete auf dem Fußballfeld des von Drusen bewohnten Dorfes Madschdal Schams eingeschlagen. Nach israelischen Angaben wurden mindestens zwölf Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zehn und 16 Jahren getötet, die gerade Fußball spielten.
Israels Armeesprecher Daniel Hagari sagte in der Nacht zum Sonntag, dies sei seit dem 7. Oktober der Angriff gegen israelische Zivilisten mit den meisten Todesopfern gewesen. Nach Angaben des israelischen Rettungsdiensts Magen David Adom wurden 30 weitere Jugendliche bei dem Angriff verletzt, einige von ihnen schwer.
"Das Massaker vom Samstag stellt die Überschreitung aller roten Linien durch die Hisbollah dar", erklärte das israelische Außenministerium. Die abgefeuerte Rakete "war eine iranische Rakete". Die Hisbollah sei "eine Terrororganisation, die absichtlich Zivilisten ins Visier nimmt".
Nach Angaben Hagaris wurde bei dem Angriff eine Falak-1-Rakete iranischer Bauart mit einem 50 Kilogramm schweren Sprengkopf eingesetzt. Dieses Modell befinde sich "ausschließlich im Eigentum der Hisbollah".
Die Hisbollah hatte zuvor angegeben, insgesamt neun Angriffe innerhalb von zwei Stunden auf israelische Ziele als Reaktion auf die Tötung von vier ihrer Kämpfer verübt zu haben. Eine Verantwortung für den Raketeneinschlag in Madschdal Schams wies die Miliz jedoch zurück. "Der Islamische Widerstand hat keine Verbindung zu diesem Vorfall", erklärte die Hisbollah mit Bezug auf ihren militärischen Flügel.
Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant erklärte am Sonntag, "den Feind mit aller Kraft zu treffen". Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte, Israel werde den "mörderischen Angriff nicht unbeantwortet lassen", die Hisbollah werde dafür einen "Preis" zahlen, den sie "noch nie zuvor gezahlt hat". Netanjahu brach seinen Besuch in den USA vorzeitig ab und reiste zu einer Sitzung seines Sicherheitskabinetts zurück nach Israel.
Bereits wenige Stunden nach dem Angriff hatte nach Angaben aus libanesischen Sicherheitskreisen eine israelische Drohne zwei Raketen auf das Dorf Taraijja im Osten des Libanon abgefeuert. Dabei wurden demnach ein Hangar und ein Wohnhaus getroffen, Menschen seien nicht zu Schaden gekommen.
Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen, der am 7. Oktober durch den Großangriff der Hamas ausgelöst worden war, feuert die mit ihr verbündete Hisbollah aus dem Libanon fast täglich Raketen auf den Norden Israels ab. Seit Monaten können zehntausende Evakuierte nicht in ihre dortigen Häuser zurück.
Laut US-Außenminister Blinken deutet "alles darauf hin", dass auch die Rakete am Samstag von der Hisbollah abgefeuert wurde. "Wir stehen zu Israels Recht, seine Bürger vor terroristischen Angriffen zu schützen", sagte Blinken. Zuvor hatte die US-Regierung erklärt, ihre Unterstützung für die Sicherheit Israels sei "eisern und unerschütterlich".
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) verurteilte den tödlichen Raketenbeschuss. "Dass dabei Kinder und Jugendliche getötet wurden, die einfach nur Fußball spielen wollten, ist entsetzlich", erklärte Baerbock im Onlinedienst X. Sie forderte ein Ende der Hisbollah-Angriffe auf Israel. Mit Blick auf eine befürchtete Ausweitung des Konflikts in der Region mahnte sie, es gelte jetzt, "mit kühlem Verstand zu agieren".
Der Iran drohte Israel hingegen am Sonntag mit "Konsequenzen" eines möglichen Angriffs auf den Libanon. Sollte Israel im Libanon angreifen, werde es für "die unvorhergesehenen Konsequenzen und Reaktionen auf solch dummes Verhalten" verantwortlich sein, sagte Außenamtssprecher Nasser Kanani.