Joe Bidens Rückzug von der Präsidentschaftskandidatur stelle die Weichen neu, meint ein US-Experte. Mitentscheidend sei aber, wie sich nun die Partei verhalte.
Der Politologe David Sirakov sieht die Chancen der Demokraten bei der US-Präsidentenwahl nach dem Rücktritt von Joe Biden als Kandidat deutlich verbessert. "Der Rückzug hat das Zeug zum game changer. Es ist die Chance für die Demokraten, wieder zurück zu den politischen Themen zu kommen", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Einer anderen Kandidatin oder einem anderen Kandidaten sollte es besser gelingen, die Erfolge der amtierenden Administration in den Mittelpunkt des Wahlkampfs zu stellen und nicht wiederholt Fragen nach Alter, Gesundheit und Schlafverhalten beantworten zu müssen.
Ob Bidens Rückzug zu spät komme, werde sich bei der Wahl am 5. November zeigen. "Für die Partei sowie die nun folgende Kandidatin oder den Kandidaten ist es eine beispiellose Situation. Ein amtierender, die Wiederwahl anstrebender Präsident ist noch nie so spät aus dem Wahlkampf ausgestiegen", sagte der Leiter der Atlantischen Akademie Rheinland-Pfalz. Falls die Parteiführung allerdings nicht sofort mit einer Stimme spreche, könne dies zur Zerreißprobe für die Demokraten führen.
Für Bidens mögliche Nachfolgerin Kamala Harris würde es ein schwerer Wahlkampf, meinte Sirakov. "Sie müsste die verbliebene Zeit nutzen, zunächst ihr Image deutlich zu verbessern. Allerdings führte sie in hypothetischen Umfragen vor Donald Trump, dem Kandidaten der Republikaner. Ob das auch gilt, wenn sie tatsächlich Kandidatin wird, ist schwer zu sagen."