120 Euro pro Woche: Mit einer Praktikumsprämie sollen mehr Schüler die Ausbildungsberufe kennenlernen - und so den Fachkräftemangel lindern, sagt die CDU.
Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen sollen für ein Praktikum in den Ferien nach Ansicht der CDU künftig eine Prämie bekommen. "Freiwillige Praktika abseits der vorgeschriebenen Schulpraktika sollten aus unserer Sicht belohnt werden, damit ein Anreiz geschaffen wird, sich umfassend über berufliche Perspektiven abseits des Studiums zu informieren", sagte der CDU-Landtagsabgeordnete Christian Frölich.
Gleichzeitig könne eine Prämie auch die Ausgaben während des Praktikums abdecken, etwa die Fahrtkosten und das Essensgeld. "Damit würden wir vor allem Kindern und Jugendlichen aus finanziell schwächeren Haushalten Möglichkeiten eröffnen", sagte Frölich. Eingeführt werden solle die Prämie zuerst für technische und handwerkliche Berufe. "Perspektivisch müsste diese Prämie aus unserer Sicht dann auch auf soziale Berufe übertragen werden."
Vorbild Sachsen-Anhalt: 120 Euro pro Praktikumswoche
Bereits im vergangenen Jahr hat die CDU im Landtag beantragt, eine Praktikumsprämie nach dem Vorbild Sachsen-Anhalts einzuführen. Dort bekommen Schülerpraktikanten ab dem Alter von 15 Jahren im Handwerk einen Betrag von 120 Euro pro Woche. Dabei gilt ein Mindestzeitraum von einer Woche und ein Maximum von vier Wochen. Auch in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen gibt es eine Praktikumsprämie.
Damit Niedersachsen sich in diese Liste einreiht, forderte Frölich die Regierungsfraktionen SPD und Grüne auf, dem CDU-Antrag zuzustimmen und das Geld für die Prämie im Haushalt für das nächste Jahr bereitzustellen. Bisher habe Rot-Grün aber "offenbar kein Interesse an der Behebung des Fachkräftemangels in Ausbildungsberufen", kritisierte er.
SPD-Fraktionschef Grant Hendrik Tonne erklärte dagegen, jeder Betrieb könne schon heute eine Praktikumsprämie zahlen. Vielen Betrieben mangele es jedoch nicht an Praktikanten, sondern an Azubis. "Wir sollten darum vor allem die Ausbildung weiterhin stärken und an der Gleichwertigkeit von Studium und Ausbildung arbeiten", sagte Tonne.
Grüne werben für Pilotprojekte
Auch der Grünen-Abgeordnete Heiko Sachtleben trat auf die Bremse. "Eine Praktikumsprämie flächendeckend einzuführen, wird finanziell unrealistisch sein, besonders wenn der Erfolg noch nicht evaluiert ist", sagte Sachtleben. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sei es zwar wichtig, dass sich Jugendliche beruflich orientieren können. Die Erfahrungen in den Ländern mit der Prämie ließen aber nicht erkennen, ob die Praktikanten auch eine Ausbildung oder einen Job in dem Bereich anfingen. Sachtleben forderte daher, über Pilotprojekte zu diskutieren, mit denen erforscht werden könnte, "inwieweit eine Praktikumsprämie der richtige Ansatz ist".
Die AfD hält eine Praktikumsprämie grundsätzlich für eine "lobenswerte Idee", bezweifelt aber, ob sie wirklich eine spürbare Trendwende auf dem Arbeitsmarkt bewirken könne. "Dafür müssten die Rahmenbedingungen für die Ausbildungsbetriebe verbessert werden – Stichwort Bürokratieabbau", sagte der AfD-Abgeordnete Harm Rykena.