Das Weiße Haus hat Diskussionen um einen Rückzug von US-Präsident Joe Biden aus dem Präsidentschaftswahlkampf entschieden zurückgewiesen. Biden werde sich "auf gar keinen Fall" aus dem Rennen zurückziehen, sagte Pressesprecherin Karine Jean-Pierre am Mittwoch. Unterstützung bekam Biden nach seinem schwachen Auftritt bei der Fernsehdebatte gegen seinen Widersacher Donald Trump derweil von den Gouverneuren seiner Demokratischen Partei.
Seit dem Auftritt von Biden bei dem Fernsehduell mit Trump ist bei den Demokraten eine Diskussion darüber entbrannt, ob sie den 81-Jährigen gegen einen anderen Kandidaten für die Präsidentschaftswahl austauschen sollen. Biden - mit seinen 81 Jahren der älteste Präsident der US-Geschichte - hatte bei der TV-Debatte mit heiserer Stimme gesprochen, sich wiederholt in seinen Formulierungen verheddert und Sätze nicht zu Ende gesprochen.
Die "New York Times" und CNN berichteten am Mittwoch, Biden habe einem engen Vertrauten gesagt, dass er die Öffentlichkeit schnell davon überzeugen müsse, dass er das Amt ausüben könne. "Er weiß, dass die Dinge ganz anders aussehen, wenn er noch zwei solcher Ereignisse hat", sagte der Vertraute der "New York Times" zufolge über Biden.
Das Weiße Haus wies dies umgehend zurück. "Er macht weiter als Präsident, er macht weiter mit seinem Wahlkampf", sagte Sprecherin Jean-Pierre. Alles andere "was wir hören oder was berichtet wird, ist vollkommen falsch".
In einem Telefonat mit Wahlkampf- und Parteimitarbeitern betonte auch Biden derweil, im Rennen um das Weiße Haus bleiben zu wollen. "Ich bin bis zum Ende im Rennen und wir werden gewinnen, denn wenn sich die Demokraten vereinen, werden wir immer gewinnen", sagte Biden nach Angaben aus Kampagnenkreisen. "So wie wir Donald Trump 2020 geschlagen haben, werden wir ihn 2024 erneut schlagen."
Biden wiederholte die Botschaft bei einem Dringlichkeitstreffen im Weißen Haus mit den Gouverneuren der Demokraten, die ihm ihre Unterstützung zusagten. "Wir haben gesagt, dass wir an seiner Seite stehen werden", sagte der Gouverneur des Bundesstaats Maryland, Wes Moore, der als aufstrebender Politiker und potenzieller künftiger Präsidentschaftskandidat gilt, neben Tim Walz, Gouverneur von Minnesota, und Kathy Hochul, Gouverneurin von New York. Walz sagte, Biden sei "fit" für das Amt.
Zuletzt hatte Biden seine Müdigkeit nach mehreren Auslandsreisen als Begründung für den schwachen Auftritt angeführt. Es sei nicht sehr klug gewesen, kurz vor dem Duell "mehrmals um die Welt zu reisen. Ich habe nicht auf meine Mitarbeiter gehört (...) und dann ich bin auf der Bühne fast eingeschlafen", sagte er.
In einem am Mittwoch mit Civic Media aus Wisconsin aufgezeichneten Interview sagte Biden, "ich habe es vermasselt". Der 81-Jährige fuhr fort: "Ich habe einen Fehler gemacht. Das sind 90 Minuten auf der Bühne. Schauen Sie sich an, was ich in 3,5 Jahren gemacht habe."
Für Freitag kündigte der Sender ABC News das erste Fernsehinterview mit Biden seit dem TV-Duell an, das am Sonntag in vollständiger Länge gesendet werden soll. Der 81-Jährige will in den kommenden Tagen zudem nach Wisconsin und Pennsylvania reisen - beide Bundesstaaten sind sogenannte Swing States, in denen weder die Demokraten noch die Republikaner mit einem klaren Sieg rechnen können und die letztlich entscheidend für den Ausgang der Präsidentschaftswahl am 5. November sind.