Urtopia ist bekannt für einzigartiges Design seiner E-Bikes. Das Fusion hat der legendären Apple-Designer Hartmut Esslinger entworfen. Es vereint Funktionalität mit einem einzigartigem Aussehen.
Urtopias neuestes Bike, das Fusion, schlägt eine ganz andere Richtung ein als die ersten Modelle. Die smarte Elektronik wurde beibehalten, doch das Rad ist ein völlig anderer Typ. Die Modelle Chord und das Carbon 1 sind avantgardistisch gestaltete "Cafe Racer"-Räder – gedacht für ein junges urbanes Publikum. Das Fusion sticht ebenfalls optisch heraus, aber es ist ein Tiefeinsteiger. Der Rahmen bildet ein "V" – so wird das Auf- und Absteigen erleichtert. Typisch für Cityräder, Dennoch sieht das Fusion nicht nach "ältere Generation" aus. Die Gestaltung darf sich Kunstwerk nennen. Der Rahmen aus Carbon ist teils rund, teil kantig geformt. In der Testversion ist der obere Teil des Rades in einem irisierenden Orange lackiert, der untere und die Rädern schwarz. Optisch erreicht das Fusion eine "10 von 10". Kein Wunder, das Design stammt unter anderem vom legendären Apple- und Sony-Designer Hartmut Esslinger.
Wermutstropfen: Serienmäßig ist kein Träger dabei, aber so ein Rad ist auch für den Transport einer Tasche gemacht. Man kann einen passenden Träger nachrüsten. Auch bei ihm wurde sich Mühe gegeben, aber dennoch bricht der Träger und erst recht ein Einkaufskorb den klaren Bauhaus-Look auf. Obwohl viel Wert auf das Aussehen gelegt wird, besitzt das Fusion keinen in das Rohr integrierten Lenker. Die Lampe und die Kommandozentrale des Displays sind auf einem normalen Steuerrohr montiert. Im Prinzip kann man die Lenkstange ausbauen und gegen einen anderen Lenker austauschen, wenn einem die Haltung auf dem Rad nicht behagt.
Auf dem Fusion sitzt man sehr aufrecht, das Gewicht liegt auf dem Po. Es geht nur wenig Druck über Schulter und Hände auf das Vorderrad. Für diese gemütliche Haltung ist der Serien-Sattel fast zu sportlich ausgelegt. Das Rad selbst ist überraschend agil und lässt sich exakt lenken. Das liegt am steilen Winkel der Vordergabel. Das Bike rollt auf gemäßigten Ballonreifen. Die sind hinten auch die einzige Federung, vorn spendiert die Gabel satte 100 Millimeter Federweg. Bei diesem Modell sind Anbauteile wie Bremsen wertig – das Urtopia Carbon überzeugte mit seinem Carbonrahmen, an anderen Stellen musste dann etwas gespart werden.
Auch der Motor des Fusions stammt aus einer anderen Klasse. Hier wurde ein Mittelmotor von Bafang gewählt. Er liefert kraftvolle 80 Newtonmeter Drehmoment. Die Unterstützung ist sensibel und intuitiv. Sie steht den Platzhirschen wie Bosch und Yamaha in Nichts nach. Kein Vergleich zu den chinesischen Nabenmotoren, die ein Bike zuverlässig in Gang setzen – aber sich häufig mehr nach Mofa als nach Fahrrad anfühlen. Kombiniert ist der Motor mit einer Kette und dem Shimano CUES Schaltwerk mit zehn Gängen. Dazu kann das Fusion mit einem Duo-Akku gekauft werden. Der integrierte Standardakku fasst 540 Wattstunden und kann mit einem Rangeextender von 360 Wattstunden erweitert werden. Die Firma gibt dann eine kombinierte Reichweite von 240 Kilometern an (140 plus 100). Diese Maximalwerte erreicht man allerdings nur mit geringer Unterstützung – wie bei den Angaben aller anderen Motoren auch. Der Zweitakku sitzt in dem V des Rahmens und kann abgenommen werden, wenn man ihn nicht benötigt.
Urtopia bewirbt das Rad als All-Terrain-Beast und SUV-Bike. SUV kommt hin, so ein Auto geht eben auch nur auf dem Feldweg und nicht im schweren Gelände. Das Fusion macht auf gedeckter Fahrbahn eine sehr gute Figur und muss auch Feldwegen mit gelegentlichen Matschpassagen nicht passen. Aber es ist kein echtes Mountainbike im Citylook. Für starke Steigungen und schwierige Trails, die schnelles und kontrolliertes Lenken erfordern, passt die ganze gemütlich-sitzende Haltung nicht. Radwandern? Ja. Downhill? Eher nicht. Ein Mangel ist das kaum, wenn man das Rad sieht, denkt man nicht an solche Abenteuer.
Zu dem Rad als Rad kommt die smarte Seite von Urtopia. Das Fusion ist ein fahrender Computer. Es kann navigieren und zeigt die Richtung auf dem Lenkerdisplay an. Wird es weggetragen, schlägt es Alarm. Durch eine integrierte Simkarte weiß man immer, wo das Rad sich befindet. Dazu kommt ein Fitness-Coach und die Möglichkeit, seine Touren speichern und vergleichen zu können.
Den Wert dieser Gimmicks kann nur der einzelne Käfer beurteilen. Die Ortung im Falle eines Diebstahls ist sicher für jeden ein Vorteil. Das Feature, vom Handy Musik via Bluetooth auf den eingebauten Lautsprecher zu bringen, dürfte nicht für alle einen echten Mehrwert bedeuten. Das gleiche gilt für Routenspeicherung, Navigation und Fitnesskontrolle. Wenn man diese Funktionen nutzt, machen sie Spaß. Wenn man mit dem Rad aber im Wesentlich zum Einkaufen oder zur Arbeit fährt, braucht man sie nicht.
Wie schon die früheren Urtopia-Räder ist auch das Fusion kein billiger Jakob. Es gibt zahlreiche chinesische Hersteller, die den Markt mit sehr günstigen und dennoch soliden E-Rädern erobern wollen. Urtopia ist im oberen Preissegment unterwegs. Für das Fusion werden 3999 Euro aufgerufen. Das ist gemessen am Gebotenen nicht viel, aber sind eben doch fast 4000 Euro. Und dennoch ist das Fusion günstiger als etablierte Mitbewerber, die leichten Rahmen aus Carbon sind deutlich teurer als ein Gestell aus Aluminium. Unsere Meinung: Hervorstechendes Merkmal des Fusion ist das Design kombiniert mit der besonderen Haptik des Rahmens. Wenn es da "Klick" macht, ist das Rad ein prima Kauf. Interessenten sollten die Preise beobachten. Urtopia startet gelegentlich größere Rabatt-Aktionen.