Er ist der Bundesligaspieler der Stunde: Omar Marmoush. Acht Tore, vier Vorlagen in sechs Partien – der Angreifer von Eintracht Frankfurt spielt bisher eine atemberaubende Saison.
Für Dayot Upamecano hat der Arbeitstag am frühen Sonntagabend Höhen und Tiefen bereitgehalten. Der Bayern-Verteidiger erzielte immerhin ein Abstaubertor beim 3:3 gegen Eintracht Frankfurt, was nicht allzu häufig vorkommt. Doch am Ende war es nicht das, was in Erinnerung bleiben wird.
Was mehr ins Gewicht fiel, war sein verlorenes Laufduell gegen Eintracht-Angreifer Omar Marmoush in der ersten Halbzeit. Der Angreifer aus Ägypten schüttelte den Verteidiger bei seinem Sturmlauf einfach ab und ließ Upamecano wie einen überforderten Anfänger aussehen. Marmoush war zu schnell und zu stabil, trieb den Ball nach vorne und passte auf den kongenialen Sturmpartner Hugo Etiketé, der den zwischenzeitlichen 2:1 Führungstreffer für die Eintracht schoss.
Was Upamecano vielleicht ein wenig tröstet: Im Grunde hat Marmoush alle Bayern-Profis am Sonntagabend nahezu allein vorgeführt. Der 25-Jährige bereitete ein Tor vor, die anderen zwei schoss er selbst. Bei seinem Treffer zum 1:1 ließ er Rafael Guerreiro alt aussehen und vor seinem Ausgleichstreffer in der Verlängerung versuchten Palhinha, Dier und Kim zu dritt, ihn einzufangen – vergeblich. Marmoush war nicht zu fassen.
Der Mann ist der Spieler der Stunde in der Bundesliga. In sechs Partien gelangen ihm acht Tore und vier Vorlagen, was eine überragende Quote ist. Nur Harry Kane kann da mithalten. Der Bayernstürmer hat ebenfalls zwölf Scorerpunkte angesammelt, sieben davon sind aber Torvorbereitungen. Das Fußball-Fachmagazin "Kicker" wählte Marmoush zum Spieler des Spieltages und schrieb beeindruckt: "Er kam am Sonntagabend über den FC Bayern wie ein Tornado, der erbarmungslos Verwüstung stiftet."Zukunft_Nagelsmann 18.04
Bayerntrainer Vincent Kompany lobte ihn trotz des Ärgers über den verschenkten Sieg: "Er hat auch noch Geschwindigkeit und dann die Qualität im Abschluss. Ich kann das erkennen, wenn Spieler besondere Qualitäten haben. Wir bei Bayern haben viele solcher Spieler und er ist auch so einer."
Schon in der abgelaufenen Saison kam Marmoush auf 17 Saisontore. Doch jetzt scheint er richtig angekommen zu sein und seine Qualitäten vollends ausspielen zu können. Was ihm hilft: Die Mannschaft von Trainer Dino Topmöller wirkt insgesamt gefestigter, aktuell steht Frankfurt auf dem dritten Tabellenplatz. Marmoush hat mit Etiketé einen Sturmpartner, der über ähnliche Qualitäten verfügt.
Eine weitere Stärke des Ägypters ist, dass er sein Talent kontinuierlich entwickelt hat und langsam unter dem Radar gereift ist. Mit 17 verpflichtete ihn der VfL Wolfsburg vom Kairoer Klub Wadi Degla , wo er zunächst in der zweiten Mannschaft spielte. Das erste Ausrufezeichen setzte der Ägypter beim FC St. Pauli. Die Hamburger liehen ihn für ein halbes Jahr aus, als sie in der 2. Bundesliga abzustürzen drohten. Marmoush war ein entscheidender Faktor dafür, dass es wieder aufwärts ging.
Von Wolfsburg ging es über den VfB Stuttgart zur Eintracht nach Frankfurt. Marmoushs Stärke blitzte überall auf, ohne dass ihm der Durchbruch gelang. Er wurde allmählich immer besser – bis seine Formkurve in der aktuellen Saison nach oben schnellte.
Offenbar weiß der 25-Jährige, was ihm guttut. Ein Erfolgsgeheimnis dürfte der Wohlfühlfaktor sein. "Es macht sehr viel Spaß. Wir sind wie eine Familie. Wir feiern alle gemeinsam als Mannschaft, auch die, die nicht gespielt haben", sagte Marmoush nach dem Bayern-Spiel. Im zurückliegenden Sommer wollten zahlungskräftige Premier-League-Klubs den Angreifer verpflichten, doch Marmoush lehnte ab. Sein Gespür hat sich als richtig erwiesen und die Eintracht darf sich freuen, dass sie einen der besten Stürmer der Bundesliga bis 2027 unter Vertrag hat. Es dürfte sich am Ende für beide Seiten lohnen.
Quellen: DPA, "Kicker", "transfermarkt.de", "Sportschau", "Bild"