Die Freude über den Einzug in die zweite Runde des DFB-Pokals durch das letzten Endes souveräne 3:1 in Aue währte nicht allzu lange. Nach der Auslosung machte sich bei vielen Anhängern von Borussia Mönchengladbach eine gewisse Resignation breit. Bei Eintracht Frankfurt, mehr als ordentlich in die Saison gestartet und gegen Borussia auch schon erfolgreich, da dürfte die Reise schon zu Ende sein, so der Tenor.
Tatsächlich spricht im Moment wenig für einen Außenseiter-Erfolg im Pokal, und Außenseiter ist Borussia, auch wenn die Eintracht zuletzt nicht mehr so überzeugend aufgetreten ist, wie noch zu Beginn der Spielzeit. Einem knappen Erfolg in der Euro-League – allerdings mit einer B-Elf – folgte ein glücklicher Punkt bei Union Berlin. Dazu hat Frankfurt den Ausfall von Rechtsverteidiger Rasmus Kristensen zu beklagen. Die Leihgabe von Leeds United war bisher gesetzt. Allerdings hat Trainer Dino Toppmöller einen Kader, der groß und gut genug ist, diesen Verlust zu kompensieren. Tuta, Ebimbe oder der noch einsatzlose Tatort-Nebendarsteller Chandler könnten auf die rechte Abwehrseite rücken. Eine Umstellung von der Vierer- auf deine Dreierkette ist ebenso denkbar.
In der Innenverteidigung hat der umstrittene Platzverweis gegen Arthur Theate, gegen den die Frankfurter Einspruch einlegen wollen, keine Auswirkungen, im Pokal ist der Belgier nach gelb/rot ohnehin nicht gesperrt.
Ansonsten plagen Dino Toppmöller keine personellen Sorgen. Wer es sich leisten kann, Spieler wie Etikité auf die Bank zu setzen, hat allenfalls Luxusprobleme. Aus Gladbacher Sicht interessant ist die Frage, ob Mo Dahoud im Mittelfeld zum Einsatz kommt. Bisher spielt der frühere Borusse in Frankfurt nur eine Nebenrolle, im Spiel bei Union Berlin war er nicht einmal im Kader.
Borussia ist leistungsmäßig auch durchaus ansprechend in die Saison gestartet – ohne das allerdings in Punkte ummünzen zu können. Das gilt auch für die Bundesliga-Partie bei Eintracht Frankfurt, als man nach einer etwas verschlafenen ersten eine sehr ordentliche zweite Halbzeit spielte und am Ende etwas unglücklich den entscheidenden zweiten Treffer kassierte. Zuletzt trat man auf fremdem Platz deutlich weniger mutig auf, was Borussia in Augsburg und Mainz zeigte, war so schlecht, dass der Prozess gegen ein Team wie Eintracht Frankfurt relativ kurz werden dürfte. Aber nein, jetzt werde man mutig sein und müsse einfach mehr Entschlossenheit an den Tag legen, sagt Trainer Gerardo Seoane. Na dann. Außerdem – er hat das wirklich gesagt – habe der Pokal seine eigenen Gesetze.
Auch Seoane hat personell mehr oder weniger die freie Auswahl. Nico Elvedi wird voraussichtlich wieder im Kader stehen. Allein Nathan Ngoumou ist noch keine Option. Die einzig offene Frage lautet: Stöger für Plea, Stöger für Hack oder Stöger wieder auf die Bank. Stögers Leistung nach der Einwechslung in Mainz lässt keinen Aufschluss darüber zu, ob und wenn wo er spielen wird.
Aber egal, mit welchem Personal: Angesichts der momentanen Form wäre alles andere als ein Ausscheiden in der zweiten Pokalrunde überraschend bis sensationell. Um die aufkommende Trainerdiskussion einzudämmen, bedarf es wenigstens einer ansprechenden Leistung.
SEITENWAHL-Prognose
Christian Spoo: Nichts zu holen in Frankfurt. Die Eintracht gewinnt im Schongang mit 3:0, in Gladbach kann man sich danach auf die Trainerdiskussion konzentrieren (und vor tiefer reichenden Problemen weiter die Augen verschließen).
Michael Heinen: Borussia bietet der Eintracht zwar einen echten Pokalfight, scheidet am Ende aber durch ein 1:2 dennoch aus.
Mike Lukanz: Eine gute Sache hat die humorlose 0:2-Niederlage bei der Eintracht: Sie fühlt sich viel normaler an als das Ausscheiten bei einem unterklassigen Gegner, als man schon Tickets für ein Berlin-Wochenende im Warenkorb liegen hatte.
Volkhard Patten: Nach dem 0:4 steht der Trainer massiv unter Druck. Vorteil: Borussia kann sich ganz auf den Kampf um den Klassenerhalt konzentrieren.