MADRID. Am 1. Juni lief Toni Kroos ein letztes Mal für Real Madrid auf. Der 34-Jährige bestritt mit den Königlichen im Londoner Wembley-Stadion das Champions-League-Finale gegen Borussia Dortmund, gewann es 2:0 und sicherte sich damit seinen sechsten Europapokal – keiner hat mehr! Anschließend machte Ancelotti Kroos, der sein Karriereende Ende Mai angekündigt hatte, ein Angebot: „Ich habe ihm gesagt, dass wir auf ihn warten würden, falls er es sich anders überlegen sollte.“
Dürfen die Fans von Real Madrid nun doch noch hoffen, dass bei Kroos ein Umdenken stattfindet? „Nein, das steht zu 100 Prozent fest und das weiß er auch“, so der Mittelfeldstratege gegenüber SPORTS ILLUSTRADED über seine Entscheidung, nach der Europameisterschaft die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen. „Aber“, betont Kroos bezüglich Ancelottis Geste, „das zeigt seine Wertschätzung, die er immer hatte und die er nach wie vor hat und auch ein bisschen sein Bedauern.“
Es sei „immer meine Idee“ gewesen, so Kroos, „dass wenn ich aufhöre, mehr Leute sagen, dass es zu früh oder nicht richtig ist. Besser so, als wenn die Leute meinen, es ist höchste Zeit, dass man seine Karriere beendet.“ Nach zehn Jahren als Profi bei Real Madrid verabschiedet sich der gebürtige Greifswalder. 2014 wechselte er vom FC Bayern München zu den Blancos, den spanischen Rekordmeister hatte er zuvor als ein „bisschen unnahbar“ wahrgenommen.
Was sich schnell ändern sollte. Kroos rekapituliert: „Ich bin unfassbar beeindruckt gewesen. Als ich damals nach Madrid kam, war das Ambiente bereits von einem familiären Miteinander geprägt. Das hatte ich so nicht erwartet. Ich wusste, dass es wahrscheinlich die sportlich größte Adresse ist, auch deshalb ist es so schwer, sich durchzusetzen.“ Es gebe immerhin „viele Beispiele, die es nicht geschafft haben, obwohl die spielerische Qualität nicht das Problem war. Aber wenn man sich menschlich wohlfühlt, im Verein gebraucht wird und alles zusammenpasst, macht das alles leichter.“
Retrospektiv seien „diese zehn Jahre wie ein Märchen“, verdeutlicht Kroos und führt aus: „Ich bin damals mit großen Hoffnungen nach Madrid gekommen. Ich wollte mit Real den einen oder anderen Titel holen und mit dem Klub vielleicht einmal die Champions League gewinnen. Zudem hatte ich die Hoffnung, mich als Spieler durchzusetzen und die nächsten Schritte zu machen.“ Das sei „gefühlt schon das Maximum, was man sich erhoffen konnte“, meint er, „aber dass es so gut laufen würde, daran hätte ich nicht im Traum gedacht. Das hat alle Erwartungen übertroffen.“
23 Titel gewann Kroos in einer Dekade bei Real Madrid, 34 Trophäen holte er in seiner Karriere auf Klub- und Nationalmannschaftsebene insgesamt. Und der 35 soll folgen. „Letztendlich waren es auch immer die Titel, warum ich Fußball spiele. Ich will Titel mit Mannschaften gewinnen. Wenn am Ende eine 34 steht – bei der Fußball-EM werde ich um Titel 35 kämpfen – ist das eine persönliche Bestätigung, dass auf individueller Basis einige Dinge gut funktioniert haben“, so der Routinier.
Der Titel bei der anstehenden Europameisterschaft im eigenen Land sei „der Grund, warum ich mich für ein Comeback in der Nationalmannschaft entschieden habe“, so Kroos, der im März nach knapp drei Jahren Absenz ins DFB-Team zurückkehrte. „Diese EM im eigenen Land ist etwas ganz Besonderes und dieses Turnier will ich gewinnen. Auch wenn ich weiß, dass es nicht einfach wird und dass gewisse Dinge zusammenpassen müssen. Aber jetzt, wo meine Klub-Karriere erfolgreich abgehakt ist, habe ich nur noch diesen einen Gedanken.“
Und wie sind Deutschlands Chancen auf den EM-Triumph zu bewerten? Laut Kroos zählen Frankreich, England und Portugal zu den Favoriten: „Dahinter gibt es eine Reihe von weiteren Teams, die ebenfalls sehr stark sind. Da sehe ich uns mit dabei.“
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