Hinter unserem Blogger und World Cup-Ass Andreas Kolb liegen zwei hektische Wochen. Vom Heim-World Cup in Leogang, in den er als Vorjahres-Sieger und Mitfavorit gestartet ist, ging’s direkt zum wohl härtesten Val di Sole-Rennen der letzten Jahre. Wie es ihm ergangen ist, erfahrt ihr wie immer in seinem spannenden Rennbericht.
Wie man sich vorstellen kann, habe ich mich auf das Rennen in Leogang schon sehr lange gefreut. Aber natürlich habe ich auch gewusst: Das wird auf jeden Fall ein schwieriges Wochenende! Den Druck habe ich in den letzten Wochen bereits gespürt. Jeder hat mir gesagt: „In Leogang ist’s wieder so weit, in Leogang gewinnst du wieder, bla bla.“
Da bekommt man schon viele Hirngespinste eingepflanzt. Nichtsdestotrotz muss ich sagen, habe ich mich extrem gefreut. Ein Heim-World Cup ist immer mega cool, wie viele gibt es schon, die das haben? Man fährt 1,5 h von daheim weg und hat einen World Cup vor der Haustür. Das ist schon echt speziell und bin echt dankbar, dass ich das immer wieder erleben darf mit Familie, Freunden und den ganzen Fans natürlich. Es ist immer wieder ein Highlight!
Schon beim Trackwalk habe ich gedacht, das passt wieder echt super. Die Strecke war ziemlich gleich wie im Jahr davor. Oben wieder coole Offcamber-Sektionen mit ein wenig mehr Linienwahl und etwas mehr gedreht würde ich sagen – also sehr cool. Und auch in der Stumpfsektion gab’s eine etwas andere Linienwahl, da waren wir wirklich sehr beschäftigt, rauszufiltern, was ist wirklich gut und was ist schlecht. Das war beim Trackwalk wirklich schwer zu sagen, was gut funktionieren wird.
Danach ging’s auf den Motorway – ein Klassiker wie immer, nur ein bisschen besser gemacht, meiner Meinung nach, mit etwas längeren Sprüngen. Unten im Wald war die Strecke ziemlich ähnlich wie letztes Jahr, aber irgendwie doch wieder sehr anders. So ist etwa der steile Shoot relativ am Anfang teilweise geändert worden, die innere Linie war nun sehr gut, dazu gab’s eine kurze neue Sektion und ein paar engere Kurven. Von oben bis unten war es eine wirklich coole Strecke und ich habe es kaum erwarten können, dass ich auf’s Rad komme.
Das Wetter war wieder ein bisschen speziell, wie jedes Jahr im Leogang. Es hat immer wieder reingeregnet und am ersten Tag hat es ordentlich interessant angefangen. Ich hatte eigentlich geplant, mit Vali Höll eine Streckenvorschau zu machen, aber beim ersten Training war es dann doch etwas zu spicy und die Vali hat noch etwas länger gebraucht zum Trainieren.
Stattdessen habe ich das dann mit Ronan Dunne und Charlie Hatton gemacht im ersten Trainingslauf. Da sind wir gleich durchgefahren und haben schon ziemlich viel Spaß gehabt. Es war eine ziemliche Rutschpartie. Der erste Tag war jedenfalls interessant, gerade in Bezug auf das Bike: höherer Lenker, weichere Gabel für ein wenig mehr Grip, langsamerer Rebound im Vergleich zu Polen … es war eben eine steile Strecke wieder und dort hat sich das Setup ganz gut angefühlt.
Im Timed Training habe ich gleich ordentlich Gas gegeben und bin auf Platz 2 gefahren mit extrem vielen Fehlern, leider – aber da war die Nervosität schon ziemlich dabei, muss ich sagen. Mit Platz 2 war ich dann sehr zufrieden, da haben wir gesehen, dass wirklich schon jeder am Gas war.
Morgens wusste ich, dass es schon richtig abgehen wird. Quali und Semi-Finale sind sehr wichtig: Mittlerweile kann man da extrem viele Punkte für den Gesamt-World Cup sammeln. Und genau das war mein Ziel, dass ich das jetzt umdrehe, was ich in Polen und in Fort William eben nicht gemacht habe, dass ich im Semi-Finale und Quali zu wenig Gas gegeben habe. Die Motivation war jedenfalls groß.
Das letzte Training war echt cool und ich habe mich sehr gut gefühlt – wirklich sehr gut. Und dann haben wir leider ein bisschen ein Problem gehabt beim Start oben. Der Plan war, dass ich um 12:55 Uhr starte und dann hat sich herausgestellt, dass das ein Schreibfehler war von jemandem in meinem Team. Eigentlich war der Start um 12.53 Uhr.
Also war ich noch sehr gechillt am Start oben und ich bin eher so ein Typ, der eh schon spät ins Starthaus geht und dann hat es so eine Plötzlichkeit – ich muss schon ins Starthaus rein und war aber noch nicht wirklich ready. Da habe ich ein bisschen Stress bekommen, bin ins Starthaus rein, habe die Brille raufgeworfen, habe noch schnell einen Fistbump mit dem Mechaniker ausgetauscht – das muss einfach sein, das ist eine der wichtigsten Sachen – und dann hat das 10-Sekunden-Zeitfenster zum Starten schon grün aufgeleuchtet.
Ich musste noch den richtigen Gang einlegen, dass ich aus dem Start rauskomme, und schon war ich irgendwie raus und auf der Strecke. Es war wirklich etwas zu stressig, muss ich ehrlich sagen. Ich habe den Start ziemlich versemmelt, bin dann gleich in die nächste Kurve rein und habe wieder einen Fehler gemacht und das hat sich dann von oben bis unten ziemlich durchgezogen.
Leider konnte ich nicht so in den Flow finden, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich habe zwar schon vergleichbare Situationen davor gehabt, aber nicht so extrem und habe mich dann ein bisschen zu viel geärgert, was schade ist. Im Nachhinein denke ich mir, hätte ich vielleicht etwas besser damit umgehen können, aber in dem Moment habe ich es leider nicht geschafft und es hat dann nur für Platz 14 gereicht in der Quali. Darüber war ich dann auch sehr, sehr, sehr angepisst.
Im Ziel habe ich mir selbst so auf den Helm gedroschen, dass es weh getan hat, bin dann gleich abgehauen und habe dann auch im Umkleideraum bei uns im Bus meine Ellbogen-Schoner etwas umhergeworfen. Da habe ich ziemlich Frust abbauen müssen, weil ich einfach viele Punkte dort liegen lassen habe und Blödsinn zusammengefahren bin.
Aber man hat dann nicht viel Zeit, ich habe mich gut abreagiert und bin gleich wieder hoch fürs Semifinale. Die Motivation war sofort wieder da, ich habe die Quali-Probleme gleich vergessen und wollte im Semi-Finale natürlich mehr Gas geben, was dann aber auch nicht so aufgegangen ist. Ich würde sagen, ich habe den Flow nicht ganz gefunden in dem Run, aber habe alles gegeben und bin auf Platz 13 gefahren – einen Platz besser.
Leider sind dabei wieder ziemlich viele Punkte liegen geblieben, aber immerhin war die Zeit zu den vorderen Rängen knapp. Also die Pace war zumindest da. Ich musste auf jeden Fall noch Linien ändern, denn ich hatte schon am Ende des Trainings gewusst: ich bin auf zwei falschen Linien, aber konnte das so knapp vor der Quali nicht mehr ändern. Wenn man das in so einem Lauf das erste Mal probiert, riskiert man bloß, sehr viel Zeit zu verlieren. Dann lieber das Bekannte so schnell wie möglich fahren.
Gleich nach Semi-Finale ging’s also hoch zum Trackwalk und dabei habe ich noch ziemlich viele Linien gefunden. Wirklich in fast jeder technischen Sektion habe ich noch einmal Linien ändern müssen. Da wusste ich natürlich, der Final-Tag wird interessant. Ich muss definitiv versuchen, so früh wie möglich oben zu sein, damit ich fast als Erster auf der Strecke bin, um so ziemlich alle meine Linien noch mal zu ändern.
Das hat zum Glück dann alles richtig gut funktioniert. Gleich im ersten Run hab ich alle geplanten Linien, vor allem die vor dem Motorway, für mehr Exit-Speed und die im ersten Offcamber und natürlich unten im Wald alle getroffen. Das konnte ich also gut umsetzen, bin dann in zwei folgenden Trainingsläufen schnell auf Top-Speed gekommen und hatte richtig Spaß dabei. Das ist immer das Wichtigste!
Ich habe gemerkt, sobald wieder Spaß da ist, ist wieder alles von alleine passiert und ich hab genau das Feeling, das ich haben wollte. Dazu gab’s eine kleine Änderung am Bike – ich habe den Lenker, den ich ja höher gesetzt hatte, wieder tiefer gemacht. Wir haben auf Videos bemerkt, dass ich zu entspannt am Bike war – ein bisschen zu weit hinten und zu entspannt. Oft ist zu entspannt auch nicht gut. Daher sind wir wieder ein bisschen tiefer gegangen, um mehr Schub nach vorn zu bekommen.
Dann war es eh schon Zeit: Final-Lauf mit extrem cooler Fan-Menge. Die Fans waren im Training und auch am Vortag schon mega. Außerdem ist wieder ein Bus aus meiner Heimat gekommen, mit 40 Leuten, darunter die ganze Familie, Freunde, Freundinnen und so weiter. Es war wirklich ziemlich was los. Ich habe einen dicken Grinser im Gesicht gehabt.
Emotional war es natürlich auch – ich habe immer ein bisschen an letztes Jahr denken müssen, als ich gewonnen habe, aber die Motivation war da. Beim Warm-up war ich fast auch etwas außer mir teilweise. Ich war zu motiviert, aber ich habe das dann genutzt, war wirklich im Moment und habe es kaum erwarten können, einfach Rennen zu fahren. Mein Ziel war, Gas zu geben, egal was rauskommt! Also, ob dann Platz 15 rauskommt, Platz 1 oder Sturz, das war mir dann offen gesagt fast schon egal, weil ich gewusst habe, wenn ich mein Bestes gebe, ist das alles, was ich machen kann.
Und genau das habe ich dann gemacht. Ich oberen Teil habe ich einen ganz akzeptablen Lauf hingelegt, aber leider in der zweiten Zwischenzeit einmal ziemlich stark in die Bremse gegriffen und da viel Zeit verloren. Auf dem Motorway habe ich komischerweise sehr viel Zeit verloren, was ich bis jetzt nicht ganz verstehe. Freunde von mir haben gemeint, dass der Wind ziemlich gedreht hat zwischendrin, aber das ist immer mehr Spekulationen als sonst was. Sprich, darauf lasse ich mich jetzt auch nicht zu viel ein.
Ich glaube, es war vielleicht das Bikesetup auch minimal zu weich, ich bin mir nicht ganz sicher. Aber dann im unteren Teil habe ich extrem viele Fehler gemacht – die Fans waren einfach der absolute Wahnsinn. Ich habe so etwas noch nie erlebt und ich habe es einfach gemerkt: Die feuern dich wirklich jetzt mehr an als alle anderen! Da bin ich ein bisschen zu sehr in den Genuss von den Fans gekommen, habe zu viele Fehler gemacht unten, aber war trotzdem drittschnellste im unteren Teil. Die Fans haben mich da runtergetragen, obwohl ich Fehler gemacht habe, haben mich auch immer weitermachen lassen.
Das Rennen habe ich dann auf Platz 6 beendet. Bis zum Bruni, bis zum letzten Fahrer, war ich auf dem Podium, aber das hat dann leider nicht gereicht wegen 2–3 Zehntelsekunden auf Platz 3. Das ist natürlich sehr schade und so ein bisschen die Story des Jahres für mich. Aber nachdem ich die letzten zwei Jahre auf dem Podium war und einmal gewonnen habe, kann ich mit Platz 6 mehr als zufrieden sein mit meiner Leistung beim Heimrennen.
Zudem bin ich auf jeden Fall wieder so fit wie vielleicht noch nie zuvor … zumindest so wie letztes Jahr, als ich auf Sieg gefahren bin. Und genau das nehme ich jetzt mit nach Val di Sole. Ich kann es kaum erwarten, dort wieder Gas zu geben und das Feeling ist wieder voll da, ich bin wirklich außer mir, wieder ordentlich Gas zu geben und der Spaß am Radfahren ist so groß wie nie. Vielen Dank nochmal an alle Fans, die mich in Leogang so angefeuert haben!
Val die Sole – eine meiner Lieblingsstrecken aller Zeiten. Nachdem Leogang nicht 100-prozentig erwünscht verlaufen ist, ich mich aber körperlich sehr gut gefühlt habe und das Selbstvertrauen wieder gewachsen ist, war die Motivation natürlich riesengroß. Ich habe versucht, die paar Tage zwischen Leogang und Val di Sole etwas zu chillen, habe ein bisschen rausgenommen, den Pool vom Hotel genutzt – dann ging’s aber auch schon zum Trackwalk.
Beim Trackwalk wurde die Motivation leider etwas gedämpft, muss ich ehrlich gestehen. Die letzten zwei Jahre ist Val di Sole teilweise komisch verändert worden und es wird leider immer etwas unnatürlicher. Eigentlich ist es auch logisch: Wenn eine Strecke lange gefahren wird, wird sie natürlich mit der Zeit tot gefahren.
Mittlerweile ist die Linienwahl auch nicht mehr wirklich die, die ich so hart feiere. Man versucht schon noch, kreativ zu sein. Aber es ist nicht mehr die Originallinie, auf der die Strecke flowig und geil war, sondern es ist jetzt alles ziemlich verblockt geworden. Normalerweise bin ich ein Riesenfan von engen Kurven und eher langsamen Strecken, aber ich muss gestehen – inzwischen ist die Strecke in Val di Sole fast zu langsam.
Es ist so verblockt geworden. Langsam kann man ja kaum sagen, aber es ist etwas zu eng gesteckt und man scheppert nicht mehr einfach nur irgendwie gerade den Berg runter, so wie Val di Sole immer war, sondern man steht durchgehend auf der Bremse und eiert um Kurven voller Wurzeln und Steine rum. Das war leider dieses Jahr wieder der Fall, genau wie letztes Jahr und das habe ich persönlich nicht so cool gefunden. Allerdings ist die Strecke perfekt hergerichtet worden, was mich ziemlich überrascht hat.
Ich dachte, der erste Trainingstag wird mega chillig. Doch dann ist der Regen gekommen, was dann alles etwas anders hat aussehen lassen. Ich habe erwartet, dass es nicht zu schlimm wird, aber es war dann doch um einiges nasser als erwartet und ich habe im Training ziemlich gestruggelt. Daraufhin hab ich das Bike-Setup wieder etwas verändert. Der Lenker ging wieder etwas höher als in Leogang, den Dämpfer etwas langsamer und eine etwas offenere Druckstufe. Auch das Reifensetup haben wir etwas weicher gewählt: 23 psi vorn, 28 psi hinten.
Das Training war insgesamt ziemlich chaotisch. Ich habe nicht viel auf die Reihe bekommen und bin auch nicht wirklich ins Fahren gekommen – so wie 99 % der Fahrer. So bin ich mit einem Kopfkratzen aus dem ersten Training raus und habe mir gedacht, es wird nicht so easy das Wochenende, wie ich es mir erwünscht hätte. Easy ist es nie, aber normalerweise ist es für mich so ein Flow-Zustand: Da erarbeite ich mir meine Linien und habe Spaß daran. Das ist dieses Jahr irgendwie nicht so ganz gelaufen.
Der Quali-Tag ist immer extrem stressig, weil einfach so viel auf dem Plan steht. Ich habe im Training versucht, noch ein bisschen den Flow zu finden, aber habe weiter etwas gestruggelt, denn es waren immer noch extrem nasse Stellen drinnen. Teilweise gab es richtige Quellen in der Strecke, aus denen Wasser ausgetreten und dann die Strecke runtergelaufen ist. Da gibt’s natürlich schlechte Chancen, dass die Strecke trocknet. Ich habe immer so 200–300 Meter gut Gas geben können und dann wieder Fehler gemacht. Das hat sich permanent so durchgeschlichen.
Kaum ist die Training-Session vorbei, muss man schon hoch zur Quali. Natürlich bin ich dann auch nicht 100 % happy aus dem Training raus, aber dachte, es geht jedem genau gleich. Ich habe auch mit vielen Leuten gesprochen und gemerkt, jeder hat Probleme, von daher ist es egal. Die Quali bin ich etwas zu aggressiv angegangen, würde ich sagen, und habe ziemlich viele Fehler von Anfang an gemacht.
In einer Kurve, wo eigentlich nichts wirklich passiert, was in Val di Sole selten ist, habe einfach das Vorderrad verloren. Ich habe mich wohl zu weit reingelehnt und bin weggerutscht. Das war ein klassischer Fehler: mental kurz entspannen wollen und das funktioniert in unserem Sport einfach nicht.
Daraufhin dachte ich, gleich kommt das große Steinfeld, da chill ich ganz kurz in den zwei Kurven und dann leg ich wieder los. Und genau dabei bin ich weggerutscht und gestürzt. Natürlich habe ich ein paar Sekunden liegen lassen und bin am Ende 27. geworden. Bis zu der Zwischenzeit, an der ich gestürzt bin, war ich Siebter, was ja nicht schlecht ist.
Deutlich mehr hat mich allerdings mein Armpump frustriert: Nach dem Sturz hatte ich den Armpump meines Lebens! Das meint extremen Druck in den Unterarmen und kein Gefühl in den Händen. Im unteren Teil konnte ich mich kaum am Lenker halten, teilweise bin ich fast über den Lenker, weil ich gebremst habe, ohne es zu wollen.
Ich bin dann direkt zum APC, also zum Physio von Red Bull. Der Jakob hat mir super ausgeholfen und meine Arme gelockert – das hat sich wirklich ausgezahlt. Anschließend habe ich noch Hitzecreme drauf gegeben und bin so ins Semi-Finale gegangen. Das Ziel war, einfach nur Spaß zu haben und runterzukommen. So gehe ich Rennen normalerweise nicht an, aber ich habe dann einfach versucht Spaß zu haben und bin prompt auf Platz 5 gefahren, was mich sehr überrascht hat.
Also wenn ich an den Run denke … ich habe wirklich fast null Gas gegeben und habe mir teilweise sogar gedacht, dass ich schon schneller fahren könnte. Lieber wollte ich jedoch einen sicheren Lauf ins Ziel bringen, dass ich sicher im Finale starten kann. Dass dann ein fünfter Platz draus wird, war eine große Überraschung. Das gab natürlich auch gute Punkte für die Gesamtwertung.
Am Ende des Tages war ich natürlich super glücklich: So schei*e wie es angefangen hat, so gut ist es geendet. Zu sehr ist es mir aber nicht zu Kopf gestiegen, da ich ja noch etwa fünf Sekunden hinter Pierron, Iles und Brosnan lag. Es war also klar, dass ich am nächsten Tag mehr Gas geben muss.
Anschließend gab’s wieder einen Trackwalk, bei dem ich noch viel gefunden habe, was ich ändern wollte. Außerdem ist es dann langsam trocken geworden, was die Motivation vergrößert hat, weil es wieder ein bisschen mehr wie Val di Sole ausgesehen hat.
Leider hat das Wetter dann wieder nicht mitgespielt. Am Final-Tag hat es wieder angefangen zu nieseln und generell ist die Feuchtigkeit über Nacht nicht so richtig aus der Strecke rausgekommen. Im Training war fast noch rutschiger als in der Quali. Entsprechend bescheiden lief es dann auch. Ich habe viel gestruggelt und habe vor allem immer da Fehler eingebaut, wo ich im Run vorher sauber durchgekommen bin.
Das hat es schwer gemacht, den Flow zu finden und Gas zu geben. Ich habe allerdings mitbekommen, dass alle Probleme haben und daraus geschlossen, dass man durchaus Fehler machen kann. Das war dann auch in meinem Hinterkopf, dass ich mich von Fehlern nicht unterkriegen lasse, sondern diese akzeptieren muss. Genau mit dem Mindset bin ich dann ins Finale reingegangen.
Leider hat es während des Finales immer mehr geregnet. Für mich war es aber ehrlich gesagt ganz easy. Ich habe mir gedacht: Egal, ich gehe da jetzt einfach locker hinein, gebe Gas, soviel es geht und was rauskommt, kommt raus. Genauso bin ich auch gefahren und habe das ein bisschen überschätzt, würde ich im Nachhinein sagen. Ich dachte, es würde um einiges rutschiger werden, als es dann war. Deshalb bin ich oben eher lockerer gefahren und habe wenig riskiert.
Dafür habe ich eine ordentliche Strafe bekommen, in Form eines fetten Rückstands bei der ersten und zweiten Split. Mittendrin habe ich dann gedacht: Okay, jetzt muss ich aber doch etwas schneller fahren! Da war ich mir sicher, dass doch noch mehr geht. Ich habe dann probiert, schneller zu fahren und genau als ich angefangen habe zu pushen mittendrin, ist leider der Armpump wieder zurückgekommen. Von dort weg bin ich dann wieder nur auf der Bremse gewesen und habe probiert, ins Ziel zu kommen und Punkte zu machen.
Von Angriff war ich da sehr weit entfernt. Ich habe mich fast schon geschämt, muss ich ehrlich sagen, im letzten Teil, wie ich da runtergefahren bin. Das war mehr ein Trainingslauf und einfach nur Festhalten am Bike als sonst irgendwas. Eigentlich eine sehr langweilige Fahrt. Für mich natürlich nicht: Ich hatte Todesangst, dass ich gleich über den Lenker fliege.
Gleichzeitig wusste ich, dass ich gerade nicht das zeige, was ich eigentlich kann! Platz 11 im Endeffekt – mit richtig, richtig fettem Rückstand auf Amaury Pierron. Das war schon sehr frustrierend, muss ich ehrlich gestehen, und sehr schwer, das zu akzeptieren.
Im Nachhinein ist man immer schlauer: Die Verletzung an meinem linken Arm hat sicherlich eine Rolle gespielt und auch in Sachen Bike-Setup haben wir wieder etwas gelernt. Das Wochenende lief auch insgesamt gut und es haben ja auch andere Fahrer Probleme gehabt. Die drei, vier Top-Jungs eindeutig nicht, die haben gezeigt, was möglich war.
Und natürlich möchte ich zu denen gehören und nicht zum Rest. Das ist jetzt das Ziel für Les Gets, die, wenn sie nicht zu viel geändert haben, meine aktuelle Lieblingsstrecke ist. Die Position, in der ich aktuell bin, ist keine leichte. Mir fehlt nicht viel zur Top-Pace – Val di Sole unter diesen extremen Bedingungen war da eine Ausnahme. Ich muss schauen, dass ich wieder mehr den Flow finde, einfach Spaß habe.
Ich denke, wenn der Spaß wieder mehr dabei ist, was dieses Wochenende gefehlt hat, dann sind wir wieder sehr gut dabei und auf das freue ich mich schon wieder. Einfach wieder gute Rennläufe passieren lassen – das ist einfach das, was ich jetzt im Moment machen muss und das freut mich schon wieder.
An dieser Stelle wieder Danke an alle Leser und bis zum nächsten Mal.
Was sagst du zu Andis Wechselbad der Gefühle?
Alle Artikel zum Downhill World Cup Val di Sole 2024 | Alle Infos zum Downhill World Cup 2024