Vor 30 Jahren hält ein stundenlanges Entführungsdrama das beschauliche Künstlerdorf Worpswede in Atem: Mehrere Männer kidnappen die Ehefrau eines bekannten Sportarztes. Am 19. Juni 1995 geschah in Worpswede bei Bremen Unglaubliches: Drei bewaffnete Männer verschleppten die 49-jährige Ehefrau eines bekannten Sportarztes aus ihrer Villa. 17 Stunden wurde um das Leben der Frau gebangt. Die 49-Jährige wurde den damaligen Angaben des Lüneburger Kriminaldirektors Jürgen Willner zufolge gegen 6 Uhr von drei maskierten Männern entführt. Zuvor hatten die Täter den 51 Jahre alten Arzt vor seinem Haus abgefangen. Sie zwangen das Paar, den Tresorschlüssel herauszugeben und raubten Geld und Schmuck im Wert von knapp 700.000 Mark aus der Villa. Ein großer Teil der Beute wurde später von der Polizei sichergestellt. 49-Jährige wurde im Nachthemd entführt Die Täter fesselten den 51-Jährigen sowie seine Frau und entführten die nur mit einem Nachthemd bekleidete 49-Jährige. Sie drohten dem Arzt, er solle die Polizei nicht einschalten. Die Gangster flüchteten dann mit dem Auto des Paares, einem schwarzen Golf. Der 51-Jährige alarmierte dennoch die Polizei, diese tappte jedoch lange im Dunkeln, da sich die Kidnapper nicht meldeten. Hinweise aus der Bevölkerung hätten dann erste Spuren ergeben, zunächst auf ein Fahrzeug, dann auf ein Haus, in dem die Entführte zeitweise festgehalten wurde. Die Täter seien später mit der Frau, die ohne Essen und Trinken im Kofferraum ausharren musste, "kreuz und quer" durch Niedersachsen gefahren. Entführungsdrama endete nach 17 Stunden Das Entführungsdrama wurde zum Nervenkrieg: Die Frau durfte erst um 20.20 Uhr mit ihrem Mann telefonieren. Bis dahin hielten die Täter sie offenbar in dem Wohnhaus eines Verwandten einer der Täter fest. "Wahrscheinlich in einem Kellerraum, der videoüberwacht wurde", mutmaßte Einsatzleiter Willner. Die Entführer hatten der Frau Mund und Augen verklebt und die Ohren zugestopft. Offenbar wegen des spürbaren Fahndungsdrucks der Polizei ließen sie die unverletzte 49-Jährige schließlich nach 17 Stunden in Kirchhorst bei Hannover frei. Sie verzichteten überraschend auf das geforderte Lösegeld von damals 600.000 Mark. Bürger gab entscheidenden Hinweis Den entscheidenden Hinweis auf das Kellerversteck der Entführer im Kreis Osterholz-Scharmbeck bekam die Polizei von einem Bürger. Deshalb war sie den Gangstern kurz vor der Freilassung der Entführten bereits auf der Spur. Ein Radfahrer war der erste, den die erschöpfte Frau wenige Minuten nach ihrer Freilassung anhalten und um Hilfe bitten konnte. Am Ende konnten insgesamt vier Täter im Alter zwischen 22 und 40 Jahren festgenommen werden. Sie legten teilweise Geständnisse ab und bekamen mehrjährige Haftstrafen. Einer der Männer soll den prominenten Sportarzt gekannt und in dessen Praxis eine Computeranlage installiert haben. Der Arzt hatte zum damaligen Zeitpunkt seit mehr als 20 Jahren eine Praxis im niedersächsischen Osterholz-Scharmbeck. Prominente Patienten des Spezialisten für Muskelverletzungen waren unter anderem Rudi Völler , Thomas Doll und Karl-Heinz Riedle. Der Arzt übernahm auch die medizinische Betreuung der US-amerikanischen Frauen-Volleyball-Nationalmannschaft auf ihrer damaligen Europatournee.
