16 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern könnte eine monatliche Rente unter 1200 Euro drohen. Dies geht aus einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine schriftliche Frage von BSW-Chefin Sahra Wagenknecht hervor, die der Nachrichtenagentur AFP am Sonntag vorlag. Demnach ist nach aktueller Rentenformel derzeit rechnerisch ein Stundenlohn von 17,27 Euro nötig, um nach 45 Jahren durchgehender Vollzeitarbeit auf eine Rente von 1200 Euro zu kommen.
Rund 16 Millionen Beschäftigte verdienen der Antwort zufolge jedoch aktuell weniger als 17 Euro brutto in der Stunde. Das sind rund 39 Prozent aller etwa 40,8 Millionen hierzulande Beschäftigten.
Ein Stundenlohn von 19,36 Euro ist demnach nötig, um 1314 Euro monatlich Rente zu erhalten - die aktuelle Armutsgefährdungsschwelle für Alleinlebende.
Das Arbeitsministerium spricht in seiner Antwort aber von "abstrakten" Modellrechnungen, da unter anderem ein über 45 Jahre unverändertes Lohnverhältnis angenommen wird. Zudem müssten noch andere Einkommen berücksichtigt werden - die Rente sei in der Regel nicht das einzige Einkommen eines Haushalt.
"Wir haben eine schwere Rentenkrise in unserem Land", sagte Wagenknecht AFP. "Wenn 16 Millionen Arbeitnehmern laut aktueller Rentenformel eine Rente unter 1200 Euro droht, dann wird Altersarmut ein noch viel größeres Problem." Die nächste Bundesregierung müsse die Bevölkerung darüber abstimmen lassen, ob sie zu einem Rentensystem wie in Österreich wechseln oder beim schlechten Status quo bleiben wolle, forderte die Bundestagsabgeordnete.
"In Österreich fällt niemand, der 40 Versicherungsjahre geleistet hat, unter 1600 Euro Rente", sagte Wagenknecht. Das BSW fordere analog die Einführung einer gesetzlichen Mindestrente in Höhe von 1500 Euro nach 40 Versicherungsjahren. Wagenknecht hält das für "finanzierbar, wenn wie in Österreich auch bei uns alle Erwerbstätigen in die Rentenkasse einbezogen werden" - konkret sollten "unbedingt auch Bundestagsabgeordnete und Bundesminister einzahlen müssen".