46ers-Guard Kyle Castlin über seine Pläne, seine Freizeit, seine Ernährung und das Lesen in der Bibel.
Wenn „Frenki” Ignjatovic über Kyle Castlin spricht, dann gerät er regelmäßig ins Schwärmen. „Er ist ein Mann für die BBL, ich würde sogar behaupten, er kann auch in der EuroLeague oder in der NBA mithalten“, schwelgt der Cheftrainer der GIESSEN 46ers in Superlativen, wenn die Rede auf den 28-Jährigen Guard, den er im Sommer von Union Mons-Hainaut/Belgien kommend von einem Engagement an der Lahn überzeugen konnte, fällt.
Die Stats, die der Mann aus Marietta/Georgia, einer 60.000 Einwohner zählenden Kleinstadt vor den Toren von Atlanta, mit steter Regelmäßigkeit fast wie ein vorweihnachtlicher Paketzusteller liefert, sprechen für sich: Fast 16 Punkte bei einer durchschnittlichen Einsatzzeit von rund 32 Minuten waren es auch bei Castlins Engagement vor zwei Jahren in Hagen, nur seine Werte von der Dreierlinie (55 gegenüber 39 Prozent) und bei den Rebounds (vier gegenüber drei) konnte er noch einmal verbessern.
Wie hat sich „KC“, der vor wenigen Monaten noch für die Memphis Grizzlys in der NBA Summer League auflief, in Mittelhessen eingelebt? Welche Pläne hat er für die Zukunft? Warum liest er regelmäßig in der Bibel? Wir haben uns mit Kyle Anthony Castlin bei „M&K`s up and smoke Tour“, einem von Mathias Kahmann und seinem Team geleiteten Burger-Spezialisten hinter dem Globus-Handelshof in Dutenhofen, der die 46ers schon sehr lange unterstützt, kurz vor der Partie des 14. Spieltags der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA am Samstag (19 Uhr) gegen die EPG Guardians Koblenz getroffen und nachgefragt.
KC, wir treffen uns in einem Burger-Laden in Dutenhofen. Das klingt nicht nach Ernährung eines Sportlers …
Moment, ich essen ja nicht jeden Tag Burger. Erstens gibt es hier ja auch noch andere leckere Sachen außer Burgern, außerdem haben wir Profisportler viel Verbrennung und können es uns deshalb so ein-, zweimal pro Woche erlauben, etwas deftiger zu essen.
Wenn du morgens aufstehst: Ein Besuch beim Bäcker auf der anderen Straßenseite? Ein Müsli? Oder nur einen Kaffee vor dem Training?
Ich weiß, es ist verlockend, einen Bäcker auf der anderen Straßenseite zu haben, aber ich belasse es morgens gerne bei einem frisch gepressten Orangensaft und Cornflakes, dann bin ich fit für unsere erste Einheit.
Was Interessiert dich in deiner Basketball-freien Zeit?
Ich mag es, Action-Filme zu schauen, außerdem telefoniere ich via Facetime viel mit meiner Familie und mit Freunden in den USA. Das gibt mir jeden Tag einen großen Halt.
Dein Coach „Frenki“ schwärmt von dir in den höchsten Tönen und sagt, du könntest auch in der EuroLeague oder in der NBA spielen. Das klingt leider nicht so, als würdest du lange in Gießen bleiben …
Als Profisportler ist es schwer, in die Zukunft zu schauen. Jeder weiß, dass ich bald in der BBL spielen möchte, daraus habe ich auch nie ein Geheimnis gemacht. Am liebsten wäre mir es, wenn dies mit den 46ers gelingen könnte. Ich mag den Club, ich mag die Menschen, die für ihn arbeiten, mein Fokus liegt derzeit einzig und alleine darauf, mitzuhelfen, Gießen stark und erfolgreich zu machen. Außerdem möchte ich mich ständig verbessern, denn ich habe einen hohen Anspruch nicht nur an die Mannschaft, sondern vor allem auch an mich.
Wie sieht deine sportliche Zukunft aus?
Wie gesagt, das ist schwer vorauszusehen. Ich bin im ständigen Austausch mit meinem Agenten Pat King, der ja auch schon für Gießen gespielt hat. Nichts ist unmöglich, auch eine Vertragsverlängerung halte ich keineswegs für ausgeschlossen.
Hast du außerhalb der beiden Hallen und dem Moto59 andere Ecken von Gießen kennenlernen können?
Ehrlich gesagt, leider wenig. Bei unserem Kapitän Robin Benzing schauen wir oft Basketballspiele, er hat so einen wunderbar großen Fernseher. Außerdem kenne ich das Gianoli in der Plockstraße und das Diyar Sofrasi in der Rodheimer Straße.
Es heißt, in der Halbzeitpause greifst du schon mal zur Bibel, nachdem der Trainer seine Ansprache gehalten hat. Warum?
Ich bin ein sehr gläubiger Mensch. Ich weiß, dass es nicht selbstverständlich ist, als Profi Basketball spielen zu dürfen. Es war immer mein Kindheitstraum, ich konnte mir ihn mit harter Arbeit erfüllen, das hatte Gründe. Mit einem festen Glauben ist viel möglich. Ich bin dankbar, auf dieser Welt sein zu dürfen.
Du hast bisher im Schnitt knapp 16 Punkte markiert, besonders aber von der Dreierlinie mit 55 Prozent beeindruckt. Bist du mit deiner persönlichen Bilanz zufrieden?
Es geht immer alles noch viel besser. Daran arbeite ich Tag für Tag. 55 Prozent Trefferquote von der Dreierlinie heißt ja auch, dass ungefähr jeder zweite Schuss danebengeht. Damit kann ich nicht zufrieden sein.
Und wie zufrieden bist du mit der Performence der Mannschaft? Schließlich wartet das Team weiter auf einen Sieg gegen ein Team, das in der Tabelle vor Gießen liegt …
Wir müssen noch härter arbeiten, um noch mehr Siege einzufahren. Die 46ers haben Potenzial, das wir künftig auch noch mehr zeigen werden, vorausgesetzt, wir bleiben von Verletzungen verschont. Wir wollen in die Playoffs und wir werden sie auch erreichen.
Du hast im Sommer gesagt, du möchtest die 46ers in die BBL führen. Steht deine Aussage noch?
Die ProA ist eine verrückte Liga, in der Jeder Jeden schlagen kann. Unser Coach predigt uns Tag für Tag, dass wir nach oben wollen. Warum sollte ich also von diesem Ziel abrücken?
Der Beitrag „Es ist schwer, in die Zukunft zu schauen“ erschien zuerst auf GIESSEN 46ers.