Die meisten Autohersteller in Europa und den USA sind in der Krise. Selbst im Luxussegment. Nur in einer italienischen Kleinstadt läuft das Geschäft. Ferrari trotzt der Konsumflaute – aber auch dann noch, wenn hohe Zölle drohen? Einmal in zehn Jahren ist es so weit: Ferrari präsentiert ein Supercar. Nach dem LaFerrari stellte das Unternehmen im Oktober das neue Sondermodell Ferrari F80 vor. Es hat 1.200 PS, ist ein Hybrid und kostet 3,6 Millionen Euro. 799 limitierte Exemplare gehen an besondere Kunden. Sie sind noch gar nicht gebaut und doch schon ausverkauft. Die Nachfrage war um ein Vielfaches höher. Auch sonst läuft es bei Ferrari. Der Gewinn ist so hoch wie noch nie. Der Börsenkurs ebenfalls. Die Marke ist bekannt und beliebt. Doch die Zukunft kann selbst für Ferrari schwieriger werden – wenn die neue US-Regierung hohe Zölle auf Autoimporte erhebt. Oder doch nicht? Was macht Ferrari besser? 2,5 Milliarden Euro will Ferrari in diesem Jahr mit seinen Fahrzeugen an Gewinn einfahren. Der Umsatz soll von sechs auf 6,4 Milliarden Euro steigen. In den vergangenen fünf Jahren hat der Gewinn im Schnitt um gut zehn Prozent zugelegt. Und das alles inmitten von Wirtschaftskrise und Krise in der Autobranche, selbst im Luxussegment. Was macht Ferrari aus, was macht Ferrari anders? Fragt man Experten, dann fällt ein Wort: Exklusivität. Die Manufaktur in Maranello hat im vergangenen Jahr rund 13.700 Autos verkauft. Das Angebot wird bewusst knapp gehalten. Wer einen Ferrari fahren möchte, benötigt Geduld. Künstliche Verknappung ermöglicht es Ferrari, die Preise jährlich zu erhöhen. Exklusivität und Limitierung Die Folge: Ferrari ist die bekannteste Automarke der Welt. Und die profitabelste. Das Luxussportwagen-Segment ist naturgemäß wachstums- und margenstärker als der Massenmarkt. Die Kundschaft ist treuer und weniger preissensibel. Hier geht es um PS, Design und Exklusivität. Das Segment wächst im Schnitt jährlich um zehn Prozent. Vor allem in Asien und im Nahen Osten ist die Nachfrage in den vergangenen Jahren gestiegen. Dennoch: Die Wirtschaftsflaute geht auch an Ferrari nicht ganz spurlos vorbei: Im dritten Quartal sank der Absatz um zwei Prozent auf 3.383 Fahrzeuge. Vor allem aus China wurde weniger bestellt. Die Herausforderungen der Zukunft sind aber für alle gleich: strengere Regulierung bei Emissionen, mehr Nachhaltigkeit, Elektromobilität. Herausforderung E-Mobility Mit Letztem tat sich Ferrari etwas schwer: Ferraris erstes Elektroauto soll Ende 2025 vorgestellt werden und 2026 auf den Markt kommen. Das hatte Ferrari-Chef Benedetto Vigna bestätigt, offen ist aber, ob es ein Sportwagen, ein SUV oder etwas anderes ist. Andere Hersteller sind da auf der Kriechspur unterwegs: Lamborghini rechnet mit dem elektrischen Lanzador frühestens für 2028. Es könnte auch später werden. Begründung: Die Akzeptanz reiner E-Autos lässt, vor allem im Hochpreissegment, etwas nach. Das merkt auch Konkurrent Porsche. Er ist immerhin seit fünf Jahren mit dem Taycan unterwegs, der in zweiter Generation mit mehr Reichweite glänzt, aber an nachlassender Akzeptanz und Nachfrage leidet. Wenn Ferrari ein Elektroauto baut, dann in Maranello, das ist klar. Dort geht 2025 eine neue Produktionshalle an den Start. Kommt Ferrari mit seiner heimischen Produktion eigentlich unter Druck, wenn die USA demnächst Importzölle auf Autos einführen? Noch ist Europa nicht in den Zoll-Fokus geraten. Bislang konzentrieren sich die Überlegungen der künftigen US-Regierung auf Kanada , Mexiko und vor allem China. Aber das will nichts heißen. Sorgen müssen sich dann auch eher alle anderen europäischen Autohersteller machen. Ferrari ist die Ausnahme. Warum? Ob zehn oder 30 Prozent mögliche Einfuhrzölle – Ferrari könnte diese Kosten ziemlich problemlos an die Kunden weitergeben. Wer einen Ferrari kaufen möchte, ließe sich davon mehrheitlich nicht abschrecken. Exklusivität, wir sprachen darüber … Das ist einzigartig in der Branche. Auch andere Luxussportwagenhersteller könnten Zölle weitergeben – aber begrenzt. Porsche dürfte zum Beispiel auch zehn, vielleicht 15 Prozent Zölle weitergeben können – denn auch Porsche hat sukzessiv die Preise erhöht, und die Kunden haben gekauft. Doch bei 30 Prozent dürfte die Luft in Zuffenhausen dünner werden. Maranello bleibt Maranello Dass Ferrari Produktionen in die USA verlagert, kann man getrost ausschließen. Ferrari ist Italien , ist ein italienischer Mythos, eine echte Legende, verankert im schnellsten Automotorsport, der Formel 1 . Der Rechtssitz ist in den Niederlanden, das wissen die wenigsten, aber sonst ist Ferrari: Italien. Durch und durch. 1947 wurde das erste Auto gebaut. In Italien. Der Ferrari 125 S. Und dabei blieb es bis heute. Sichtbar ist Ferrari aber weltweit: vor allem im Motorsport. 1952 wurde Ferrari erstmals Weltmeister in der Formel 1. Inzwischen hat Ferrari die meisten Konstrukteurstitel aller Rennställe in der Formel 1 gewonnen – auch wenn es derzeit nicht richtig gut in der Formel 1 läuft. Aktie auf der Überholspur Trotz des Todes von Enzo Ferrari schaffte es das Unternehmen, den Mythos weiterzuleben. Das alles aufzugeben – undenkbar. Auch wenn Ferrari 2015 in New York und nicht in Europa an die Börse gegangen ist. Seitdem hat die Aktie um mehr als 700 Prozent zugelegt. In diesem Jahr kratzte sie an der 500-Dollar-Marke. Kursplus seit Januar: gut 30 Prozent. Vielleicht zu viel des Guten? Eher nicht. Die Kursziele liegen derzeit eher unter dem aktuellen Niveau, aber die Zahlen und Ausblicke sprechen derzeit für sich. Und die Tatsache, dass Ferrari in einer eigenen Klasse unterwegs ist. Aktuell nicht einzuholen.