In Ägypten ist eine Taucher-Yacht mit 44 Personen an Bord verunglückt. Zur Ursache und Opferzahl sind noch einige Fragen offen. Ein Überblick über den Informationsstand.
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Die "Sea Story", eine mittelgroße Yacht mit vier Decks, war am Sonntag nahe Marsa Alam, einem südägyptischen Hafenstädtchen am Roten Meer, gestartet und sollte nach einem fünftägigen Ausflug mit Tauchgängen weiter nördlich in Hurghada anlegen. An Bord laut offiziellen Behördenangaben: 31 Urlauber aus insgesamt elf Ländern, darunter sechs Deutsche. Außerdem 13 Besatzungsmitglieder. Am frühen Montagmorgen setzte die "Sea Story" offiziellen Angaben zufolge einen Notruf ab, später kenterte das Schiff.
Die "Sea Story" ist vermutlich etwa 80 Kilometer vor der Küste nahe Marsa Alam gekentert. In der Nähe des beliebten Badeortes wurden später Überlebende gerettet, aber auch Leichen geborgen.
Die Karte zeigt die Lage am Roten Meer:
Nach dem Unglück seien bis zum Mittwochmorgen 33 von insgesamt 44 Menschen an Bord gerettet und zudem vier Leichen geborgen worden, teilte der für die Region zuständige Gouverneur Amr Hanafi mit. Sieben Menschen werden noch vermisst. Zur Nationalität der Todesopfer machte er keine Angaben. Nach dem Notruf wurde zunächst unter anderem mit Hubschraubern und einer Fregatte des ägyptischen Militärs nach den Vermissten gesucht. Die Chancen, noch Überlebende zu finden, sinken rapide. Die Geretteten kamen unterdessen in einem Hotel in Marsa Alam unter, teils wurden sie im Krankenhaus medizinisch versorgt.
Die Untersuchungen zur Ursache sind noch nicht offiziell abgeschlossen. Laut Schilderungen der Menschen an Bord soll eine große Welle das mehrstöckige Boot getroffen haben und innerhalb von etwa fünf Minuten kentern lassen. Hanafi bestätigte in einem Statement entsprechende Informationen des stern. Bevor die "Sea Story" kenterte, hätten einige Passagiere es nicht mehr rechtzeitig aus ihren Kabinen nach draußen geschafft. Örtliche Medien beschrieben die Wetterbedingungen als "nicht stabil". Mehr dazu im Video:
Technische Mängel habe die "Sea Story", die im Frühjahr eine Inspektion durchlaufen habe, nicht gehabt, teilte Hanafi mit. Auch sonst habe die Motorjacht, die den Betreibern zufolge Kabinen für mehr als 30 Passagiere bietet, alle nötigen Zulassungen vorweisen können.
Viele Schiffe erfüllen Experten zufolge auch teils rudimentärste Sicherheitsstandards nicht, erklären die stern-Reporter Tina Kaiser und Marc Neller. Für kleinere Schiffe gibt bislang nicht mal einen international anerkannten Sicherheitsstandard, bemängelt ein Experte im stern. Außerdem seien Kontrollen zu nachlässig, Korruption spiele eine Rolle. Unabhängige Qualitätssiegel finden sich kaum. Wer im Internet über einen der großen Anbieter Reisen bucht, erfährt mitunter nicht einmal, wer die Schiffe betreibt. Dazu komme die teils prekäre Sicherheitslage in Ägypten.
Todesfalle Experteninterview 18.13
Für den Betreiber der "Sea Story" ist es bereits der zweite Unfall in diesem Jahr, nachdem im Februar die "Sea Legend" sank. Im unten stehenden Video spricht Neller über eklantante Mängel beim Betreiber:
Der Untergang der "Sea Story" ist kein Einzelfall, sondern Teil einer unheimlichen Unfallserie. Im Februar dieses Jahres gab es einen ähnlichen Vorfall: Vor Ägypten sank die "Sea Legend", ebenfalls eine Touristenyacht, an Bord 17 Taucher. Eine Deutsche stirbt. Die Überlebenden sind kaum an Land, da beginnt das Vertuschen, wie diese Rekonstruktion zeigt:
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In den vergangenen Jahren wurden wiederholt ähnliche Vorfälle öffentlich bekannt. Eine zentrale Stelle mit einer vollständigen Übersicht über die Unfälle gibt es nicht.