Aus der Luft werden die Nord- und Ostsee kontinuierlich auf Meeresverschmutzungen überwacht. Zuletzt entdeckten Experten mehr Verunreinigungen - das hat vor allem mit der eingesetzten Technik zu tun.
Bei Überwachungsflügen über der Nord- und Ostsee haben Experten im vergangenen Jahr mit einer besseren Technik mehr Umweltverschmutzungen festgestellt. Gemessen an der Einsatzdauer der Marineflieger, die die Umweltverschmutzungen mit Flugzeugen aus der Luft aufspüren, stieg die Zahl der 2023 entdeckten Verunreinigungen, wie das Havariekommando in Cuxhaven auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.
Demnach wurde im Schnitt alle 7,7 Flugstunden eine Verschmutzung festgestellt, wie die Behörde mitteilte. Zuvor war eine Verunreinigung seit 2009 im Schnitt alle 12,5 bis 20 Flugstunden entdeckt worden. Dass mehr Verschmutzungen aufgespürt wurden, führt das Havariekommando auf eine Umrüstung der Überwachungsflugzeuge zurück, denn in die Maschinen war zuletzt eine bessere Sensorik eingebaut worden.
"Wir stellen fest, dass die Sensorik empfindlicher ist und mehr Verschmutzungen gefunden werden", teilte ein Sprecher des Havariekommandos mit. Das zeige sich auch daran, dass 2023 im Vergleich zu den Vorjahren deutlich kleinere Verschmutzungen in den Meeren entdeckt wurden. Demnach hatte der Großteil der einzelnen Verschmutzungen eine Größe von 0,1 Kubikmeter - also umgerechnet 100 Liter - oder kleiner.
Überwachungsflüge seit fast 40 Jahren
Die Meeresüberwachung aus der Luft gibt es seit 1986. Das Ziel ist es, Verschmutzungen in deutschen Gewässern zu finden und möglichst die Verursacher zu identifizieren. Dafür arbeitet das Havariekommando, eine Einrichtung des Bundes und der fünf norddeutschen Küstenländer, mit den Marinefliegern in Nordholz in Niedersachsen zusammen. Dort sind zwei spezielle Sensorflugzeuge vom Typ Dornier Do 228 stationiert, die von Soldatinnen und Soldaten des Marinefliegergeschwader 3 "Graf Zeppelin" geflogen und gewartet werden. Die Flugzeuge sind mit einem Radar, Infrarot- und Ultraviolettsensoren ausgestattet, die Ölfilme und andere Verschmutzungen auf der Wasseroberfläche erfassen können.
Die aufgespürten Verschmutzungen pro Flugstunde waren seit dem Bestehen der Überwachungsflüge jahrelang zurückgegangen. Zum Vergleich: Zu Beginn der Überwachung in den Jahren 1986 bis 1996 waren noch häufiger Verschmutzungen festgestellt worden - nämlich im Schnitt alle vier Flugstunden. Die lange Zeit rückläufige Zahl wertet die Behörde als Bestätigung der guten Arbeit der Marineflieger, die fast täglich in der Luft sind, und so auch Umweltsünder abschrecken.
Insgesamt absolvierten die Marineflieger im vergangenen Jahr 380 Einsätze. Dabei wurden 143 Verschmutzungen entdeckt - den Großteil mit 124 Fällen gab es in der Nordsee, 19 Fälle waren es in der Ostsee. 56 dieser Verschmutzungen fanden die Experten in deutschen Gewässern - auch hier der überwiegende Teil in der Nordsee. Die übrigen Verschmutzungen wurden in Seegebieten in den Niederlanden, in Dänemark und Schweden aufgezeichnet und routinemäßig an die Behörden dort weitergeben, wie das Havariekommando weiter mitteilte.
Etwa jeder vierte Umweltsünder wurde 2023 identifiziert
Von den 143 gefunden Verschmutzungen waren 31 auf Öl zurückzuführen. Nahezu alle in deutschen Gewässern aufgespürten Verunreinigungen waren laut dem Havariekommando im Ausmaß so klein, dass sie "nicht bekämpfungsfähig" waren. Eine Ausnahme war etwa die Havarie des Fischkutters "Wotan" im Sommer 2023 vor Büsum. Damals wurden rund 0,51 Kubikmeter Dieselöl des Kutters auf dem Wasser entdeckt.
Im vergangenen Jahr wurde laut der Behörde in Cuxhaven zudem in etwa 25 Prozent der Fälle ein Verursacher identifiziert. Das gesammelte Beweismaterial übergibt das Havariekommando an die zuständigen Ermittlungsbehörden. Inwieweit dann strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet werden, wird dort entschieden.