Lärmende Smartphones, heulende Sirenen: Um 11.00 Uhr wurde es auch in Bayern wegen des bundesweiten Warntags laut. Ein erstes Fazit des Innenministeriums fällt positiv aus. Kritik gibt es aber auch.
Zum bundesweiten Warntag sind die Menschen in Bayern um 11.00 Uhr laut Innenministerium weitgehend zuverlässig über Sirenen und Smartphones alarmiert worden. Auch auf Info- und Werbebildschirmen zum Beispiel an Bahnhöfen wurden die Testwarnungen angezeigt.
"Nach einem ersten Überblick können wir sagen, dass der Warntag bei uns in Bayern mit wenigen Ausnahmen störungsfrei verlaufen ist", sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Die Warnung über die Sirenen habe genauso wie die Warnungen über Info- und Werbetafeln insgesamt gut funktioniert. Die Ergebnisse sollen laut Herrmann nun detailliert ausgewertet und dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) gemeldet werden.
Rund 10.000 Sirenen bayernweit - aber nicht in jedem Ort
Bei Sirenen müssen die Menschen in Bayern zwischen zwei wichtigen Signalen unterscheiden. Zur Alarmierung von Feuerwehrleuten heulen Sirenen dreimal in gleicher Höhe für je zwölf Sekunden. Bei großer Gefahr für die öffentliche Sicherheit heulen die Sirenen eine Minute lang durch. In diesem Fall sollen die Menschen ihre Radios einschalten, um auf Durchsagen zu achten.
Laut einer Ministeriumssprecherin gibt es in ganz Bayern etwa 10.000 Sirenen, die im Ernstfall aufheulen können - allerdings längst nicht in jedem Ort. Während in Nürnberg nach Angaben der Stadt mehr als 100 Sirenen für Warnsignale fest montiert sind, gibt es in der Landeshauptstadt München gar keine.
Dort stehen laut Feuerwehr zwar Fahrzeuge bereit, die per Lautsprecherdurchsagen die Bevölkerung alarmieren könnten. Beim Warntag seien diese aber nicht zum Einsatz gekommen. Stattdessen habe man beim Warnsignal auf Smartphone-Alarmierungen gesetzt.
Kritik aus Bayern an Förderprogramm des Bundes
Innenminister Herrmann sieht Bayern beim Bevölkerungsschutz trotz Lücken bei der Abdeckung mit Sirenen gut aufgestellt. Die Mittel für den Katastrophenschutz habe Bayern von 43 Millionen Euro in den Jahren 2022 und 2023 auf 90 Millionen Euro im Doppelhaushalt 2024/25 mehr als verdoppelt.
Kritik äußerte Herrmann dagegen am Förderprogramm des Bundes für den Sirenenausbau. Dafür stünden im laufenden Jahr bundesweit nur 9 Millionen Euro zur Verfügung, monierte Herrmann. "Das ist für einen beschleunigten Ausbau der Sireneninfrastruktur völlig unzureichend." Er forderte erneut einen Stärkungspakt für den Bevölkerungsschutz mit 10 Milliarden Euro binnen der nächsten 10 Jahre.
Grüne: Freistaat beim Sirenenausbau in der Pflicht
Der innenpolitische Sprecher der Landtags-Grünen, Florian Siekmann, sieht dagegen die Staatsregierung von CSU und Freien Wählern in der Pflicht. In Bayern fehlten für ein flächendeckendes Warnsystem "noch immer mindestens 10.000 Sirenen", sagte der Landtagsabgeordnete. Statt zu investieren, ruhe sich die Staatsregierung auf Förderprogrammen des Bundes aus. "So wird es Jahrzehnte dauern, bis alle notwendigen Sirenen im Freistaat errichtet sind."