Die Anzahl der festgestellten Corona-Erkrankungen nimmt wieder zu. Das meldete zumindest das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem aktuellen Wochenbericht. Demnach seien zurzeit in Deutschland rund 4,6 Millionen Menschen von Atemwegserkrankungen betroffen, die in den meisten Fällen entweder durch Coronaviren oder durch Rhinoviren ausgelöst worden seien. Im Vergleich zur Vorwoche sei die Anzahl der respiratorischen Erkrankungen nochmals gestiegen. Aktuell seien überdurchschnittlich viele Menschen infiziert. Im Bericht dazu hieß es:
"Die Aktivität lag in den letzten Wochen auf einem höheren Niveau als sonst um diese Jahreszeit."
Laut einem Artikel der Rheinischen Post vom Montag lasse sich der Anstieg der Corona-Infektionen in Nordrhein-Westfalen auch an der steigenden Zahl von Coronaviren in den Kläranlagen nachweisen. Von 17 Klärwerken, die den NRW-Landeszentren ihre Daten übermittelten, meldeten 13 Werke eine leicht oder sogar stark steigende Coronaviruslast im Abwasser.
Der Zeitung erklärte der in Dortmund für die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Westfalen praktizierende Hausarzt Prosper Rodewyk, er habe zurzeit "fast täglich einen Corona-Patienten in der Praxis". Der Corona-Nachweistest schlage in manchen Fällen erst mit Verzögerung an. Die an COVID-19 erkrankten Patienten weisen ihm zufolge häufig folgende Symptome auf: "Symptome sind meist Fieber, Schüttelfrost, Halsschmerzen." Geschmacklosigkeit spiele dagegen keine Rolle mehr, so der Dortmunder Hausarzt. Jetzt erkundigten die Patienten sich wieder vermehrt nach Corona-Impfungen.
Rodewyk berichtete: "Die Patienten fragen jeden Tag nach dem Corona-Impfstoff. Busfahrer, Kassier, Lehrer – sie alle sollten sich impfen lassen, da sie von allen angehustet werden." Man könne die Corona-Impfung zusammen mit der Grippeimpfung bekommen, man müsse dann als Patient nur einmal in die Praxis kommen. Der Hausarzt verimpft in diesem Herbst ab Oktober. Dagegen findet der Apothekerverband Nordrhein es besser, jetzt schon zu impfen.
Diesbezüglich teilte der NRW-Apotherverbandschef Thomas Preis mit: "Jetzt ist die richtige Zeit, sich mit einer Corona-Impfung zu schützen." Den BioNTech-Impfstoff gebe es bereits, ab 1. Oktober komme der des US-Konzerns Moderna hinzu. Moderna biete Fertigspritzen an, das erleichtere das Impfen für Ärzte und Apotheker. BioNTech habe nur Mehrfachbehälter. Allerdings werde Moderna zurzeit nur an Privatpatienten und nur im Ausnahmefall an Kassenpatienten verimpft, so Preis. Standard für Kassenpatienten sei BioNTech, die Bundesregierung habe davon 15 Millionen Dosen bestellt.
Die Impfkommission rate Menschen ab 60 und chronisch Kranken zur jährlichen "Auffrischung des Impfschutzes". Damit ließen sich schwere Krankheitsverläufe verhindern. Grundsätzlich sollte man nach der letzten Corona-Impfung drei Monate warten, dann könne man sich erneut impfen lassen. Zum Schutz der Bevölkerung riet Rodewick auch wieder zum Tragen einer Maske, allerdings bislang nur den Infizierten – denn schon allein, wenn nur die Infizierten eine Maske trügen, seien die anderen geschützt. Das gelte nicht für vulnerable Gruppen – die sollten aus medizinischer Sicht sinnvollerweise auch eine Maske tragen. Der Dortmunder Hausarzt und Sprecher der KV Nordrhein erklärte diesbezüglich:
"Infizierte sollten gerne mit Masken in die Praxen oder Bahn gehen, um andere zu schützen. (...) Das Tragen einer Maske ist eine freiwillige Entscheidung, aus medizinischer Sicht kann es für vulnerable Gruppen sinnvoll sein."
Das NRW-Gesundheitsministerium betonte, dass es dort aktuell noch keine allgemeine Maskenpflicht gebe: "Eine Verpflichtung zum Tragen einer Maske besteht in Nordrhein-Westfalen zurzeit nicht." Allerdings könnten Krankenhäuser, Arztpraxen oder Heime ganz individuell eine Maskenpflicht verhängen: "In Praxen, Kliniken und Pflegeeinrichtungen kann es nach jeweiliger Entscheidung der Einrichtungen vor Ort Maskenregeln geben. Diese können im Sinne ihres Hausrechts bei Bedarf eine Verpflichtung zum Maskentragen festlegen." Genauso könne jeder freiwillig eine Maske tragen.
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