Während Volkswagen in der Krise steckt, halten die Top-Manager des Konzerns eine Tagung in Schweden ab. Der Betriebsrat und die IG Metall kritisieren den Vorstand scharf. Seitdem Volkswagen vor Kurzem angekündigt hat, dass die Beschäftigungssicherung bis 2029 aufgekündigt werden soll und Werkschließungen in Deutschland nicht mehr auszuschließen sind, bangen viele Beschäftigte um ihre Zukunft. Vor diesem Hintergrund sorgt nun ein Treffen von VW-Topmanagern für Kritik. Denn seit Donnerstag findet eine dreitägige Konferenz des Konzern- und Markenvorstands mit dem Top-Management des Unternehmens statt. Veranstaltungsort ist das "Artipelag", ein Kunstmuseum und Hotel auf einer Schäreninsel vor Stockholm . "Das Treffen von Top-Management-Kreis und Vorständen in Schweden ist unserer Belegschaft nicht zu vermitteln. Und seit den Ereignissen vom Montag dieser Woche schon mal gar nicht", kritisierte ein Sprecher des Konzernbetriebsrats scharf. Der Betriebsrat fordere eine gründliche Überprüfung solcher Veranstaltungen. "Das Prinzip 'Stöcken statt Stockholm' würde dem Konzern sicher besser zu Gesicht stehen", fügte der Sprecher hinzu. Kunstausstellung für VW-Tagung gesperrt Auch die IG Metall Wolfsburg äußerte deutliche Kritik und sprach von einem "Luxus-Trip" des Top-Managements. Die Gewerkschaft berichtete, dass für das Treffen eigens die Kunstausstellung "Ich folge der Sonne" für das "kunstbeflissene Fußvolk" gesperrt wurde. Tatsächlich ist das Artipelag laut Website für die Dauer des Treffens geschlossen. Die meisten Teilnehmer sollen laut IG Metall im "Radisson Blue Waterfront" übernachten. Die Gewerkschaft spricht bei dem Hotel von einem "Tempel". "Über die millionenschweren Kosten dieser Top-Management-Klassenfahrt ist noch nichts Genaues bekannt. Sicherlich erreicht die Rechnung nicht den Gegenwert der Streichungspläne des Vorstands, der bei Renditeproblemen nicht davor zurückschreckt, VW-Fabriken zu schließen und betriebsbedingte Kündigungen auszusprechen", so die Gewerkschaft weiter. Volkswagen bestätigte auf Nachfrage das Treffen in Schweden. Ein Sprecher erklärte, dass es sich um ein Business- und Strategiemeeting des globalen Top-Managements aller Marken und Gesellschaften handele, das einmal jährlich an einem Standort einer der Konzernmarken stattfinde. "Erst einmal in der realen Welt ankommen" Dieses Jahr sei das Heimatland der Lkw-Tochter Scania als Veranstaltungsort ausgewählt worden. "Die Treffen sind gerade in schwierigen Zeiten wichtig, um einen gemeinsamen Blick auf die Herausforderungen und Chancen zu bekommen", so der Sprecher. Konzernchef Oliver Blume habe Einblicke in die neue Konzernstrategie gegeben, und Themen wie Finanzkennzahlen, neue Technologien und Geschäftsmodelle standen auf der Agenda. Die IG Metall Wolfsburg kommentierte abschließend, dass wohl auch das Thema Virtuelle Realität bei dem Treffen behandelt werde. "Man könnte sich allerdings fragen, ob manche Beteiligten nach den Nachrichten dieser Woche überhaupt erst einmal in der realen Welt ankommen müssten, bevor sie sich mit der virtuellen von morgen beschäftigen", so die Gewerkschaft abschließend.