Gut zuhören lohnt sich!
Ein Training mit Sensei Hardy Berscheid (6. Dan) ist in jeder Hinsicht immer etwas Besonderes. Und wenn Hardy dann noch Wissenswertes aus historischen Hintergründen in seinen Kurs einfließen lässt, merkt man sehr schnell, dass Karate so viel mehr ist als nur Kampfsport.
So geschehen beim letzten Ferientraining des Erwachsenen Anfängerkurses, als das Thema Gürtelfarben aufkam. Hardy erklärt: „Wusstet Ihr eigentlich, dass es die Gürtelfarben, die Ihr kennt, noch gar nicht so lange im Karate gibt? Die sind recht jung und wurden, glaube ich, in den 30er Jahren aus dem Judo übernommen. Ursprünglich trugen alle Karateka weiße Gürtel, und man darf streng traditionell ja Karategürtel nie waschen. Jemand mit einem strahlend weißen Gürtel war also sofort als Anfänger zu erkennen. Je länger und härter man trainierte, um so schmutziger und dunkler wurde der Gürtel. Ein richtig runtergeranzter Gürtel zeugte also von einem hohen, erfahrenen Karateka. Da in der japanischen Tradition die Hierarchie immer eine große Rolle spielt, entschied man irgendwann, die Gürtelfarben von weiß (hell = Anfänger) bis braun (dunkel = hoher Schüler) einzuführen, um den Rang künftig sofort klar zu erkennen. Zur selben Zeit trennte man auch die Schüler- und Meistergrade.“
Jetzt erklärt sich filminteressierten Karatekas auch der tiefe Sinn einer Szene aus dem Film „Karate Kid“ von 1984, in der Kesuke Miyagi auf die Frage von Daniel LaRusso nach seinem Gurt antwortet: „In Okinawa Gurt ist nur gut Hose halten hoch!“ und dann lauthals lacht. Mister Miyagi kannte also noch die Zeit, bevor die Gürtelfarben eingeführt wurden!
Wir bedanken uns bei Sensei Hardy für die interessante Hintergrundgeschichte und bei Alex San aus dem 35+ Späteinsteigerkurs für das passende, cineastische Fundstück.
Bild: Filmszene, Karate Kid, 1984