Jeden Tag beantwortet ein Experte aus der t-online-Ratgeberredaktion eine Leserfrage rund ums Geld. Heute: Wie lege ich für 15 Jahre Geld an? Wer sich bei der Geldanlage einen Zeithorizont von 15 Jahren oder mehr setzt, ist grundsätzlich schon auf dem richtigen Weg. Doch Geldanlegen ist nicht gleich Geldanlegen. Sowohl Banken und Sparkassen als auch die Finanzmärkte bieten verschiedenste Produkte zum langfristigen Vermögensaufbau an. Für Sparer und Privatanleger mit einem langen Anlagehorizont eignen sich vor allem Geldanlagen in Festgeld, Indexfonds (ETFs) sowie Anleihen und Aktien. t-online vergleicht, welche Anlage sich wirklich lohnt. Festgeldanlagen Die Zinsen für Festgeldanlegen schwanken, da die Banken und Sparkassen die Zinsen in Abhängigkeit vom Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) festlegen. Steigt der Leitzins, steigen die Zinsen fürs Festgeld und umgekehrt. Zudem bieten die Geldinstitute Zinsen für Festgeldverträge mit unterschiedlich langen Laufzeiten an – in der Regel sind das ein, zwei, fünf oder zehn Jahre. Aktuell erhalten Sie bis zu 3,7 Prozent auf zehnjähriges Festgeld. Je höher der Zinssatz pro Jahr, desto eher rechnet sich eine langfristige Geldanlage in Festgeld. Ein Nachteil beim Festgeld besteht darin, dass Ihr Geld für die Laufzeit gebunden ist. Eine vorzeitige Kündigung ist nicht immer möglich. Passiv in Indexfonds investieren Weitaus flexibler, aber ebenso langfristig, können Sie Ihr Geld in Aktienfonds anlegen. Besonders beliebt bei deutschen Anlegern sind ETFs – an der Börse handelbare Indexfonds. Indexfonds leiten sich von einem Index ab, den der Fonds abbildet. Typische Indizes sind der deutsche Leitindex Dax , der amerikanische Dow Jones , der S&P 500 oder der MSCI World. Mit einer Geldanlage in einen ETF kaufen Sie Anteile dieses Fonds, was sowohl als Einmalanlage als auch als Sparplan möglich ist. Der Fonds wiederum investiert das Geld aller Anleger in unterschiedliche Unternehmen, je nach Ausrichtung des Fonds zum Beispiel in die 40 deutschen Dax-Unternehmen, in die 500 größten amerikanischen Unternehmen oder wie beim MSCI World in rund 1.600 Unternehmen aus 23 Ländern. Die zehn besten MSCI-World-ETFs: Welcher ist der richtige für Sie? Passives Investieren: So viel Rendite werfen ETFs ab Ein MSCI-All-Country-World-ETF investiert sogar in 2.800 Unternehmen aus 23 Industrie- und 24 Schwellenländern. Der Vorteil dieser globalen ETFs ist die breite Streuung über verschiedenste Branchen und Länder. ETFs sind bei Börsenturbulenzen weniger schwankungsanfällig als beispielsweise Einzelaktien. Die durchschnittliche Rendite eines Dax-ETFs über die letzten 20 Jahre liegt bei rund 7,5 Prozent pro Jahr. Beim S&P 500 sind es 7,6 Prozent. Ein MSCI-World-ETF erzielte eine durchschnittliche Rendite von rund 6 Prozent pro Jahr und ein MSCI-All-Country-World-ETF eine jährliche Rendite von 9,3 Prozent. Chancen und Risiken bei Aktien Die Geldanlage in Aktien will gut überlegt sein, kann sich aber langfristig auszahlen. Denn hier haben Sie die Möglichkeit, sehr hohe Renditen zu erzielen. Zu beachten ist jedoch, dass Aktienkurse sehr stark schwanken können. Auch ein Totalverlust der Investition ist möglich, wenn das betreffende Unternehmen in Konkurs geht. Beim Aktienkauf ist es nicht ratsam, auf eine einzelne Aktie zu setzen, die gerade in den Medien ist und besonders im Trend liegt. Ähnlich wie bei einem ETF sollten Sie verschiedene Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen und Ländern im Depot haben. Aktien und ETFs kaufen: Das sind die besten Depots für Anfänger Marshmellow-Experiment: So steigern Sie mit Sicherheit Ihre Rendite Außerdem sollten Sie sich vorher gut über die Unternehmen informieren, deren Aktien Sie kaufen. Dabei spielen Unternehmenskennzahlen wie Kurs-Gewinn-Verhältnis , Cashflow oder EBIT eine wichtige Rolle. Wem das zu mühsam und zeitaufwendig ist, fährt mit Aktienfonds oder ETFs deutlich besser. Geld verleihen, Zinsen kassieren Im Gegensatz zu einer Aktie kaufen Sie mit einer Anleihe keinen Anteil am Unternehmen, sondern leihen ihm Geld. Im Gegenzug erhalten Sie vom Unternehmen jährlich, halbjährlich oder nach Ablauf einer bestimmten Frist einen fest vereinbarten Zins. Anleihen können sowohl von Unternehmen als auch von Staaten ausgegeben werden – entsprechend werden sie als Unternehmensanleihen oder Staatsanleihen bezeichnet. Auch die Begriffe Rentenpapiere, Obligationen und Schuldverschreibungen sind für Anleihen gebräuchlich. Staatsanleihen gelten als besonders sicher, wenn sie von Staaten mit hoher Bonität ausgegeben werden. Ratings werden von Rating-Agenturen wie Moody‘s, Morningstar oder Standard & Poors vergeben. Deutschland hat zum Beispiel ein Rating von AAA – ein sehr hoher Wert. Ein hohes Rating geht allerdings mit einer relativ niedrigen Rendite einher. 15-jährige Bundesanleihen der Bundesrepublik Deutschland oder einzelner Bundesländer haben derzeit eine Rendite zwischen 2,3 und 3 Prozent. Rechenbeispiel mit 50.000 Euro Anlagebetrag 50.000 € Ø Rendite p.a. Ertrag nach 15 Jahren Bundesanleihe 2,6 % 73.481 Euro Festgeld 3,7 % 86.228 Euro MSCI-World-ETF 6,0 % 119.827 Euro Dax-ETF 7,5 % 147.943 Euro S&P 500-ETF 7,6 % 150.021 Euro MSCI-All-Country-World-ETF 9,3 % 189.789 Euro Geldanlagen vergleichen Auf Onlineportalen wie Verivox , Weltsparen oder Check24 können Sie verschiedene Tages- und Festgeldangebote vergleichen. Jeden Monat aktuell: Hier gibt es jetzt die besten Zinsen. Achten Sie dabei nicht nur auf die höchsten Zinsen, sondern auch auf die Einlagensicherung. Gelder bei europäischen Banken sind bis zu 100.000 Euro pro Person und Bankkonto abgesichert. Bei jeder Geldanlage gilt: Nicht alles auf eine Karte setzen. Legen Sie einen etwas größeren Teil Ihres Geldes in ETFs und einen kleineren Teil in Festgeld an. Diversifizieren Sie Ihr Portfolio zum Beispiel auch mit risikoreicheren Aktien und stabilisieren Sie es mit weniger riskanten Anleihen. Das Schwierigste, aber auch das Einfachste bei der Geldanlage ist: Geduld.