Pawel Durow, der Gründer des Messengerdienstes Telegram, sagte während eines Verhörs in Paris, dass er Kontakte zu Vertretern der französischen Generaldirektion für Innere Sicherheit (DGSI, Spionageabwehr) unterhalten habe. Konkret handelte es sich um ein Treffen mit französischen Beamten in Dubai, wie die französische Tageszeitung Libération berichtet.
Durow habe deutlich gemacht, dass er es unangemessen finde, Informationen preiszugeben, die ein militärisches Geheimnis darstellen. Die Zeitung ging nicht näher auf die Angelegenheit ein.
Die Quelle der Zeitung schilderte weiter, dass Durow "als Teil des Kampfes gegen den Terrorismus einen offiziellen Kommunikationskanal mit der DGSI mit einer Hotline und einer speziellen E-Mail-Adresse eröffnet hat". Der Informationsaustausch über diese Kanäle habe mehrere Terroranschläge verhindert, betonte der Gesprächspartner gegenüber Libération.
Der Zeitung zufolge habe sich Durow nach seiner Festnahme in Paris bereit erklärt, mit den französischen Strafverfolgungsbehörden zusammenzuarbeiten, und ihnen sein Mobiltelefon mit einem Zugangscode zur Verfügung gestellt.
Telegram weigert sich bislang, mit den EU-Behörden zusammenzuarbeiten. Zudem rief die Moderationspolitik des Messengerdienstes Kritik an Durow hervor, schreibt die Zeitung Le Monde. Ein Beamter des französischen Justizministeriums behauptete gegenüber Politico, dass Telegram sich, sehr zur Enttäuschung von Paris, geweigert habe, speziell mit den französischen Behörden zusammenzuarbeiten.
Die Weigerung, mit den Behörden zusammenzuarbeiten, gehört zu den insgesamt sechs strafrechtlich relevanten Vorwürfen, die nach seiner Verhaftung in Frankreich gegen Durow erhoben wurden. Allein für den Vorwurf der Mittäterschaft bei der Verwaltung einer Online-Plattform für illegale Transaktionen drohen dem Unternehmer bis zu zehn Jahre Haft und eine Geldstrafe von 500.000 Euro.
Durow wurde am Abend des 24. August auf dem Pariser Flughafen Le Bourget festgenommen, wohin er von der aserbaidschanischen Stadt Baku aus geflogen war. Vier Tage später wurde er unter richterlicher Aufsicht und gegen eine Kaution von fünf Millionen Euro freigelassen. Durow muss sich zweimal pro Woche auf der Polizeiwache melden und darf Frankreich nicht verlassen.
In einer Erklärung von Telegram, die nach Durows Festnahme veröffentlicht wurde, heißt es, dass der Messengerdienst die EU-Gesetze einhalte und seine Moderation "den Industriestandards entspricht und ständig verbessert wird". Telegram bezeichnete den Standpunkt der französischen Behörden, dass die Plattform oder ihr Eigentümer für den Missbrauch des Messengers verantwortlich sei, als absurd.
Der Kreml erklärte, er sei bereit, Durow zu helfen, da er neben seinem französischen auch noch einen russischen Pass besitze. Auch die Vereinigten Arabischen Emirate, deren Staatsbürger er ist, haben um konsularischen Zugang zu dem Telegram-Gründer gebeten. Darüber hinaus besitzt Durow die Staatsbürgerschaft von St. Kitts und Nevis.
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