Schon bei den Olympischen Spielen verursachte die Wasserqualität der Seine Probleme. Bei den Paralympics könnte es nun auch so kommen. Der Himmel zog sich zur Unzeit zu über Paris. Vom strahlenden Sonnenschein der vergangenen Tage keine Spur mehr, stattdessen dichte Wolkenfelder sowie einsetzender Nieselregen. Im Verlauf des Freitags wurde der Niederschlag gar stärker – und das pünktlich zum Start ins Wochenende vor den paralympischen Triathlon-Rennen. Die Sorge um die Wasserqualität der Seine wächst wieder, vorsorglich finden die vier ursprünglich für Montag geplanten Rennen gemeinsam mit allen anderen bereits am Sonntag statt. "Diese Entscheidung wurde getroffen, um den Athleten und Trainern so viel Sicherheit wie möglich zu geben", begründete der Weltverband World Triathlon die Entscheidung: "Die jüngste Wettervorhersage von Meteo France deutet auf ein hohes Maß an Unsicherheit für die kommenden Tage hin, was Auswirkungen auf die Bedingungen in der Seine haben könnte." Schon bei Olympia hatte das milliardenschwere Prestige-Projekt Probleme gemacht, Trainingsabsagen und eine Verschiebung des Männerrennens waren die Folge. Auch die Strömung macht Ärger Für die Para-Athleten um den deutschen Fahnenträger Martin Schulz konnte die angedachte Swim-Familiarization am Donnerstag und Freitag noch planmäßig stattfinden, Wasserqualität und Strömung waren im Rahmen. Doch angesichts des Wetterumschwungs bleibt die Gefahr, dass sich das bis Sonntag wieder ändert. Als "Hauptproblem" machte Schulz trotz der Nachwehen wie Magenprobleme samt Erbrechen bei einigen olympischen Freiwasserschwimmern "die Strömung" in der braunen Brühe aus. Diese sei bei Olympia selbst für die Schwimmspezialisten schon "grenzwertig" gewesen, führte der Paralympics-Champion von Rio und Tokio aus: "Für viele Para-Athleten ist es unmöglich, stromaufwärts zu schwimmen. Im Idealfall bleibt man auf der Stelle stehen. Viele werden aber auch rückwärts schwimmen." Dies wären fatale Bilder, die die Organisatoren keinesfalls in die Welt transportieren wollen – deshalb auch vorsichtshalber das Vorziehen der Montagsrennen. "Wusste, dass Seine nicht zum Schwimmen einlädt" "Man wusste, dass die Seine nicht zum Schwimmen einlädt. Ich habe in einem Land wie Frankreich nicht erwartet, was da alles in Sachen Kanalisation angepasst werden musste", sagte der deutsche Chef de Mission Karl Quade dem SID. Umso schlimmer, dass es keinen echten "Plan B" gebe. Im Worst Case gäbe es nur einen Duathlon aus Laufen, Rad und Laufen. "Es würde ein fader Beigeschmack bleiben", betonte Schulz: "Man macht Triathlon, weil man in allen drei Sportarten gut ist. Es ist eine andere Sportart. Das ist wie wenn man beim Zehnkampf fünf Disziplinen weglassen würde." Das Streichen einer Disziplin sei im Para Triathlon "noch spezieller, weil die Klassifizierung einen Triathlon berücksichtigt". Doch alle Diskussionen wolle er am Sonntag (12.15 Uhr) ausblenden, sich stattdessen auf der Mission Goldhattrick von der traumhaften Kulisse um Pont Alexandre III, Champs Elysee und Eiffelturm beflügeln lassen. "Das pusht. Man will als Sportler im Mittelpunkt stehen", betonte der 34-Jährige: "Ich möchte auf jeden Fall eine Medaille holen". Und an einem guten Tag zähle er "zu den Goldanwärtern".