Die Landtagswahlen in den östlichen Bundesländern könnten das Ende der Ampelregierung beschleunigen. Umstritten sind die Folgen für deutsche Aktien. Wer in diesen Tagen nacheinander den Ifo-Index, das Konsumklima sowie den deutschen Aktienindex betrachtet, könnte nach einem Fehler suchen. Denn Deutschland stagniert wirtschaftlich seit nunmehr vier Jahren, zeigt eine maue Stimmung und eine sehr gedämpfte Konsumfreude. Der Dax liegt aber knapp unter Rekordlevel und könnte in der kommenden Woche sogar die 19.000er-Marke knacken. Ursächlich dafür könnten die Wahlen in Thüringen und Sachsen sein. Denn weniger die Furcht vor einem starken Abschneiden der AfD und des BSW treibt viele Anleger um, als vielmehr die Hoffnung auf ein rasches Ende der Ampelregierung. Dass ab dem 1. September das Thema Neuwahlen breit diskutiert werden wird, dafür muss man kein Prophet sein. MDAX und SDAX in Not Helfen würde eine neue Regierung vor allem industrielastigen Firmen aus MDAX und SDAX . Denn anders als der große Dax liegen beide Indizes weit unter ihren Rekordständen und viele Firmen bilden im Aktienkurs die Depression der Wirtschaft unter rot-gelb-grün ab. Der Unterschied zwischen internationalen Konzernen ohne signifikante Abhängigkeit von deutscher Industriepolitik und eher national abhängigen Firmen ist immens. "Ob Salzgitter , Fraport , Evonik, Lufthansa, Carl Zeiss oder Lanxess – die zweite Reihe sieht deutlich schlechter aus als SAP oder Munich Re", findet Vanyo Walter vom Aktienbroker RoboMarkets. Der Dax dagegen brilliert und hat die Turbulenzen des Sommers bislang gut überstanden. Der jüngste Rückschlag wurde schnell wieder aufgeholt. "Mit einem Jahresplus von gut acht Prozent fällt die Performance des international vergleichbaren Kursindex dennoch deutlich schwächer aus als die der technologiegetriebenen US-Indizes", bemerkt Stefan Riße von Acatis. Nimmt man jedoch eben den MDAX als Vergleichsmaßstab, fällt die Bilanz sehr stark aus. Das Nebenwerteindex-Barometer liegt nach Auswertungen der Börse München rund acht Prozent im Minus und leidet nach wie vor unter der schwierigen Binnenkonjunktur. Das Geld liegt im Ausland Die heimischen Top-Konzerne setzen längst auf internationale Märkte und erwirtschaften im Schnitt nur noch rund 20 Prozent ihres Umsatzes in Deutschland. Für Adidas , Siemens und Mercedes-Benz zählt die Konjunktur in China und den USA . Doch das kann Fluch und Segen zugleich sein, wie die jüngste Berichtssaison gezeigt hat. Zwar steigerten Deutschlands Börsenschwergewichte ihre Gewinne im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr im Schnitt um 17 Prozent, wie eine Auswertung der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY ergibt. Allerdings meldete auch fast die Hälfte der Indexmitglieder einen Gewinnrückgang. Die höchsten Gewinnzuwächse erzielten RWE , Adidas und Rheinmetall. Besonderen Applaus von der Börse erhielten auch die Versicherer, die auf gutem Wege sind, das obere Ende ihrer Jahresprognosen zu erreichen. Das Problem liegt aber darin, dass die sogenannte Marktbreite nicht stimmt. Dies zeigt auch ein Blick auf die Performance der Dax-Aktien. Die Experten vom Lynx-Broker haben ausgewertet, dass, obgleich der Dax seit Jahresbeginn deutlich zulegen konnte, immerhin 15 Mitglieder auf dividendenbereinigter Basis ein Minus aufweisen. Acht Aktien verloren sogar mehr als zehn Prozent. Die satten Gewinne verdankt der Dax vor allem den Schwergewichten. So tummeln sich unter den Top 11 die Versicherer, gefolgt von der Deutschen Telekom mit plus 20 Prozent und SAP mit gut 40 Prozent. Für so manchen Dax-Konzern wie eben auch den Großteil aus SDAX und MDAX liegt eine Menge Hoffnung in einer neuen Regierung mit neuer und vor allem freundlicherer Industriepolitik. Und diese Hoffnung könnte ab September deutlich angefacht werden.