In Israel wird erbittert um eine von der Regierung zum Jahrestag des Hamas-Überfalls geplante offizielle Zeremonie zum Gedenken an die Opfer des brutalen Angriffs gestritten. Mehrere dutzend frei gekommene Geiseln sowie Überlebende und Angehörige von Opfern sprachen sich am Mittwoch in einem offenen Brief nachdrücklich gegen die Veranstaltung aus. Die Hamas hatte Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres überfallen und damit den Gaza-Krieg ausgelöst.
In dem offenen Brief an die zuständige Ministerin Miri Regev forderten die Unterzeichnenden, bei der geplanten Feier jegliche Verwendung von Fotos ihrer Angehörigen - "ob tot oder lebendig" - zu unterlassen. Zudem lehnten sie die Nennung ihrer Namen und Einzelheiten zu ihrem Schicksal ab.
Die Unterzeichner des Briefes forderten zudem generell die Absage der offiziellen Gedenkzeremonie. Die Regierung solle lieber "die Geiseln zurückbringen" anstatt Geld in eine Veranstaltung zu stecken, deren Kosten von lokalen Medien auf über eine Million Euro geschätzt werden.
Am Dienstag hatte Transportministerin Regev angekündigt, trotz massiver öffentlicher Kritik an der Gedenkfeier festzuhalten. Die Zeremonie soll ihr zufolge im Kibbuz Ofakim abgehalten und vorab aufgezeichnet werden. Um die Wogen zu glätten, bot Israels Präsident Isaac Herzog seinen Sitz als alternativen Veranstaltungsort an. Der Vorschlag wurde von Regev aber abgelehnt.
Mehrere von dem Hamas-Angriff besonders schwer betroffene Kibbuzim und Orte im Süden Israels, darunter Kfar Aza, Beeri und Nirim, hatten sich im Vorfeld geweigert, die offizielle Zeremonie auszurichten. Stattdessen kündigten sie eigene Gedenkveranstaltungen im kleinen Kreis an.
Die Opferfamilien kündigten zudem eine alternative Gedenkzeremonie in einem Park in Tel Aviv an. Zahlreiche namhafte israelische Künstler sagten dafür - und nicht für die offizielle Feier - bereits ihre Teilnahme zu.
Am 7. Oktober 2023 hatten hunderte Kämpfer der Hamas und mit ihr verbündeter militanter Palästinensergruppen den Süden Israels überfallen und dort Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt, darunter zahlreiche Frauen und Kinder. Dabei wurden rund 1199 Menschen getötet und rund 251 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. 103 von ihnen befinden sich nach jüngsten israelischen Angaben noch in den Händen der Hamas, allerdings wurden 33 von ihnen von der Armee für tot erklärt.
Als Reaktion auf den Hamas-Angriff geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seitdem mehr als 40.500 Menschen getötet.
Derweil teilten die Behörden der nordisraelischen Stadt Migdal Haemek mit, dass die sterblichen Überreste eines ihrer am 7. Oktober als Geisel in den Gazastreifen verschleppten Bewohner geborgen worden sei. Die Leiche von Schaked Dahan sei am Dienstagabend seiner Familie übergeben worden, teilte die Stadt im Onlinedienst Instagram mit. Die israelische Armee erklärte, dass sie den Bericht zunächst nicht bestätigen könne.