Boxer Nelvie Tiafack hat bei den Olympischen Spiele eine besondere Geschichte geschrieben. Obwohl er im Halbfinale keine Chance hatte, holte er Bronze. Es folgte ein Versprechen. Aus Paris berichtet Alexander Kohne Schon kurz vor der Urteilsverkündung wusste er: Dieses olympische Halbfinale würde sein Gegner gewinnen. Doch zu grämen schien sich Boxer Nelvie Tiafack am späten Mittwochabend auf der Anlage von Roland Garros nicht. Im Gegenteil. Selbst kurz nachdem der Ringrichter den Arm seines klar favorisierten Gegners Bachodir Jalolow in die Höhe reckte, schien ein kurzes, erleichtertes Lächeln über Tiafacks Gesicht zu huschen. "Ich habe mein Bestes gegeben und es hat leider nicht gereicht. Deswegen bin ich null enttäuscht", sagte der Kölner Superschwergewichtler (über 92 Kilogramm) im Anschluss an den Fight in einer Presserunde, bei der auch t-online dabei war. Versüßt wird ihm die Niederlage mit der Bronzemedaille. Denn diese hat der 25-Jährige aufgrund des besonderen Regelwerks im olympischen Boxen sicher, ohne einen weiteren dafür Kampf bestreiten zu müssen. Mehr war an diesem Abend einfach nicht drin, denn der gut zwei Meter große und amtierende Olympiasieger Jalolow galt als klar favorisiert. Die deutliche 0:5-Niederlage gegen den boxerisch deutlich überlegenen Usbeken war da nur logische Konsequenz. Gegner als Profi noch ungeschalgen Wohl auch deshalb sagte Tiafack etwas erleichtert: "Ich bin erhobenen Hauptes und ohne Verletzungen aus dem Ring gegangen. Darüber bin ich am meisten glücklich und froh." Er habe einfach gegen "den Besten" verloren. Das unterstreicht nicht nur ein Blick in die Kampfstatistik Jalolows bei den Amateuren. Der hünenhafte Usbeke ist zudem bereits als Profi aktiv und hat dabei alle seiner 14 Kämpfe gewonnen. Tiafacks Schlagversprechen Für Tiafack steht der Schritt ins Profilager nun ebenfalls an – und dafür hat sich der Kölner, dessen Vater früh verstorben war und der mit seiner Mutter als Achtjähriger aus Kamerun ins Rheinland kam, einiges vorgenommen ( hier lesen Sie mehr zur Geschichte von Nelvie Tiafack ). "Bei den Profis werde ich körperlich mehr an mir arbeiten. Da werden meine Schläge auch mehr scheppern als hier, wo es mehr auf die Schlaganzahl ankommt", versprach der 1,89 Meter große Athlet. Olympia 2024: Der Medaillenspiegel der Spiele Details zu seinen Plänen als professioneller Faustkämpfer – beispielsweise in Zeug auf einen möglichen Wechsel in die USA – wollte er indes nicht preisgeben. Nach einer ähnlichen Stimmung wie im mit über 10.000 Zuschauern voll besetzten Court Philippe Chatrier, auf dem normalerweise Tennis gespielt wird, sehnt er sich jetzt schon. Als übergewichtiger Teenager zum Boxen gekommen "Ich liebe es, vor so einem Riesenpublikum mein Talent zu zeigen. Bei den Profis, mit noch mehr Runden, werde ich ein sehr, sehr interessanter Fighter für die Masse", kündigte Tiafack an. An seine boxerischen Wurzeln denkt der 25-Jährige aber weiter: "Ich habe sehr, sehr viel für den deutschen Sport getan, bei fast jedem großen Turnier abgeliefert und denen – ganz ehrlich – den Arsch gerettet. Ich hoffe, dass ein anderer meinen Platz einnehmen kann." Ob dieser "andere" dann eine ähnlich rasante Entwicklung wie Tiafack durchlaufen wird, erscheint zumindest fraglich. Erst im Alter von 15 Jahren hatte der Rheinländer mit dem Boxen begonnen – weil er abnehmen wollte. Kurz darauf wurde Tiafack bereits deutscher Jugendmeister. Nun geht es mit der olympischen Bronzemedaille also ins Profilager.