Im Februar die ersten WM-Medaillen, nun olympisches Edelmetall: Isabel Gose erfüllt sich einen Traum. Ihr Ex-Freund und Goldgewinner Lukas Märtens hatte ein für sie passendes Motto vorgegeben.
Völlig erschöpft hielt sich Isabel Gose am Startblock fest, für Jubel fehlte ihr die Kraft: Die Freistilschwimmerin hat ihre olympische Bronzemedaille über 1500 Meter gewonnen. Gose musste sich nur Ausnahmeschwimmerin und Gold-Gewinnerin Katie Ledecky aus den USA und der zweitplatzierten Französin Anastasia Kirpitschnikowa geschlagen geben.
Die 22 Jahre alte Gose bescherte dem Team des Deutschen Schwimm-Verbandes das zweite Edelmetall bei diesen Sommerspielen. Lukas Märtens hatte sich am Samstag zum Olympiasieger über 400 Meter Freistil gekürt.
Nun durfte auch seine Ex-Freundin und Magdeburger Teamkollegin über die Teilnahme an der Siegerehrung jubeln. Es war der größte Erfolg ihrer bisherigen Karriere. Gose schlug in nationaler Rekordzeit von 15:41,16 Minuten an und stellte erneut die deutsche Stärke auf der längsten Beckendistanz unter Beweis. Bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio hatte Sarah Wellbrock - damals noch unter dem Namen Sarah Köhler - ebenfalls Bronze gewonnen.
Medaille war schon vor dem Rennen im Hinterkopf
Mit einmal Gold und einmal Bronze haben die deutschen Beckenschwimmerinnen und Beckenschwimmer schon jetzt ihre stärkste Olympia-Bilanz seit den Spielen von Peking 2008 erreicht. Damals hatte Britta Steffen zweimal Gold geholt.
Schon Goses Auftritt im Vorlauf am Vortag hatte Hoffnungen auf eine Medaille geweckt. Nach ihrem souveränen Finaleinzug mit der viertschnellsten Zeit sagte die Sportlerin von Langstrecken-Bundestrainer Bernd Berkhahn: "Ich muss gut regenerieren und dann kommt es einfach darauf an, wer taktisch am cleversten vorgeht und wer das meiste Stehvermögen hat." Die Medaille sei im Hinterkopf, Druck machen wollte sich Gose aber nicht.
Beim Motto berief sie sich auf ihren ehemaligen Partner Märtens. "Lukas hat es immer schon ganz schön gesagt: Alles kann, nichts muss. Und so ist es halt tatsächlich auch", sagte sie. "Ich versuche einfach, meine Chance zu nutzen und zu zeigen, wie hart ich gearbeitet habe."
Saison-Plan geht auf
Mit Märtens ist Gose nach wie vor gut befreundet. Wie eng die beiden emotional noch verbunden sind, konnte das deutsche Fernsehpublikum nach Märtens' Olympiasieg sehen. Im ARD-Interview hatte Gose vor Freude über den Erfolg des 22-Jährigen geweint und gesagt: "Er kann so stolz auf sich sein, hat es sich so verdient. Er macht im Training so krasse Sachen." Nun steht Gose selbst als Medaillengewinnerin im Rampenlicht.
Gose zeigte, dass ihr Weg in der Olympia-Saison mit WM-Teilnahme im Februar und langem Höhentrainingslager vor den Sommerspielen für sie der richtige war. Bei den Weltmeisterschaften in Doha, auf die einige Topschwimmer im Sinne der Olympia-Vorbereitung verzichtet hatten, sammelte Gose weitere Erfahrungen auf der ganz großen Bühne. Gleich drei WM-Medaillen nahm Gose aus Katar mit. Nun folgte die erste bei Olympia. Die zweite deutsche Finalteilnehmerin, Lukas Märtens' Schwester Leonie, belegte den achten Platz.