Sängerin Taylor Swift kommt auf ihrer Welttournee auch nach Deutschland. Zehntausende Fans reisen für ihre Konzerte an. Das hat so viel Wirtschaftskraft, dass sogar die EZB aufhorcht. Ist Deutschland "...Ready for it?" Die US-Sängerin Taylor Swift befindet sich im Rahmen ihrer Welttournee, der "Eras Tour", derzeit für insgesamt sieben Konzerte in Deutschland. Nach Gelsenkirchen und Hamburg stehen auch zwei Termine im Olympiastadion München an. Und das lohnt sich: für die Fans in erster Linie musikalisch, für die Veranstaltungsorte aber vor allem finanziell. Seit März 2023 ist Swift schon auf Tour. Bis Ende des Jahres wird sie 152 Konzerte gegeben haben. Bereits nach den ersten 60 Shows im vergangenen Jahr wurde die "Eras Tour" zur kommerziell erfolgreichsten Welttournee, auf die je ein Künstler gegangen ist. Zu diesem Zeitpunkt soll die Tour bereits 1,04 Milliarden US-Dollar eingespielt haben. Damit bricht Swift einen Rekord von Elton John , der mit seiner Tour "Farewell Yellow Brick Road" in insgesamt 300 Shows etwa 939 Millionen Dollar eingespielt hatte. Die Tour machte die 34-Jährige selbst zu einer der reichsten Musikerinnen der Welt. Ihr Privatvermögen wird auf mehr als eine Milliarde Dollar geschätzt. Doch sie ist eben nicht die Einzige, die profitiert. Ihre Tour hat einen so großen Effekt auf die Wirtschaftsleistung der Konzertorte, dass selbst Zentralbanken sie in ihre Berechnung des Leitzinses aufnehmen. Zehntausende Fans an jedem Ort Denn jedes Mal sind mehrere Zehntausend Fans in den Stadien. Die "Swifties", wie sich die Anhänger der Sängerin selbst nennen, reisen dafür teils um die halbe Welt, basteln Armbänder zum Tauschen und kaufen oder nähen extra für die Konzerte Outfits. So spüren auch Hotels und Gastronomie an den Konzertorten sowie Versandhändler und Bastelbedarfe den Effekt. Dieser ist so groß, dass der Wirtschaftsnachrichtendienst Bloomberg dafür den Begriff "Swiftonomics" eingeführt hat. Für die Tickets gaben die US-Fans im regulären Verkauf zwischen 200 und 800 Dollar aus. In Europa waren die Karten teils auch schon für unter 100 Euro zu haben. Allerdings waren sie auch so hart umkämpft, dass auf dem Zweitmarkt noch deutlich höhere Preise aufgerufen werden. Die Preisunterschiede zwischen Nordamerika und Europa haben dazu einen kuriosen Effekt: Teils ist es selbst mit Flug und Unterkunft für US-Amerikaner günstiger, ein Konzert in Europa zu besuchen als in ihrem Heimatland. Da kommt einiges an Ausgaben zusammen: Das US-amerikanische Marktforschungsunternehmen QuestionPro hat in einer Umfrage herausgefunden, dass die Konzertteilnehmer im Schnitt 1.300 Dollar für Tickets, Anreise, Essen und Outfits ausgeben. Allein in den USA soll die Tour so zu Konsumausgaben von 4,6 Milliarden US-Dollar geführt haben. Das ist mehr als die Wirtschaftsleistung der 35 schwächsten Bundesstaaten der USA. Swifts Effekt endet nicht bei den Konzerten Der wirtschaftliche Effekt von Taylor Swift wird deshalb mittlerweile auch von Experten anerkannt und ernsthaft diskutiert. Im US-Bundesstaat Colorado sollen die drei Konzerte von Taylor Swift das Bruttoinlandsprodukt um etwa 140 Millionen Dollar gesteigert haben. Und die regionale Notenbank in Philadelphia erwähnt Swift in ihrer Analyse der Konjunkturdaten. Nobelpreisträger Paul Krugman unterrichtet an der Gonzaga Universität in Washington sogar einen Wirtschaftskurs mit Verweis auf Taylor Swift. Der Effekt ist dabei nicht auf die USA beschränkt. Einem Bericht des Economic Impact Research Laboratory zufolge führten die vier Konzerte in der japanischen Hauptstadt Tokio zu Mehreinnahmen von 34,1 Milliarden Yen (etwa 200 Millionen Euro). Einige Länder hofften auch, von den "Swiftonomics" profitieren zu dürfen und warben aktiv um die Sängerin, wie etwa Indonesien . Dass Swift letztlich in Südostasien einzig in Singapur auftrat, verleitete den thailändischen Premierminister zu dem Vorwurf, dafür seien unlautere Mittel eingesetzt worden. Swifts Strahlkraft – oder vielmehr die Zahlungsbereitschaft vieler ihrer Fans – reicht offenbar auch über die Konzerte hinaus. Denn seit die Sängerin ihre Beziehung mit Travis Kelce, Footballspieler bei den Kansas City Chiefs, öffentlich gemacht hat, verzeichnet die gesamte Liga NFL gesteigerte Nachfrage. Laut der Apex Marketing Group soll Swift der NFL und den "Chiefs" so Mehreinnahmen von 331,5 Millionen Dollar und ein Plus von neun Prozent mehr Zuschauerinnen eingebracht haben. Airbnb: Suchanfragen um bis zu 7.000 Prozent gestiegen Was heißt das also für Europa? Zunächst einmal mehrere Hundert Millionen Euro an Konsumausgaben. Diese kommen durch die angereisten Fans zustande, aber auch durch höhere Preise infolge gesteigerter Nachfrage, etwa bei Unterkünften. Felix Herrmann, Chefvolkswirt beim Vermögensverwalter Aramea in Hamburg, sagt der "Wirtschaftswoche" dazu: "Diese Preissteigerungen könnten sich auch in Deutschland statistisch niederschlagen." Zahlen der Buchungsplattform Airbnb, die t-online vorliegen, zeigen: Swifts Konzerte in Europa führten insgesamt zu 60 Prozent mehr Suchanfragen an den Tourorten als im Vorjahresmonat. Für Deutschland sind die Zahlen noch deutlicher. 600 Prozent mehr Suchanfragen in München und volle 7.000 Prozent mehr Suchanfragen für Gelsenkirchen. Ähnlich sieht es auf der Plattform booking.com aus, auf der Hotels gebucht werden können. Hier stiegen die Suchanfragen für Gelsenkirchen im Vergleich zum Vorjahr um 3.500 Prozent. Und: Die Preise für Hotelzimmer stiegen für die Konzerttage von normalerweise 150 bis 200 Euro auf 400 bis 500 Euro. Lagarde: Konzerte könnten Einfluss auf Zinsentscheid haben Die Auswirkungen könnten aber darüber hinaus spürbar werden. In London gehen einige Trader bereits davon aus, dass Swifts Konzerte einen so signifikanten Einfluss auf die Wirtschaft haben werden, dass sich dadurch eine Zinssenkung der britischen Zentralbank nach hinten verschieben könnte, berichtet die "Wirtschaftswoche". Durch die Umsätze rund um die Tour rechnen die Analysten damit, dass die Inflation bei 2,0 Prozent bleibt, da Preise für Hotels und Ferienwohnungen deutlich angehoben werden. Zunächst hatten Analysten mit einer sinkenden Rate von 1,9 Prozent und einer sich daran anschließenden Zinssenkung gerechnet. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) behält sich eine Verschiebung der Zinssenkung vor. Allerdings macht EZB-Chefin Christine Lagarde dafür nicht allein Swift verantwortlich. In einem Interview mit dem Sender CNBC sagte sie kürzlich: "Es sind auch andere gekommen." Damit spielt sie auf andere große, erfolgreiche Tourneen der vergangenen Monate an, etwa von Pink oder Beyoncé. Auch die sechs Konzerte von Sängerin Adele in München im August könnten dabei einen Einfluss haben.