MADRID. Zehn Jahre 4-3-3, ein Jahr 4-4-2 – und jetzt schon wieder das 4-3-3? Nachdem Carlo Ancelotti dieses taktische System bei Real Madrid in der Saison 2013/14 eingeführt und im Sommer 2023 beendet hatte, könnte es nun sein Comeback feiern.
Abgekehrt war „Carletto“ von der Formation, nachdem die Königlichen den Verlust des mitspielenden Mittelstürmers Karim Benzema nicht positionsgetreu kompensiert, sondern mit Jude Bellingham einen offensiven Mittelfeldspieler verpflichtet hatten. Mit mal einer flachen Zentrale und mal einer Raute – vereinzelt fand zudem das 4-2-3-1 Anwendung – sprangen schließlich der Gewinn von Meisterschaft, Champions League und Supercopa de España heraus. Eine Ausbeute, die eine erneute Taktik-Veränderung eigentlich verbieten müsste.
Doch genau das deutet sich bereits an. Der Grund dafür ist rein personell. Mit Toni Kroos hat Real seinen Taktgeber vor der Abwehr verloren, mit Kylian Mbappé dafür einen Superstar im Angriff dazugewonnen. Die einfache und auch alles andere als abwegige Schlussfolgerung mag sein: In der prinzipiell gleichbleibenden Startelf wird Kroos durch Mbappé ersetzt.
Der Franzose ist in vorderster Front gesetzt, für Vinícius Júnior sowie dahinter für Bellingham und Federico Valverde gilt das weiterhin. Auch Rodrygo Goes lässt sich kaum aus der ersten Elf wegdenken. Dass der Brasilianer seinen in den vergangenen beiden Spielzeiten so richtig erkämpften Stammplatz vor dem Hintergrund seiner immer wichtigeren Rolle wieder verliert, ist nur schwierig vorstellbar. Insofern blieben für eine Position im zentralen Mittelfeld noch zwei Akteure übrig: Aurélien Tchouaméni und Eduardo Camavinga – wobei Tchouaméni inzwischen wieder eher zur Anfangsformation gehört als Camavinga.
Interessant: Ancelotti plant nach eigener Aussage nicht, Bellingham auf einer tiefen Position agieren zu lassen – nach einer Premieren-Saison mit 23 Treffern und 13 Vorlagen in 42 Einsätzen verständlicherweise. Der 21-jährige Brite soll in Strafraumnähe bleiben.
Das gab der Trainer schon nach dem LaLiga-Abschluss am 25. Mai gegen Real Betis zu verstehen, indem er Bellingham als Kroos-Nachfolger im Spielaufbau ausschloss. „Nein. Je näher wir ihn am gegnerischen Tor haben, desto besser ist es für uns.“ Man wolle den Deutschen „anders ersetzen“ als rein über eine Neubesetzung auf dessen Position. „Wir müssen das Spiel in der nächsten Saison an die Charakteristiken, die anders als die von Toni Kroos sind, anpassen“, so der Italiener.
Denkbar erscheint somit eine Rückkehr zum taktischen 4-3-3 oder 4-2-3-1. Letztere Formation hatte bei Real zuletzt unter José Mourinho über einen längeren Zeitraum Bestand. Von 2010 bis 2013 war sie die erste Wahl, damals auch noch wenige Wochen unter „Carletto“. Jetzt würde es in der Frage zwischen den beiden Systemen davon abhängen, ob Bellingham je nach Gegner auch mal abkippt, im 4-3-3 wäre er dann ebenso wie zum Beispiel Valverde auf der Achter-Position.
Anzumerken gilt natürlich: Auch in der neuen Saison wird es gewiss gravierendere und leichtere Verletzungen geben, womit sich die Fragen nach System und passendem Personal im Fall des Falles weniger stellen dürften. Weil man derartige Rückschläge personeller Art aber wiederum auch nicht kommen sieht, gilt es dennoch, einen grundsätzlichen Plan mit Blick auf die Aufstellung zu entwickeln – speziell für Ancelotti und seinen Stab.
Suboptimal jedoch: Im weniger ernsten Rahmen wird sich das Team vor dem Pflichtspiel-Auftakt am 14. August mit dem UEFA Super Cup gegen Atalanta bloß im Training einspielen können. Es ist zu erwarten, dass Bellingham, Valverde, Tchouaméni, Camavinga und Mbappé ebenso wie Daniel Carvajal und Ferland Mendy den Aufenthalt in den USA komplett auslassen, daher auch alle drei Testspiele verpassen. Grund dafür ist ihr jeweils versetzter Urlaub durch das weite Vordringen bei der Europameisterschaft und der Copa América, sodass sie erst Anfang August mit der Vorbereitung beginnen – in Valdebebas.
Der Beitrag Real Madrid ohne Kroos und mit Mbappé: Offensiver, weg vom 4-4-2? erschien zuerst auf REAL TOTAL.