Es winken sinkende Energiekosten und staatliche Förderungen, wenn Hausbesitzer Wärmepumpe, Solaranlage und Stromspeicher kombinieren. Vor allem auf Dächern schlummert Potenzial.
Insgesamt 623 Terrawattstunden Solarenergie könnte Deutschland laut dem Solaratlas des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) jährlich zusätzlich produzieren, wenn alle geeigneten Flächen genutzt würden. Das entspricht 623 Milliarden Kilowattstunden und reicht aus, um pro Jahr etwas mehr als 180 Millionen Haushalte mit einem durchschnittlichen Verbrauch von rund 3400 kWh zu versorgen. Zum Vergleich: In Deutschland gab es im Jahr 2022 rund 42 Millionen Haushalte. Gelinge es, die Potenziale effizient zu nutzen, könnte Deutschland mit dieser Energie theoretisch fast fünfmal so viele Haushalte versorgen, als es tatsächlich gibt.
Der Schritt hin zur energetischen Unabhängigkeit wird auch für viele Hausbesitzer zunehmend attraktiv. Denn wie eine aktuelle Studie der RWTH Aachen und des Energiekonzerns Eon zeigt, ist ein kombiniertes System aus Solaranlage, Wärmepumpe und Batteriespeicher bereits nach elf Jahren amortisiert. Bei Wärmepumpen allein dauert das bis zu drei Jahre länger. Hinzukommt, dass ein Verbundsystem die Energiekosten um bis zu 70 Prozent senken kann. Die Studie vergleicht dabei Häuser aus verscheiden Baujahren in den Städten Essen und München.
Wie die Studie zeigt, eignen sich Kombi-Systeme aus Wärmepumpe, Solaranlage, Stromspeicher und Management-System nicht nur für Neubauten, sondern auch für bestehende Immobilien. Trotzdem könnte es sinnvoll sein, sich zunächst einen Sanierungsplan zu erstellen. "Das kann bedeuten, dass man nicht unbedingt mit dem Einbau einer neuen Wärmepumpe beginnt, sondern damit, das Haus durch neue Fenster oder eine gedämmte Fassade energieeffizienter zu gestalten", sagt Dagmar Faltis, Geschäftsführerin von Aroundhome, einer Empfehlungsplattform, die Eigenheimbesitzer mit Fachfirmen für ihre Hausprojekte vermittelt. Faltis empfiehlt daher im ersten Schritt zu prüfen, an welchen Stellen ein Haushalt in einer Bestandsimmobilie prinzipiell Energie einsparen kann.
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Ist ein Haus ausreichend energieeffizient aufgerüstet, lohnt es sich, ein solches Kombi-System zu installieren. Laut Faltis müssen Eigentümer dabei mit Kosten bis zu 75.000 Euro rechnen. Das mag zunächst nach viel Geld klingen. Doch wer sich entscheidet, auf klimafreundliche Energiequellen umzusteigen, kann für die einzelnen Module staatliche Förderungen von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) und den jeweiligen Kommunen erhalten.
Die KfW fördert die Kosten für Anschaffung, Einbau und Inbetriebnahme von Wärmepumpen mit bis zu 70 Prozent. Einzelne Maßnahmen, um das Haus effizienter zu gestalten, beispielsweise Dämmung oder Austausch der Fenster, fördert das BAFA mit bis zu 20 Prozent. Für Solaranlagen gibt es kommunale Förderprogramme – beispielsweise in den Städten, die die Studie der RWTH Aachen erwähnt: So bezuschusst die Stadt München ab Juli 2024 beispielsweise PV-Anlagen auf Wohngebäuden mit rund 250 Euro pro Kilowatt-Peak Leistung. Für Module auf denkmalgeschützten Häusern und dachintegrierte Anlagen gibt es Zuschläge. Nach einem zwischenzeitlichen Förderstopp können die Einwohner der Stadt Essen seit Anfang des Jahres 2024 wieder von Förderungen für eine PV-Anlage profitieren. Essen bezuschusst den Kauf und die Installation einer PV-Anlage unter anderem mit 1000 Euro für Anlagen mit mehr als fünf und bis zehn Kilowatt-Peak Leistung.
Wer selbst Energie produziert, spart naturgemäß Stromkosten. Da sich Verbraucher trotz Anlagen mit Speichersystem allerdings nicht immer zu 100 Prozent selbst versorgen können, müssen viele Haushalte weiterhin Strom aus dem Versorgernetz nutzen. Ab dem Jahr 2025 werden Kombi-Systeme mit intelligentem Management-System noch attraktiver für Hauseigentümer. Dann müssen alle Stromanbieter verpflichtend einen dynamischen Stromtarif anbieten, bei dem sich je nach Auslastung die Strompreise über den Tag verändern. Verbraucher haben dadurch die Möglichkeit Strom dann zuzukaufen, wenn er billiger ist.
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Für Menschen, die zur Miete wohnen und gerne auch ein bisschen energieautarker leben möchten, eignen sich Balkonkraftwerke. Ein neues Gesetz macht ihnen das sogar leichter. Denn der Bundestag hat Anfang Juli Balkonkraftwerke als "privilegierte Maßnahme" im Miet- und Wohneigentumsrecht eingestuft. Das bedeutet, dass es für Vermieter und Wohnungseigentümergemeinschaften noch schwerer geworden ist, die Installation zu verbieten.