In einem Nachbarbundesland von Hessen werden Ochsenfrösche unter anderem mit Schusswaffen bekämpft. Kommt die zugewanderte Art auch hierzulande vor?
Während invasive Ochsenfrösche in Baden-Württemberg für Probleme sorgen, gibt es in Hessen bislang Entwarnung. Es gebe kein bekanntes Vorkommen des Nordamerikanischen Ochsenfrosches, teilte eine wissenschaftliche Mitarbeiterin des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) in Wiesbaden mit. Rund 150 Kilometer südlich, im Landkreis Karlsruhe, hat sich der Ochsenfrosch etabliert, 2023 gab es einen ersten Nachweis im benachbarten Landkreis Rastatt.
"Für Hessen besteht daher zum einen die generelle Gefahr, dass Tiere aus privater oder gewerblicher Haltung ausgesetzt werden beziehungsweise entkommen", erläuterte die HLNUG-Expertin. "Gleichzeitig könnte sich die Art von BaWü aus zum Beispiel entlang des Oberrheins auch nach Hessen ausbreiten." Der Nordamerikanische Ochsenfrosch steht auf einer EU-Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung. EU-Mitgliedsstaaten müssen die Verbreitung der Art überwachen und wenn nötig die Population bekämpfen. Die Frösche werden in Baden-Württemberg teils von Booten aus mit Kleinkaliberwaffen geschossen. Zudem sammeln Taucherinnen und Taucher die Kaulquappen ein.
Landesamt bittet Bevölkerung um Mithilfe
Das HLNUG hat ein Portal eingerichtet, in dem Bürger und Bürgerinnen Sichtungen invasiver Arten melden können. "Im Falle des Ochsenfrosches, der noch nicht in Hessen vorkommt, jedoch in angrenzenden Bundesländern, gibt es zusätzlich ein Frühwarnsystem", ergänzte die Expertin. "Im optimalen Fall können so bei ersten Nachweisen unmittelbar Maßnahmen eingeleitet werden, sodass eine Etablierung gar nicht erst zustande kommt."
Wie die meisten invasiven Arten sei der Ochsenfrosch sehr anpassungsfähig und habe gegenüber einheimischen Tieren Konkurrenzvorteile. Natürliche Fressfeinde wie Krokodile fehlen in Deutschland, Weibchen können mehrere Zehntausend Eier ablaichen. Wie andere Amphibien sind Ochsenfrösche nach der Metamorphose räuberische Fleischfresser und haben es auf alle Wirbeltiere und Wirbellose wie etwa Insekten, Würmer und Schnecken abgesehen, die gefangen und geschluckt werden können. Da Ochsenfrösche bis zu 20 Zentimeter groß werden, sind sie heimischen Fröschen körperlich überlegen und können andere Arten verdrängen.
Amphibien seien insgesamt hauptsächlich durch den Verlust ihrer Lebensräume und Laichgewässer sowie die Zerschneidung ihrer Wanderrouten durch Straßen- und Siedlungsbau gefährdet, betonte die Wissenschaftlerin. "Auswirkungen invasiver Arten oder beispielsweise auch des Klimawandels stellen zusätzliche Bedrohungen dar, die aber nur aufgrund der schlechten Ausgangslage so gravierend sein können."