MADRID. Ein neuer Ausnahmekönner, ein neuer Superstar ist da. Aber mit ihm gleichzeitig auch jemand, der so manches Mal vielleicht für Missstimmung sorgt? Kylian Mbappé haftet der Ruf an, gut und gerne auch mal mit divenhaftem Verhalten negativ aufzufallen. In seiner Zeit bei Paris Saint-Germain gab es Momente auf dem Rasen, in denen der Superstar genervt auf Entscheidungen von Mitspielern reagierte. Auch wenn diese selten waren, gilt er als launisch, sogar als Gute-Laune-Killer in einer Kabine. Wird ihm damit Unrecht getan?
Bei seinem neuen Arbeitgeber Real Madrid, nichts Geringeres als sein Traumverein, führte zuletzt neben der fußballerischen Klasse gerade die gute Chemie untereinander zu Erfolgen.
Schaden sich die Königlichen mit der Verpflichtung des 25-Jährigen in der Hinsicht vielleicht nur selbst? Befürchten muss man zwischenmenschliche Probleme grundsätzlich nicht, dafür äußerte sich Mbappé im Zuge seiner Präsentation auch bereits zu demütig und respektvoll. Nicht zuletzt ebenso gegenüber Präsident Florentino Pérez, dem er das nie verflogene Interesse an einer Zusammenarbeit hoch anrechnet.
Er ist reifer geworden und verlangt sich selbst ab, sich im Team einzufügen, es auf dem Weg zu Toren und Siegen bestmöglich zu unterstützen. Das betonte er am Tag seiner Vorstellung ein ums andere Mal: „Ich will nicht hierher kommen, mein Tor machen und nach Hause gehen. Ich werde sicher treffen, will mich aber im Team einfinden. Das Team ist das, was erfolgreich sein wird. Ich will ein Teil einer großen Mannschaft sein.“
Mit einem Vinícius Júnior, Jude Bellingham oder Rodrygo Goes und nicht zuletzt seinen französischen Nationalmannschaftskollegen Aurélien Tchouaméni, Eduardo Camavinga und Ferland Mendy pflegt der Angreifer unlängst ein gutes Verhältnis. Nicht anders sah das bei den paar Profis aus, die sich bereits im Real-Training befinden und mit denen er plauderte.
Er weiß um die im Vergleich zu PSG jetzt höhere Qualität seiner Kameraden, scheint viel mehr Lust auf die gemeinsame Zukunft zu haben anstatt ein Konkurrenzdenken oder dergleichen an den Tag zu legen. Hinsichtlich seiner Position zeigt der Hoffnungsträger zumindest nach außen hin keinerlei Starallüren, indem er etwa den Anspruch stellen würde, auf jeden Fall auf seinem favorisierten linken Flügel zum Zug zu kommen.
„Ich werde dort spielen, wo der Trainer es will. Ich kann auf den drei Positionen im Angriff spielen. Am Wichtigsten ist es, körperlich und mental gut in Form zu sein, um der Mannschaft zu helfen. Wo ich spiele, ist dann ein Detail. Für mich ist das keine Debatte“, gibt sich Mbappé entspannt und kompromissbereit.
Freistöße und speziell Elfmeter dürfte man ihm wiederum häufig überlassen, zumal es vom Punkt aus seit Karim Benzemas Fortgang keinen festen Mann gibt und mit Toni Kroos der Hauptschütze für direkt aufs Tor bestimmte Standards nicht mehr da ist.
Der Eindruck: Mbappé ist sich bewusst, bei welchem Klub er jetzt ist, was er sich leisten darf und was nicht, er vielleicht eine Galionsfigur ist, sich trotzdem nicht alles allein um ihn dreht. Außer Endrick hat jeder seiner Mitspieler mit mindestens einem Champions-League-Titel auf Vereinsebene mehr vorzuweisen als er. Seine Mutter betont: „Es ist ein Mannschaftssport. Es geht darum, Teil eines kollektiven Projekts zu sein und das beizutragen, was man kann. Wenn man ohne Demut zu einem solchen Verein kommt, wird es nicht funktionieren.“
Real weiß Neulinge gut bei sich zu integrieren. Aber was, wenn dann doch mal die Diva in Mbappé durchkommt? Daniel Carvajal, inzwischen Vizekapitän, im März: „Die Leute, die länger im Klub sind, sind immer etwas verantwortlich dafür, dass in der Kabine alle in die gleiche Richtung rudern, dass jemand, der ein wenig entgleist, am Ohr gezogen und wieder auf den Weg gebracht wird. Das müssen die Routiniers tun, damit es gut läuft. Wir haben sehr qualifizierte Leute dafür – und vor allem die jungen Spieler sind sehr professionell.“
Als solcher könnte sich letztlich gut und gerne ja auch Mbappé entpuppen. Luka Modrić leistet dabei vielleicht seinen Beitrag. In der Kabine ist es einerseits nämlich ausgerechnet der neue Kapitän der Königlichen, der stets neben dem Torjäger Platz nimmt. Der mit 38 Jahren maximal erfahrene Leader, der sechsfache Champions-League-Sieger, der Ballon-d‘Or-Gewinner und FIFA Weltfußballer von 2018. Eine Respektsperson durch und durch – die der Stürmer auch mal ermahnende Worte mit auf den Weg geben könnte. Dazu soll es aber gar nicht kommen. Selbstverständlich nicht. Modrić: „Wir werden ihm bei allem helfen, damit er sich einfügt, sein Talent zeigt und an sein Maximum gelangt.“
Die Plätze der Spieler sind in der Umkleide nach Rückennummern geordnet. Mbappé trägt die 9, Modrić die 10. Außer dem kroatischen Kapitän hat der Franzose dann auch noch den Spielführer der Zukunft neben sich sitzen: Federico Valverde, der neuerdings nicht mehr die 15, sondern die 8 des abgewanderten Kroos besitzt. Noch so ein Teamplayer, noch so einer, der nichts auf den Zusammenhalt, auf eine intakte Mannschaft kommen lässt.
Der Beitrag Mbappé, die Diva? Bei Real Madrid besteht weniger Grund zur Sorge erschien zuerst auf REAL TOTAL.