Landesweite Proteste in Bangladesch fordern über hundert Menschenleben. Unruhen eskalieren trotz Ausgangssperre und Einsatz des Militärs. Die Studierendenproteste in Bangladesch haben diese Woche bereits über hundert Todesopfer gefordert. Die Angaben stammen aus Krankenhäusern und wurden von der Nachrichtenagentur AFP zusammengetragen. Seit Wochen demonstrieren die Studierenden landesweit, zuletzt sind die Proteste jedoch in schwere Unruhen umgeschlagen. Trotz einer landesweiten Ausgangssperre und dem Einsatz des Militärs, den die Regierung am Freitagabend angekündigt hat, hören die Unruhen nicht auf. In der zentral gelegenen Stadt Narsingdi befreiten studentische Demonstranten nach Polizeiangaben Hunderte Gefängnisinsassen und setzten das Gefängnis anschließend in Brand. Auch in der Hauptstadt Dhaka bleibt die Lage angespannt: Trotz eines ganztägigen Verbots aller politischen Kundgebungen kommt es weiterhin zu Zusammenstößen zwischen Studierenden und Sicherheitskräften. Proteste richten sich gegen Quotensystem Einige Demonstranten nehmen dabei auch die Regierungschefin ins Visier: "Wir fordern den sofortigen Rücktritt von Sheikh Hasina, die Regierung ist für die Morde verantwortlich", sagte Sarwar Tushar, ein an den Protesten beteiligter Student, mit Blick auf die seit 15 Jahren autokratisch regierende Ministerpräsidentin. Die Studierenden protestieren insbesondere gegen ein von der Regierung eingeführtes Quotensystem, das mehr als die Hälfte der gut bezahlten Stellen im öffentlichen Dienst bestimmten Bevölkerungsgruppen vorbehält. Kritiker werfen der 76-jährigen Hasina vor, mit dem System ihre eigenen Unterstützer zu begünstigen. Auch international stößt das harte Vorgehen in Bangladesch auf Kritik. UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk nannte die Niederschlagung der Proteste "schockierend und inakzeptabel". Er forderte eine unparteiische, schnelle und gründliche Untersuchung der Angriffe und appellierte an die Sicherheitskräfte, jegliche Gewaltanwendung im Einklang mit dem Völkerrecht zu gestalten.