Die meisten Unfälle in den Bergen passieren in der Sommersaison beim Wandern. Extreme Wetterverhältnisse bringen nun zusätzliche Gefahren.
Rasch wechselnde Extrem-Wetterverhältnisse bringen in den Bergen besondere Gefahren mit sich. Bei sintflutartigem Regen drohten Steinschlag und Schlammlawinen, und Hitzetage ab 30 Grad sorgten wegen Dehydrierung immer wieder für Notfälle bei Wanderern, sagt Stefan Winter vom Deutschen Alpenverein (DAV).
Im Mittelmeerraum starben bereits mehrere Menschen, die bei Temperaturen teils über 35 Grad zu Wanderungen gestartet waren. Medien zufolge gab es im Juni eine regelrechte Serie von Todesfällen auf griechischen Urlaubsinseln. Mehrere Wanderer waren wohl in der Hitze zusammengebrochen - teils hatten sie viel zu wenig Wasser dabei, wurden unkonzentriert, verliefen sich. Diese Gefahr sei nicht auf den Mittelmeerraum beschränkt, sagte der DAV-Breitensportexperte Winter. Hierzulande werde das Wetter teils unterschätzt, wenn wie in den vergangenen Wochen die Temperaturen von Tag zu Tag stark schwankten.
"Aufgrund der Großwetterlage hat sich noch kein stabiles Sommerhoch durchgesetzt. Wir hatten sehr wechselnde Wetterverhältnisse mit viel Niederschlägen. Das macht auch die Tourenplanung schwierig." Gerade nach mehreren kühlen Regentagen rechneten viele nicht mit plötzlicher Hitze. "Gerade der schnelle Wechsel von kühlem Regenwetter auf Hitze kann die Leute bei ihrer Einschätzung überfordern. Sie sehen nur: schönes Wetter - nichts wie raus."
Wanderer sollten Hitze und Müdigkeit nicht unterschätzen
Die meisten Unfälle geschehen nach der Bergunfallstatistik des DAV, die alle zwei Jahre erscheint, regelmäßig durch Stürze beim Wandern - vielfach beim Abstieg, wenn die Wanderer müde sind. Außerdem ist die Stolpergefahr dann größer. An zweiter Stelle liegen in der Sommersaison Herz-Kreislauf-Probleme, oft in Zusammenhang mit Hitze.
Bei Regen komme die Gefahr dazu, auf glitschigem Grund auszurutschen, erläuterte Winter. Außerdem drohten Durchnässung, Unterkühlung und Erschöpfung. Bergbäche könnten in kürzester Zeit anschwellen und Menschen in den Tod reißen - oder Wege wegspülen, sodass Rückwege abgeschnitten sind oder ursprünglich einfache Wanderungen zur Herausforderung werden.
Eine weitere Gefahr - gerade auf ausgesetzten Wegen und auf Klettersteigen, an denen viel Eisen verbaut ist - sind Gewitter mit Blitzschlag. Wo sie genau sich entladen, ist laut Winter aber auch über die Wetterdienste nicht genau vorhersagbar.
Eisschlag und Schnee können ein Problem sein
In den Hochgebirgslagen in Österreich, Frankreich, Italien und der Schweiz droht auf den Gletschern im Sommer mit steigenden Temperaturen zunehmend Eisschlag. Im Jahr 2022 waren an der Marmolata im Trentino riesige Teile des Gletschers herausgebrochen und hatten elf Bergsteiger in den Tod gerissen.
Derzeit aber liegt in den hohen Gletscherregionen teils noch viel Schnee, der nicht durchfriert. "In bestimmten Regionen ist das noch ein Thema. Einige der großen klassischen Gletschertouren im Wallis und Berner Oberland sind noch gar nicht gespurt, weil noch so viel Schnee liegt", sagte Winter. Im April und Mai hatte es in der Höhe noch einmal viel geschneit.
In den bayerischen Bergen sind Schneefelder laut Winter aber kaum noch ein Thema. Etwa die Watzmann-Überschreitung auf mehr als 2500 Metern sei schneefrei. "Nur beim Abstieg liegt noch ein wenig Schnee", sagte Winter. Oberhalb von 2000 Metern gebe es vereinzelt auch anderorts noch kleine Schneefelder - in der Höhe nicht ungewöhnlich. "Auch im August und September rutschen Menschen auf Schneefeldern aus. Die größte Schneefeldproblematik gibt es in den bayerischen Alpen im April."
Noch hat sich der Sommer hierzulande nicht so extrem gezeigt wie im Vorjahr mit diversen Wärmerekorden. Dennoch gibt es beim DAV Befürchtungen, dass erneut Hütten wegen Wassermangels schließen müssen - wie im vergangenen Jahr die Neue Prager Hütte in Tauer in Österreich.