China setzt auf erneuerbare Energien. Insbesondere dezentrale Solaranlagen auf Hausdächern tragen zu dem Wachstum bei. Paradoxerweise boomen auch Kohlekraftwerke.
Beim Ausbau erneuerbarer Energien lässt Peking den Rest der Welt hinter sich. Einer Studie des "Global Energy Monitor" (GEM) aus San Francisco zufolge baut China derzeit Solarkraftwerke und Windkraftanlagen mit einer Gesamtkapazität von 339 Gigawatt, das ist beinahe doppelt so viel wie der Rest der Welt. Regenerative Energien zählen zu den Gebieten, die China "neue Produktivkräfte" nennt und in denen das Land eine führende Stellung einnehmen will.
GEM nimmt an, dass China schon bis Ende 2024 die Zielvorgaben von 2030 erreicht und dann 1200 Gigawatt Solar- und Windkraft zur Verfügung haben wird. Der größte Treiber ist der Ausbau dezentraler Anlagen auf Dächern im Rahmen des Programms "Solarenergie für den gesamten Landkreis". Damit verschiebt sich die installierte Kapazität in Richtung der dicht besiedelten Provinzen, in denen auch der meiste Strom verbraucht wird.
Dabei haben die Chinesen mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie der Rest der Welt, nämlich den Schwankungen der regenerativen Energieerzeugung. Der Boom der Regenerativen geht einher mit der Genehmigung und dem Bau neuer Kohlekraftwerke. Anders als etwa in Deutschland steigt der Stromverbrauch in China weiter an. Trotz des Booms gelingt es nicht, 50 Prozent dieses Anstieges durch erneuerbare Energien abzudecken.
Kohle bleibt ein wichtiger Bestandteil des chinesischen Energiemixes. Mit Kohle kann sich das Land vor internationalen Krisen und Lieferproblemen schützen und die Schwankungen der erneuerbaren Energien ausgleichen. In Deutschland werden zu diesem Zweck neue Gaskraftwerke geplant. Sie sind sauberer als von Kohle betriebene Anlagen, doch bleibt auch Gas ein fossiler Brennstoff.
Um die Schwankung in der Erzeugung sauber auszugleichen, muss der Strom gespeichert werden. Akkuspeicher zählen in China zu den zentralen Zukunftstechnologien. 2023 wurden 10 Milliarden Euro in Netz-Batterien investiert. Das ist fast eine Vervierfachung des Wertes von 2022, gemessen am Ausbau der Solar- und Windenergie bleiben die Investitionen aber immer noch gering.
Der gewaltige Ausbau bringt allerdings auch Probleme für den Rest der Welt mit sich. Wenn Peking derzeit doppelt so viel Kapazität baut wie der Rest der Welt, kann man es auch so übersetzen, dass der chinesische Binnenmarkt 66 Prozent des Weltmarktes ausmacht. Konkurrenten, die sich auf einen wesentlich kleineren Heimatmarkt stützen, fällt es wegen der Skalierungseffekte schwer, mit der Produktion und der Entwicklung in China Schritt zu halten.