Der 81-jährige Joe Biden gibt dieser Tage das trotzige Kind. Egal, was die anderen sagen: Nur er allein könne und werde Trump schlagen. Wer könnte ihn vom Gegenteil überzeugen?
Alterssturheit ist putzig bei Fremden, anstrengend in der Familie und gefährlich im Weißen Haus. Joe Biden, so wirkt es derzeit, verwechselt zusehends seine Interessen mit denen seiner Partei. Vielleicht sogar mit denen seines Landes. Er sei der einzige, der die Trumpokalypse verhindern könne, schließlich sei er der einzige, der den Republikaner jemals geschlagen habe, betont der 81-jährige US-Präsident immer wieder. Byebye Biden? Wie es nach dem TV-Debakel weitergehen könnte 21.41
Viele hatten – nicht zu unrecht – gehofft, dass sich Biden als Übergangspräsident begreifen würde. Als den Mann der Mitte und der Vernunft, der den Heilungsprozess nach vier Jahren Trump einleiten und dann den Stab an eine neue Generation weiterreichen würde. Vier auf dem Papier erfolgreiche, im Alltag blasse Jahre später, denkt der dieser Tage gefühlt älteste Mann der Welt jedoch gar nicht daran, in Rente zu gehen.
Dabei hatte der katastrophalen Schlagabtausch mit dem annähernd gleichaltrigen Herausforderer Donald Trump allzu deutlich gemacht, wie nötig ein frischer Wind von links wäre. Von Einsicht fehlt bei Biden aber weiter jede Spur. Der angeschlagene Amtsinhaber bemüht sich stattdessen, eine sich anbahnende Meuterei im Keim zu ersticken. Doch ist der Geist längst aus der Flasche. Bidens Umfragewerte schießen in den Keller, in der Partei rumort es gewaltig, einflussreiche Spender drohen abzuspringen. Infobox US-Wahl-NL
Doch egal, wieviele Parteikollegen, Gönner und Kommentatoren Biden auch zum Rückzug beknien. Der US-Präsident hört nur auf seinen engsten Kreis – und das seit Jahrzehnten. Dieses "Küchenkabinett" entscheidet nun womöglich über das Schicksal der USA.
Quellen: "New York Times"; "The Telegraph"; "Economic Times"; "Guardian"; "American Prospect"; "Axios"