Das Grand Finale des BCBR verlief über eine 31 km lange Etappe – der Zweiten auf den Trails von Cumberland. Es war staubig, es war heiß, die Körper von den anderen sechs Etappen zerrüttet. Zum Glück war der Vorsprung der beiden Teams so komfortabel, dass eigentlich nichts mehr anbrennen sollte, selbst bei einem Totaleinbruch. Oder?
Der Start war bekannt und die Startgruppen der letzten Tage wurden beibehalten. Es ging wieder durch die drei Engstellen und dann ca. 2 km auf breitem Schotter bis zum Einstieg in den Climbing-Trail mit seinen über 70 Haarnadelkurven. Flo versuchte zumindest mal auf dem Schotterstück vorn mitzufahren, aber da in der Vanlife-Gang eine Erkältung rumging, die sich nach und nach auf jeden ausbreitete, wurde das schnell mit dicken Beinen und Luftnot bezahlt.
Den Uphill kletterten die beiden mit Jerome Clementz hoch und wurden dann in der ersten Abfahrt schon von Maghalie Rochette eingeholt, die ihre Führung an der letzten Etappe unbedingt verteidigen wollte und mit der Brechstange unterwegs war. Im nächsten Schotteranstieg bewiesen Lutz und Flo dann unbeabsichtigt ihre Schnelligkeit auf Waldautobahnen und fuhren Jerome und Maghalie wieder davon. Luis aus dem SCOTT Generation B-Team, den die Erkältung am schlimmsten erwischt hatte, wollte eigentlich nur durchkommen, doch es lief unerwartet und konstant gut, kurz hinter Lutz und Flo.
Der Weg wurde schmaler und mündete in einen Trail bis zum zweiten Gipfel auf ca. 550 m Höhe, bevor es in einen ziemlich rauen, steilen und felsigen Downhill ging. Genau so einer von denen, die eigentlich einzigartig und bezeichnend für Kanada sind und warum die Jungs vor allem das Rennen in British Columbia fahren wollten.
Jetzt hieß es noch mal volle Konzentration und nur keinen Fehler machen, der den Gesamtsieg in Gefahr bringen könnte. Geschafft – alles gut gegangen! Bis ins Ziel gab es noch ein Trailfeuerwerk der Extraklasse, aus geshapten und klassisch gebauten Singletrails, teils mit kurzen Gegenanstiegen, Sprüngen oder Baumstämmen mit Drahtgitter aufgetackert, über die man balancieren oder eben die Chicken-Line wählen musste.
Im Ziel angekommen, sind beide Teams überglücklich: Gesamtsieger der Teamwertungen und noch mal Tagessieger geworden. Also eine Traumwoche mit Traumresultaten, die sie so schnell nicht vergessen werden. Das Highlight im Ziel ist natürlich die Ausgabe der Finisher-Medaille, die beim BCBR klassischerweise eine Gürtelschnalle ist. Super stylish, sehr nützlich und ein tolles Erinnerungsstück für daheim, wie Flo aus Erfahrung sagen kann.
Im Ziel ist die Stimmung ausgelassen, man tauscht sich gegenseitig nochmal über die Highlights der letzten Etappe und der ganzen Woche aus, liegt sich in den Armen oder holt vielleicht schonmal das erste Kaltgetränk aus dem BCBR Beer Garden. Die Crew vom Bike Wash bleibt noch fleißig bis zum letzten Rad, die ersten packen ihre Bike Bags für die Rückreise oder fahren vielleicht noch an den nahegelegenen Lake Comox, um sich zu erfrischen.
Kurz nach 15.00 Uhr hieß es dann Siegerehrung, zu der auch noch ein Großteil aller Fahrer anwesend war. Mit Sicherheit liegt das auch an der fulminanten Show, die Brett Tippie jeden Tag performt. Am Abend gab es dann noch ein kleines Ständchen von einigen Musikern mit Gitarre und Gesang in einer super entspannten Atmosphäre, die für die Teams das BC Bike Race noch mal abrundete.
Eins vorweg: Als klassischer mitteleuropäischer Marathonisti sollte man seine Vorstellung eines MTB Etappenrennen einmal kurz beiseite tun. Mit einer Transalp oder einem Swiss Epic hat das BCBR sehr wenig gemein, wenn man auf die Strecken schaut. In Zahlen bedeutet das eine Gesamtlänge von 247,9 km und ein Anstieg von 6.410 hm über die 7 Tage verteilt. Die Gesamtrenndauer der Schnellsten betrug knapp unter 11 Stunden. Die Challenge liegt hier nicht darin, besonders lange besonders schnell auf Waldautobahnen und ab und an mal einem Trail zu fahren, sondern so viele Top-Trails wie möglich auf einer sinnvollen Runde zusammenzustellen – hoch wie runter.
Natürlich ist es manchmal so grandios, dass man eigentlich auch noch 5-10 km mehr pro Tag fahren könnte, aber eigentlich reicht es auch, wenn man bedenkt, 7 Tage lang richtig knackige und lange XCO-Rennen zu fahren, auf Strecken, die man nicht kennt. Für Torsten, Luis, Lutz und Flo war es eines der besten, wenn nicht das beste Erlebnis eines MTB-Etappenrennens. Und das will schon etwas heißen, bei zusammengenommen 19 unterschiedlichen Stage Races, die die Jungs in ihrem Leben schon absolviert haben. Wer sich selbst mal ein Bild machen will: Die Anmeldung für 2025 öffnet am 09. Juli unter https://bcbikerace.com
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