Eine Kamerafrau stirbt bei einem Western-Dreh. Alec Baldwin hielt die Waffe in der Hand. Jetzt muss sich der Hollywood-Star vor Gericht verantworten. Das tödliche Drama auf der Bonanza Creek Ranch, einem beliebten Western-Drehort in New Mexico, liegt bald drei Jahre zurück. Am 21. Oktober 2021 zückte Alec Baldwin bei Proben für den Film "Rust" einen Revolver – doch statt harmloser Patronen löste sich scharfe Munition. Eine Kugel durchbohrte die Kamerafrau Halyna Hutchins und traf dann den hinter ihr stehenden Regisseur Joel Souza an der Schulter. Sie wurde tödlich verletzt, er kam mit leichteren Verletzungen davon. Knapp 30 Kilometer von der Filmranch entfernt, im Bezirksgericht von Santa Fe, beginnt am Dienstag, dem 9. Juli, das Verfahren gegen Alec Baldwin. Zum Auftakt des Prozesses wird die Jury ausgewählt. Am Ende müssen zwölf Geschworene ein Urteil fällen. Bei einem Schuldspruch drohen Baldwin bis zu 18 Monate Haft. Hin und Her um das Verfahren Bis zuletzt war es ein Tauziehen zwischen der Anklage in dem Wüstenstaat New Mexico und Alex Baldwins New Yorker Anwälten. Die Verteidiger des Schauspielers zogen alle Register, um den Prozess noch abzuwenden. So argumentierten sie, dass die Waffe, aus der sich der Schuss gelöst hatte, bei späteren Untersuchungen von FBI-Ermittlern beschädigt worden sei. Damit würde ihnen zur Verteidigung ihres Mandanten ein möglicherweise entlastendes Beweismittel fehlen. Zuvor hatten Baldwins Anwälte Formfehler moniert. Doch die zuständige Richterin Mary Marlowe Sommer blockte alle Anträge auf eine Einstellung des Verfahrens ab. Für den Prozess sind nur knapp zwei Wochen angesetzt. Ein ambitioniertes Vorhaben, da beide Seiten lange Listen mit möglichen Zeugen und dutzenden Beweismitteln zur Vorlage eingereicht haben. Im Gerichtssaal sind Kameras zugelassen – per Livestream wird das Verfahren in alle Welt verbreitet. Waffenmeisterin bereits verurteilt Im Frühjahr stand bereits die junge Waffenmeisterin Hannah Gutierrez-Reed in Santa Fe vor Gericht. Sie war bei dem Dreh für Sicherheit beim Umgang mit Waffen verantwortlich. Eine der Kernfragen bei dem Prozess: Wie kam die scharfe Munition ans Set? Neben Platzpatronen und sogenannten Dummy-Patronen fanden die Ermittler sechs echte Patronen. Eine davon wurde beim Laden in die Revolvertrommel eingelegt. Die Anklage hielt Gutierrez-Reed vor, Sicherheitsvorkehrungen missachtet und die Munition nicht geprüft zu haben. Die Jury sprach die junge Frau im März wegen fahrlässiger Tötung schuldig. Richterin Sommer verhängte die Höchststrafe – 18 Monate Haft. Dieses Strafmaß könnte auch Alec Baldwin drohen. Schon im ersten "Rust"-Strafprozess fiel ständig sein Name: Als Hauptdarsteller und Produzent des Low-Budget-Westerns machte die Anklage ihn und andere Filmmitwirkende für mangelnde Sicherheit am Set verantwortlich. Die Produzenten hätten sich über Vorsichtsmaßnahmen hinweggesetzt, um schnelles Geld zu machen, hieß es. Baldwin wehrt sich gegen die Vorwürfe Die Schuld an dem fatalen Unfall wies Alec Baldwin stets von sich. Nur wenige Wochen danach beteuerte er in einem TV-Interview: "Ich habe nicht abgedrückt". Niemals würde er mit einer Waffe auf eine Person zielen und abdrücken. Er habe "keine Ahnung", wie die scharfe Munition ihren Weg in die Waffe fand. Die erste Anklage gegen Baldwin und Gutierrez-Reed kam dann im Januar 2023, doch die Vorwürfe gegen den Schauspieler wurden drei Monate später zunächst wieder fallengelassen. Es seien weitere Untersuchungen und forensische Analysen erforderlich, hieß es damals. Die FBI-Ermittler prüften unter anderem, ob eine mögliche Fehlfunktion des Colts zum Auslösen hätte führen können. Einem Gutachten von Schusswaffenexperten zufolge muss der Abzug aber betätigt worden sein. Mit dieser neuen Beweislage ging die Anklage im Januar 2024 wieder gegen Baldwin vor – der plädierte erneut auf "nicht schuldig". Alec Baldwin ist durch Filme und Serien wie "Jagd auf Roter Oktober", "Blue Jasmine" oder "30 Rock" bekannt. Mit seiner Alkohol- und Drogensucht landete er in den vergangenen Jahren immer wieder in den Schlagzeilen. Seit 2012 ist der Hollywood-Star mit der Yogalehrerin Hilaria Baldwin verheiratet, das Paar hat sieben Kinder. Anfang Juni kündigte Alec Baldwin ein neues Familienprojekt an: Im Rahmen der Realityshow "The Baldwins" ließ er sich im Alltag von Kameras begleiten.