Sie zählen bei Besuchen zum guten Ton im Austausch mit Politikern, Amts- und Würdenträgern. Manches Gastgeschenk lässt einen mitunter schmunzeln.
Ein Mitbringsel bei Besuchen gehört für viele einfach dazu. In der Politik werden Gastgeschenke teils sogar vom Protokoll her verlangt und zählen zu den diplomatischen Gepflogenheiten. Das füllt Vitrinen und Schränke im Landtag und in der Staatskanzlei - durchaus mit kuriosem Inhalt.
"Wenn man ein einzelnes Geschenk herausstellen möchte, dann vielleicht die Trommel einer vietnamesischen Delegation", sagt Landtagspräsidentin Birgit Pommer. Die kleine Trommel ist eine Nachbildung eines Originals. Die Instrumente wurden vor Hunderten von Jahren in der sogenannten Dong-Son-Kultur etwa für Riten benutzt.
Vitrine voll mit Gasgeschenken
Die Trommel steht inzwischen in einer Vitrine in Pommers Büro, wo Besucher noch mehr der etwa 30 Gastgeschenke sehen können, die die Landtagspräsidentin in ihren viereinhalb Jahren Amtszeit erhalten hat. "Die Geschenke, die der Präsidentin übergeben werden, sind ja für den Landtag gedacht, deshalb nehmen wir immer welche und stellen sie hier aus." Häufige Geschenke seien etwa Halstücher, Geschirr und Münzen aus den Ländern, aus denen die Besucher kommen.
Verschenkt werden Thüringer Produkte
"Solche Geschenke sind eine Geste von Gastfreundschaft und Zuvorkommen", sagt Pommer. Das gilt auch umgekehrt, nämlich dann, wenn die Präsidentin solche Präsente verteilt. "Unsere protokollarischen Gastgeschenke sollen nachhaltig sein, Regionalität ausdrücken, das thüringische Handwerk darstellen." Nicht schnell verderbliche kulinarische Spezialitäten - Marmeladen, Tees, aber auch Alkohol - seien gern genommen. Aber es wird auch Spezielleres verschenkt.
Als zur bundesweiten Feier zum Tag der Deutschen Einheit 2022 in Erfurt die Präsidentinnen und Präsidenten der anderen Landesparlamente zu Gast waren, gab es für diese mundgeblasene Glaskugeln aus Lauscha, deren Verpackungen mit einem Bild des Thüringer Landtags versehen waren.
Kloßpresse als Mitbringsel für vietnamesischen Direktor
Auch der Ministerpräsident setzt auf Produkte mit Thüringen-Bezug, wenn es ums offizielle Verschenken geht. Die Staatskanzlei listet etwa einen Thüringer Löwen aus einer Volkstedter Porzellanmanufaktur und Weingläser vom Arnstädter Kristallglashersteller auf. Für den Direktor des College of Food Industry in Da Nang in Vietnam gab es eine Heichelheimer Kloßpresse
Immer wieder setzen auch die Schenkenden auf lokale Verbundenheit: Der Botschafter der Rad-begeisterten Niederlande brachte zu seinem Antrittsbesuch bei Bodo Ramelow eine Vase mit der Abbildung von blauen Fahrrädern mit. Eine besonders schmucke Kopfbedeckung nahm Ramelow im April vom Botschafter der Kirgisischen Republik entgegen: einen traditionellen hohen Hut mit Ornamenten. Einen Keramik-Elefanten mit ausgeprägtem Rüssel erhielt der MP als er mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine Firma für Spezialsaugtechnik besuchte.
Geschenke werden auch in Staatskanzlei gezeigt
Etwa 150 solcher Geschenke hat Ramelow in der laufenden Legislaturperiode demnach erhalten. Vor allem Bücher, Bilder und handwerkliche Kunst seien darunter. Dabei betont die Staatskanzlei aber auch, dass diese Geschenke nicht persönliches Eigentum des Ministerpräsidenten sind. Wer Ramelow in der Staatskanzlei besucht, kann in seinem Büro und im Wartebereich einige der ausgestellten Geschenke sehen. Die restlichen Präsente werden in einem Lagerraum aufbewahrt.
Die Staatskanzlei stellt auch fest: "Das ausufernde Geschenkewesen befindet sich etwas auf dem Rückzug." Insbesondere in Europa werde im gegenseitigen Einvernehmen vermehrt darauf verzichtet, sich bei jedem Termin gegenseitig zu beschenken. "Die Wertschätzung und Bedeutung des jeweiligen Besuchs wird dadurch allerdings nicht geschmälert."