Der Chefredakteur des stern wirft einen Blick in das aktuelle Sonderheft. Es enthält exklusiv die Listen mit den besten Kliniken in Deutschland.
Fast 15 Jahre gab es sie, die Krankenhaussuche der "Weissen Liste". Im März stellte das 2008 ins Leben gerufene Projekt seine Arbeit ein. Letztlich wurde die populäre Suchmaschine, die bald zur Basis der Klinik-Findeportale der größten deutschen Krankenkassen wurde, quasi Opfer ihres eigenen Erfolgs. Seit Mitte Mai hat Deutschland einen amtlichen Klinik-Atlas. Karl Lauterbach stellte ihn in Berlin vor. Manches Wort, das er dabei fand, war kein Zeugnis von Bescheidenheit. So verhieß der Gesundheitsminister, verständliche Informationen über eine gute Krankenhausversorgung würden nunmehr "für alle zugänglich und nicht nur das Privileg von wenigen" sein.
Es ist fraglos löblich, dass es nun eine offizielle, bundeseinheitliche Abfragemöglichkeit für Krankenhaus-Qualitätsdaten gibt. Noch erfährt sie – teils sehr scharfe – Detailkritik aus der Medizin. Führende Fachgesellschaften sehen das jetzige Angebot als "Beta-Version" an. Anders als bei vielen Digitalisierungsproblemen im Gesundheitswesen wie der elektronischen Patientenakte oder der überkomplexen Netzanbindung der Praxen mit Spezial-Hardware ist aber zügige Abhilfe möglich und eine funktionale Lösung in Sicht. Doch wäre es ohne private und gemeinnützige Initiativen überhaupt so weit gekommen? Und was sagt es uns als Patientinnen und Patienten, wenn ein Minister, dessen Partei seit langen Jahren regiert und der auch als Abgeordneter die Gesundheitspolitik prägte, 2024 insinuiert, in unserem Medizinsystem seien bislang eigentlich nur "Privilegierte" orientierungsfähig gewesen?
Glücklicherweise ist dem nicht so. Der breite Zuspruch, den die stern- Klinik- und Ärzte-Listen erfahren, ebenso das rege Feedback, das wir dazu bekommen haben, zeigt: Ein bedrohlicher Mangel an mündigen Patientinnen und Patienten, die sich umfassend und breit informieren möchten, herrscht keineswegs. Nichts spricht dafür, dass es durchgängig Privilegierte sind, die bei Diagnostik und Therapie aktiv mitwirken, die Qualität und Transparenz erwarten und sie eben auch einfordern. Dazu möchten wir beitragen – und geben Ihnen mit diesem stern-Extra unsere umfassend aktualisierten Klinik-Listen an die Hand. Eingeschlossen sind diesmal auch Deutschlands führende Rehakliniken, die tagtäglich einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, dass sich an erstklassige Therapie eine nachhaltige Heilung anschließen kann.
In der umfassenden Darstellung der Methodik, die unser sehr erfahrenes Partner-Institut MINQ bei der Erstellung der Listen anwendet, erfahren Sie, warum unsere Empfehlungen in Tiefe und Differenzierungsvermögen weit über das hinausgehen, was ein bloßes Verzeichnis mit Datenzugriff zu leisten vermag. Die Klinik-Listen sind zudem auf die Gruppe der Qualitätsführer beschränkt. Wie zuvor – und nunmehr letztmalig – lieferte die verdienstvolle Arbeit der Weissen Liste eine der starken Säulen, auf die wir unsere Arbeit stützen konnten. Dafür sagen wir von Herzen Dank. Entsprechend unserer ständigen redaktionellen Praxis darf ich Ihnen dazu noch einen Transparenzhinweis geben: Die Weisse Liste wurde auf Initiative der Bertelsmann Stiftung gegründet, die Anteile an der Bertelsmann SE & Co. KGaA hält. Der stern erscheint innerhalb von deren Unternehmensstruktur. Ab 2011 war die Weisse Liste als eigene gemeinnützige Gesellschaft organisiert.
Und schließlich: Auch dieses Extra ist ein echter stern. Weil wir leidenschaftliche Magazinjournalisten sind, waren unsere Reporterinnen und Reporter wieder in erstklassigen Kliniken vor Ort, um Spitzenmedizin anschaulich und erlebbar zu beschreiben. Mediziner wie Patienten kommen zu Wort. Die systemtragende Bedeutung des nichtärztlichen Personals – diesmal etwa im Porträt eines Klinikseelsorgers – wird deutlich. Die Herausforderung, Menschlichkeit und Professionalität zu balancieren, tritt uns vor Augen. Wir wünschen Ihnen und den Ihren gute Gesundheit.
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