Last Glen im Test: Das Glen ist zwar das einzige Alu-Rad in unserem Trail-Bike-Vergleichstest, gleichzeitig allerdings auch das leichteste Bike im Feld. Es teilt sich eine Rahmenplattform mit dem Enduro-Modell Coal, hat jedoch einen auf 160/150 mm reduzierten Federweg. Wir sind das Last Glen als 29er gefahren, über einen anderen Link ist allerdings auch ein Mullet-Aufbau möglich. Hier erfahrt ihr, wie es sich auf den Trails in Südfrankreich geschlagen hat.
Einsatzbereich | Trail |
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Federweg | 160 mm/150 mm |
Laufradgröße | 29ʺ, Mullet (29″/27,5″) |
Rahmenmaterial | Aluminium |
Gewicht (o. Pedale) | 14,4 kg |
Rahmengrößen | 165, 175, 185, 195 (im Test: 175) |
Website | www.last-bikes.com |
Preisspanne | ab 4.714 € |
In den letzten Jahren hat Last zwar mit sensationell leichten Carbon-Rädern auf sich aufmerksam gemacht. Die auf derselben Rahmenplattform basierenden Alu-Modelle Coal und Glen sind jedoch weiterhin erhältlich und wurden zuletzt Ende 2023 umfassend upgedatet. Mit 14,4 kg in unserem Test-Aufbau ist das Last Glen das leichteste Rad im Trail-Bike-Testfeld, bietet mit 150 mm Federweg am Eingelenker-Heck allerdings den meisten Federweg (neben dem Orbea Occam). Last bietet neben dem 2.500 € teuren Rahmenset verschiedene Konfigurationsmöglichkeiten für Kompletträder an. Los geht’s bei 4.714 € – unser edles Testbike kostet etwas über 7.000 €. Individualisierung ist auch am Rahmen selbst möglich, der in Schwarz, Raw oder Dunkelblau-Metallic erhältlich ist und über verschiedene Links als Mullet- oder 29″-Bike aufgebaut werden kann. Tauscht man Link und Rocker, kann man übrigens aus jedem Glen ein Enduro-fähiges Coal und umgekehrt bauen.
Erst Ende 2023 wurde das aktuelle Last Glen in seiner dritten Iteration vorgestellt. Optisch erinnert es nach wie vor stark an die Vorgänger, was sicherlich am Eingelenker-Hinterbau mit Last-eigener Dämpferanlenkung über Umlenkhebel und zusätzlichem Link liegt. Die Kinematik wurde etwas überarbeitet und soll nun mehr Vortrieb bei sattem Ansprechverhalten und ausreichend Gegenhalt in der Federwegsmitte generieren. Der Dämpfer ist senkrecht vor dem Sitzrohr platziert, was im Hauptrahmen viel Platz für eine Trinkflasche samt zusätzlicher Montagemöglichkeit für Werkzeuge oder Ersatzteile lässt. Im Vergleich zum Vorgänger ist die Rahmenform sichtlich dynamischer geworden. Hauptrahmen und Hinterbau gehen nun besser ineinander über, letzterer ist zudem etwas weniger kantig ausgeführt.
Ganz verzichtet Last am Glen nicht auf Carbon – der Bauch des Unterrohrs wird nämlich von einem Carbon-Schoner vor Aufsetzern und Steinschlägen geschützt. Auch die Kettenstrebe verfügt natürlich über einen Schoner, der aus Geräuschgründen allerdings aus welligem Gummi gefertigt wird. Die Kabel werden im Rahmen verlegt und sollen durch Schaumstoffhüllen klapperfrei sein. Eine Kabelführung durch den Steuersatz ist nicht vorgesehen. Interessant für alle Selbstschrauber ist, dass Last an beinahe allen Punkten auf identische Lagergrößen und Schrauben setzt. Dazu gibt’s ein UDH-Schaltauge, ein geschraubtes BSA-Innenlager und natürlich ISCG-Aufnahmen für eine Kettenführung.
Last bietet das Glen in vier Größen an, die allerdings nach der jeweils empfohlenen Körpergröße benannt sind. Obwohl unser Test-Team durch die Bank über 1,80 m groß ist, haben wir zur zweitkleinsten Größe 175 gegriffen, da diese mit einem Reach von 470 mm recht nah an unserem Sweetspot ist. Insgesamt fallen die Bikes recht lang aus, mit Reach-Werte von 440 bis 535 mm. Zudem sind die Sprünge mit 30 mm ziemlich groß. Recht kurz fallen dagegen die Kettenstreben aus, die bis Größe 175 nur 430 mm betragen, dann allerdings auf 438 mm und 447 mm anwachsen. Dazu gibts mittelhohe Stack-Werte, einen 63,9° flachen Lenkwinkel und einen ca. 78° steilen Sitzwinkel. Das Tretlager ist stets 31 mm unter die Rad-Achse abgesenkt.
Rahmengröße | 165 | 175 | 185 | 195 |
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Laufradgröße | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ |
Reach | 440 mm | 470 mm | 500 mm | 535 mm |
Stack | 611 mm | 625 mm | 643 mm | 661 mm |
STR | 1,39 | 1,33 | 1,29 | 1,24 |
Lenkwinkel | 63,9° | 63,9° | 63,9° | 63,9° |
Sitzwinkel, effektiv | 77,6° | 77,5° | 78° | 78,5° |
Sitzwinkel, real | 70,7° | 71,1° | 73° | 75,1° |
Oberrohr (horiz.) | 575 mm | 609 mm | 637 mm | 669 mm |
Steuerrohr | 95 mm | 110 mm | 130 mm | 150 mm |
Sitzrohr | 385 mm | 390 mm | 430 mm | 475 mm |
Überstandshöhe | 711 mm | 711 mm | 718 mm | 726 mm |
Kettenstreben | 430 mm | 430 mm | 438 mm | 447 mm |
Radstand | 1.203 mm | 1.240 mm | 1.286 mm | 1.339 mm |
Tretlagerabsenkung | 31 mm | 31 mm | 31 mm | 31 mm |
Einbauhöhe Gabel | 572 mm | 572 mm | 572 mm | 572 mm |
Gabel-Offset | 44 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm |
Federweg (hinten) | 150 mm | 150 mm | 150 mm | 150 mm |
Federweg (vorn) | 160 mm | 160 mm | 160 mm | 160 mm |
Aus Gründen der optimalen Vergleichbarkeit haben wir abweichend von der Serien-Ausstattung alle Modelle im Trail-Bike-Vergleichstest mit einheitlichen Reifen von Goodyear sowie mit identischen Griffen und Sätteln von Ergon ausgestattet.
Mit einem Reach von 470 mm in Größe 175 ist das Last Glen eher auf der kürzeren Seite, wobei der nächstgrößere 185-Rahmen deutlich zu geräumige 500 mm Reach bietet. Nach wenigen Abfahrten haben wir das ab Werk verbaute, sehr niedrige Cockpit gegen eine Version mit 50 mm Vorbau und maximal hohem Riser-Lenker getauscht. Durch den eher flachen Stack ist der Lenker damit weiterhin nicht rekordverdächtig hoch, hat sich durch das recht tief abgesenkte Tretlager aber angenehm angefühlt. So nimmt man gut integriert im Rad Platz und kann drauflos pedalieren.
Die Sitzposition fällt durchaus angenehm und nicht zu gestreckt aus, was wohl aus der Kombination aus kompaktem Reach und steilem Sitzwinkel liegt. Letzterer kann im Flachen etwas Druck auf die Hände bringen – was nach dem Cockpit-Tausch allerdings besser wurde. Durch das vergleichsweise geringe Gewicht geht das Glen gut nach vorn, wippt allerdings auch spürbar. In längeren Anstiegen reiht sich das Last deshalb recht weit hinten in unserer Vergleichswertung ein. Zum Glück kommt man sehr gut an den Lockout-Hebel des Dämpfers, sollte man diesen benutzen wollen.
Spaß-orientierte Abfahrer werden mit der Uphill-Performance allerdings locker leben können, denn bergab zaubert das Last Glen auch dem griesgrämigsten Zeitgenossen ein Grinsen ins Gesicht. Mit seiner äußerst leichtfüßigen Fahrweise verkörpert es das Ideal des spaßigen Trailbikes. Der Eingelenker-Hinterbau spricht äußerst sensibel an, bietet jedoch frühzeitig Gegenhalt und vor allem jede Menge Popp. Das führt dazu, dass man mit dem Glen gefühlt mehr in der Luft als auf dem Boden unterwegs ist. Dazu gibt’s ein exzellentes Rahmengefühl mit einem sehr angenehmen, aber keineswegs ausufernden Flex. Mit dem Glen möchte man etwas zu schnell und out of control in eine Kurve ballern und freut und wundert sich zugleich, dass man selbst in merkwürdigster Körperhaltung inmitten einer Staub-Explosion unbeschadet aus dem Kurvenausgang rausgeschossen kommt.
Die hervorragende Agilität geht definitiv etwas zulasten der Laufruhe. Das liegt einerseits an den ziemlich kurzen Kettenstreben, aber auch am Hinterbau, der zwar super anspricht, aber für passives Reinhalten etwas zu bemüht ist, weshalb immer etwas Unruhe im Fahrwerk ist. Das passt aber auch wunderbar zum sonstigen Fahrverhalten des Alu-Flitzers. Mit entsprechend aktivem Fahrstil ist das Glen trotzdem keineswegs ein langsames Rad und lässt sich gut im Gelände beschleunigen. Erst, wenn es extrem steil und ruppig wird, könnte man sich etwas mehr Kontrolle wünschen. Hier lässt sich auch ein leichtes Verhärten des Hinterbaus erspüren. Das ist aber Meckern auf hohem Niveau und man muss mit dem Glen keine Angst vor technisch anspruchsvollen Trails haben.
Wenig überraschend macht das Last Glen auch auf Sprüngen eine gute Figur und lässt sich ähnlich leichtfüßig in der Luft wie auf dem Boden herumwerfen. Der Hinterbau bietet definitiv ausreichend Gegenhalt für harte Landungen, sodass Durchschläge im Test kein Problem waren. Positiv aufgefallen ist zudem die weitgehende Abwesenheit störender Klapper-Geräusche.
Im Testfeld ist nur das Orbea Occam LT in identischen Federwegs-Gefilden unterwegs. Doch charakterlich könnten die beiden Bikes kaum weiter auseinander sein. Das Occam LT ist zwar nur etwa 200 g schwerer, vermittelt allerdings ein wesentlich trägeres Fahrgefühl als das extrem lebhafte Last. Der Hinterbau spricht nicht ganz so feinfühlig an, bietet aber bei Weitem nicht denselben Popp. So möchte das Orbea eher laufruhig durch raue Gefilde poltern, während das Glen ganze Steinfelder überspringt. Beide Räder haben im Wesentlichen eine Wohlfühl-Geometrie, wobei uns die höhere Front am Orbea Occam LT besser getaugt hat.
Am anderen Ende der Federwegs-Skala ist das Norco Optic mit nur 125 mm am Heck unterwegs. Dafür haben die Kanadier ihrem Trail-Bike einen High-Pivot-Hinterbau spendiert. Das Konzept geht allerdings nur bedingt auf, denn im Uphill schlägt sich das wesentlich straffere Norco dank Kettenumlenkung nur minimal besser als das Last. Bergab hingegen fühlt sich das plüschigere Glen sogar verspielter an, während das Norco häufig unter harschem Feedback durch den knappen und extrem progressiven Federweg leidet.
Mit der dritten Version des Glen hat die Firma Last ein extrem spaßiges Trail-Bike auf die Beine gestellt, das man mit seinem hohen Maß an Agilität und dem aktiven Hinterbau einfach mögen muss. Dass man zudem noch die Qual der Wahl bei der Ausstattung hat und das Rad sogar ins Enduro-Modell Coal verwandeln kann, ist das Sahnehäubchen obendrauf. Kritik gibt's lediglich für die ausbaufähige Laufruhe, das leichte Wippen beim Pedalieren und die ziemlich großen 3 cm-Sprünge zwischen den angebotenen vier Größen.
Testablauf
Die acht Modelle in unserem Trail-Bike-Test wurden im direkten Vergleich auf derselben Strecke unter praktisch identischen Bedingungen gegeneinander gefahren. Unsere Teststrecke in Südfrankreich hatte dabei alle Elemente zu bieten, die ein gutes Trail-Bike beherrschen sollte. Von flowigen Abschnitten über Kurven und steinige Sektionen bis hin zu Sprüngen und Anliegern war alles dabei. Um möglichst viele Tiefenmeter und Testeindrücke zu sammeln, haben wir einen Großteil der Höhenmeter per Shuttle bewältigt. Auf typischen Schotterstraßen- und technischen Singletrail-Anstiegen mussten die Modelle im Test ihre Uphill-Qualitäten beweisen.
Kontaktpunkte & Sponsoren
Zur optimalen Vergleichbarkeit sind alle Bikes im Test mit Goodyear Newton MTF- und MTR-Reifen mit Enduro-Karkasse ausgestattet worden. Alle Lenker sind auf eine Breite von 770 mm gekürzt und mit einheitlichen Ergon GA2-Griffen bestückt worden. Auch beim Sitzbereich haben wir auf einheitliche Ergon SM Enduro Pro Ti-Sättel im Team-Design zurückgegriffen. Außerdem haben wir an jedem Trail-Bike ein Unleazhed M02-Schutzblech montiert. Für den nötigen Schutz und den passenden Style hat iXS zusätzlich die passenden Helme, Protektoren und Outfits zur Verfügung gestellt.
Hier haben wir das Last Glen getestet
Körpergröße | 184 cm |
Schrittlänge | 87 cm |
Oberkörperlänge | 67 cm |
Armlänge | 63 cm |
Gewicht | 74 kg |
Körpergröße | 186 cm |
Schrittlänge | 94 cm |
Oberkörperlänge | 58 cm |
Armlänge | 65 cm |
Gewicht | 67 kg |
Körpergröße | 183 cm |
Schrittlänge | 85,5 cm |
Oberkörperlänge | 60 cm |
Armlänge | 61 cm |
Gewicht | 76 kg |
Körpergröße | 194 cm |
Schrittlänge | 92 cm |
Oberkörperlänge | 71 cm |
Armlänge | 68 cm |
Gewicht | 100 kg |
Körpergröße | 184 cm |
Schrittlänge | 85 cm |
Oberkörperlänge | 61 cm |
Armlänge | 61 cm |
Gewicht | 93 kg |
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