Im zweiten Gruppenspiel holt die Schweiz gegen Schottland einen Punkt. Verantwortlich dafür: ein Spieler, der in der ersten Partie nicht zum Einsatz kam. Jetzt könnte er auch Deutschland Probleme bereiten. Aus Köln berichtet William Laing Ein bisschen verdutzt war Granit Xhaka schon, als ihm ein Journalist rund anderthalb Stunden nach Abpfiff der Partie gegen Schottland in den Katakomben zum Einzug ins Achtelfinale der Europameisterschaft gratulierte. "Ich weiß gar nicht, ob man über Achtelfinale gratulieren kann", sagte der Schweizer Kapitän deshalb. "Rechnerisch ist es noch nicht durch." Nach dem 1:1 gegen die Schotten in Köln stehen die Chancen aber äußert gut, dass die Schweiz tatsächlich in die Runde der letzten 16 einziehen wird. Vier Punkte hat die Elf von Trainer Murat Yakin auf der Habenseite und damit vor dem letzten Gruppenspiel drei mehr als die "Bravehearts". Die müssten wiederum am letzten Spieltag deutlich gegen Ungarn gewinnen und auf eine hohe Niederlage der Schweizer hoffen, um noch an denen vorbeizuziehen – ein äußerst unwahrscheinliches Szenario. Und selbst wenn: Auch der dritte Platz dürfte für die "Eidgenossen" mit vier Punkten fast sicher zum Weiterkommen reichen. Dass die Schweiz sich überhaupt erst in dieser guten Ausgangslange befindet, hat sie einem Traumtor gegen Schottland zu verdanken, das letztlich den verdienten Punktgewinn sicherte. Erzielt hat es ausgerechnet ein Spieler, der im ersten Gruppenspiel überhaupt nicht berücksichtigt wurde. Dabei ist er ein Spezialist für Tore bei großen Turnieren. Nicht nur der Hang zu Traumtoren sollte Neuer warnen Der Mann des Abends aus Schweizer Sicht hieß Xherdan Shaqiri. Der 32-Jährige schaltete nach einem schlimmen Fehlpass von Schottlands Abwehrmann Anthony Ralston blitzschnell und versenkte die Kugel im Anschluss aus rund 18 Metern perfekt im linken oberen Eck. Torhüter Angus Gunn war gegen den Distanzschuss komplett chancenlos. Auch deshalb wohl sagte Granit Xhaka nach Abpfiff nur: "Typisch Shaqiri-Tor." Denn für Treffer aus größeren Entfernungen ist der Offensivmann vom US-Klub Chicago Fire bestens bekannt. Das sollte vor allem einer nicht vergessen haben: Manuel Neuer . Der Torwart der DFB-Elf spielte einst mit Shaqiri beim FC Bayern zusammen, gewann mit ihm zusammen unter anderem 2013 die Champions League . Nun trifft der Keeper am Sonntag mit Deutschland auf die Schweiz (im Liveticker bei t-online) – und damit auch auf seinen alten Weggefährten. Gewarnt ist Manuel Neuer aber für das abschließende Gruppenspiel nicht nur vor Shaqiris Hang zu Traumtoren. Der Offensivmann strahlt auch ganz allgemein eine überdurchschnittlich hohe Torgefahr aus, die sich besonders bei Großturnieren zeigt. Nicht umsonst bescherte sein Treffer gegen Schottland dem Schweizer Kraftpaket eine besondere Bestmarke, zumindest vorerst. Denn Shaqiri ist der, der immer trifft. Aktuell ist er der einzige Profi, der bei den vergangenen sechs Großturnieren, also Welt- und Europameisterschaften, mindestens ein Tor erzielt hat. Gleichziehen könnte mit ihm aktuell nur einer: Cristiano Ronaldo . Doch der Portugiese konnte bei dieser EM noch nicht über ein eigenes Tor jubeln. Spielt Shaqiri? "Wissen, dass Shaq sehr ehrgeizig ist" Abzuwarten bleibt, ob der Schweizer Trainer Murat Yakin im nächsten Spiel wieder auf Shaqiri setzen wird. Denn ob man es glaubt oder nicht: Im ersten Spiel gegen Ungarn saß dieser über 90 Minuten auf der Bank. Für ihn spielte der Ex-Nürnberger Kwado Duah, der auch das 1:0 für seine Mannschaft erzielte. Etwas überraschend setzte Yakin im zweiten Spiel dann plötzlich wieder auf Shaqiri. Der zahlte das Vertrauen mit seinem Tor dann prompt zurück. Granit Xhaka lobte deshalb auch Trainer und Mitspieler gleichermaßen: "Super Plan auch vom Muri ( Yakin, Anm. d. Red. ) wieder mal, ihn da vorne zu bringen, wo er ein bisschen hängend spielt, wo er natürlich mit Vargas und Dan ( Ndoye, Anm. d. Red. ) eher die Tiefe suchen kann", sagte der Leverkusen-Star. "Über sein ( Shaqiris, Anm. d. Red. ) Potenzial müssen wir nicht groß reden, hat einen super linken Fuß und auf jeden Fall der Mannschaft heute geholfen." Das wird er auch gegen Deutschland tun wollen, wenn die Schweiz die letzten Zweifel über den Einzug ins Achtelfinale ausräumen möchte. "Wir wissen natürlich, dass Shaq sehr ehrgeizig ist und dass er eigentlich jedes Spiel machen möchte", so Xhaka, der vor dem Aufeinandertreffen mit der DFB-Elf erklärte, dass die Schweizer sich durchaus im Klaren darüber sind, wie stark das deutsche Team ist. "Aber ich bin mir sicher, dass sie auch wissen, wie gut wir sind", so der 31-Jährige. Das tun sie in Deutschland sicherlich spätestens seit dem Tor von Shaqiri. Auf den Ex-Bayern-Star, sollte er denn wieder spielen, werden sie aufpassen müssen, soll es am Ende zum Gruppensieg reichen. Denn auch den könnte die Schweiz sich noch sichern, wenn es ihr denn gelingt, am Sonntag Deutschland zu schlagen. Es ist also eine durchaus bedeutsame Partie, die auf beide Teams in Frankfurt wartet. Eine für Xherdan Shaqiri. Nicht umsonst sagte er nach dem 1:1 gegen Schottland dem SRF: "Die großen Spiele sind für mich gemacht."