Zwei Minuten, eine Ballberührung – mehr braucht der Niederländer Wout Weghorst nach seiner Einwechslung bei der EM 2024 nicht, um ein Tor zu machen. Es besiegelt den Sieg gegen Polen.
Die Zunft der "Knipser" ist so klar definiert, dass sie es sogar in den Duden geschafft hat: als "instinktreiche Torjäger" werden ihre Mitglieder dort beschrieben. Das heißt übersetzt, dass sie genau da stehen, wo sie stehen müssen, um ein Tor zu erzielen. Technische Feingeister sind sie selten und das müssen sie auch gar nicht sein. Ein Vertreter exakt dieses Knipsertums ist der Niederländer Wout Weghorst, 31 Jahre alt, offiziell beim FC Burnley in England angestellt, und noch bis Ende Juni an die TSG Hoffenheim verliehen. Beim 2:1-Sieg seiner Niederländer in deren ersten EM-Gruppenspiel gegen Polen hat er eine so klare Beschreibung seiner Knipser-Kunst abgeliefert, dass künftig ein Blick in den Duden gar nicht mehr nötig sein wird.
Und man nannte sie Wusiala 11.36
In der 81. Minute – es stand 1:1 – wurde Weghorst für Memphis Depay eingewechselt, der nicht nur auf Instagram mit seinem Modestil heraussticht, sondern auch auf dem Platz in Sachen Talent eigentlich zu Größerem im Stande sein sollte als sein Teamkollege. Eigentlich. Denn Weghorst tat, was ein Stürmer eben tut – er traf nach nur zwei Minuten auf dem Feld zum 2:1 und brauchte dafür exakt eine Ballberührung. Es war Effizienz in Reinkultur und ein Tor, das wichtiger nicht hätte sein können, denn es verbuchte einen hart erkämpften Sieg der Elftal.
"So kann man reingehen", sagte er hinterher im Interview und musste selbst grinsen. Erwartet habe er es zwar nicht, aber immerhin "gewünscht". Gut für ihn und sein Team, dass der Wunsch in exakt dem richtigen Moment in Erfüllung ging, denn die Niederländer spielten zu diesem Zeitpunkt nicht mehr auf dem hohen Niveau aus der ersten Hälfte, wo sie zwar früh in Rückstand durch Adam Buksa geraten waren, aber schließlich in Person von Cody Gakpo (dem Spieler des Spiels) ausglichen. "Wir waren nach 60 Minuten nicht mehr so dominant", sagte Weghorst, die Luft sei raus gewesen.
Für die Niederlande wäre es nicht unwichtig, diese Luft schnell wieder zu schnappen, denn am Freitag wartet an Spieltag zwei mit Frankreich der Topfavorit des Turniers in Leipzig auf das Team von Trainer Ronald Koeman. Und die Équipe hat mit Kylian Mbappé auch einen ganz guten Knipser...