An der Küste des Gazastreifens ist erstmals eine Hilfslieferung über eine vom US-Militär konstruierte provisorische Anlegestelle angekommen. Am Freitag gegen 09.00 Uhr (08.00 Uhr MESZ) seien die ersten Hilfsgüter per Lastwagen abtransportiert worden, teilte das für den Nahen Osten zuständige US-Zentralkommando Centcom mit. US-Soldaten seien dabei nicht an Land gegangen.
Bei der Aktion handele es sich um eine "laufende, multinationale Anstrengung zur Bereitstellung zusätzlicher Hilfe für die palästinensische Zivilbevölkerung im Gazastreifen über einen ausschließlich humanitären Korridor", erklärte Centcom.
Der Landungssteg war am Donnerstag an einem Strand im Gazastreifen befestigt worden. Es wird erwartet, dass in den nächsten Tagen rund 500 Tonnen Hilfslieferungen auf diesem Weg in das Palästinensergebiet gelangen.
Am Donnerstag hatte das US-Militär Fotos veröffentlicht, die zeigten, wie Fracht mithilfe eines Krans in der Nähe des israelischen Hafens Aschdod von einem Schiff auf einen Lastkahn verladen wurde.
Die USA wollen dringend benötigte Hilfslieferungen für die Bevölkerung im Gazastreifen künftig über einen Seekorridor in den Küstenstreifen bringen. Da das Palästinensergebiet selbst über keinen Hafen verfügt, hatte das US-Militär im April mit dem Bau einer provisorischen Landungsbrücke begonnen. Die Kosten sollen sich auf umgerechnet mindestens 297 Millionen Euro belaufen.
Die israelische Armee war in der vergangenen Woche ungeachtet internationaler Kritik in die im äußersten Süden des Gazastreifens gelegenen Stadt Rafah vorgerückt und hatte dabei unter anderem den in der Stadt gelegenen Grenzübergang unter ihre Kontrolle gebracht. Ägypten, an dessen Grenze Rafah liegt, weigert sich seither, die Lieferung von Hilfsgütern mit Israel abzustimmen.
Der Krieg im Gazastreifen war am 7. Oktober durch einen Großangriff der Hamas auf Israel ausgelöst worden. Dabei wurden nach israelischen Angaben 1170 Menschen getötet und rund 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Als Reaktion geht Israel seitdem massiv militärisch in dem Küstenstreifen vor. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei mittlerweile mehr als 35.300 Menschen getötet.