Christian Streich räumt seinen Trainerposten beim SC Freiburg. Verein und Fans trauern. Beim Abschiedsspiel in Freiburg lassen sie ihren "besten Mann" entsprechend hochleben – selbst von der gegnerischen Seite gibt es stehenden Applaus.
Christian Streich geht von der großen Fußball-Bühne, verabschiedet sich aus der Blase Bundesliga. Nicht nur für die Fans des SC Freiburg geht eine Legende. Bei seinem letzten Auftritt als Trainer beim Heimspiel wurde er am Samstag von einem emotionalem Publikum gefeiert. Nach dem Spiel zeigte Streich einmal mehr, warum er den Fußballfans so schmerzlich fehlen wird – und bewies wieder einmal seine menschliche Größe.
Eigentlich hatten die Spieler ihm einen Sieg versprochen. Das seien sie dem Trainer schuldig, hatte Michael Gregoritsch vorab gesagt. Streich selbst hingegen hatte im Gespräch mit einem "Sky"-Reporter vor dem Spiel seine eigene Rolle an diesem Tag kleingeredet. Die Spieler sollten sich auf das Ziel Europapokal konzentrieren. Ohnehin laufe alles weiter wie bisher. Nur beim öffentlichen Training hätten in der vergangenen Woche ein paar Tausend Menschen zugesehen. Das sei vor ein paar Jahren noch anders gewesen. "Und ich habe ein paar Geschenke gekriegt, über die ich mich sehr gefreut habe", erzählte er.
Heidenheim allerdings machte Streich kein Geschenk. Am Ende gab's für ihn beim Abschiedsspiel in Freiburg nur ein 1:1. Dafür aber jede Menge Emotionen.stern-Klapper Christian Streich über Jogi Löw 10.56
Denn Streich hat in Freiburg längst Kultstatus erreicht. Seit 2012 ist er dort Trainer, hat die Mannschaft zum Erfolgsteam gemacht. Verehrt wird er aber nicht nur dafür, sondern vor allem für seine bescheidene, zurückhaltende Art, seine Menschlichkeit. Wie sehr er geschätzt wird, zeigten die Fans nach Abpfiff des Spiels mit Lobgesängen. "Christian Streich, du bist der beste Mann", tönte es durchs Stadion. Ein riesiger Streich-Pappaufsteller wurde hochgezogen. Die Mannschaft schlüpfte in Shirts mit der Botschaft "Niemals geht man so ganz". Selbst von der gegnerischen Mannschaft und den Fans gab es Standing Ovations.
Aber Streich wäre nicht Streich, wenn ihm das zu Kopf steigen würde. Er zeigte sich stattdessen beinahe peinlich berührt von so viel Aufmerksamkeit, als er endlich zum Mikro griff. Wenn sie schon kein Heimspiel gewinnen könnten, dann sei es ihm am liebsten, wenn das gegen Heidenheim passiere, sagte er. Viel wolle er nicht sagen, sich nur "herzlich bedanken": "Herzlich bedanken bei allen Menschen, die mich unterstützt haben im Verein. Die nachsichtig mit mir waren, die auch mal weggeschaut haben, wenn es nicht korrekt war von mir. Ich danke euch für alles, für die wunderbaren Spiele, für eure Liebe und Nähe zum Verein." Krawalle bei BFC Dynamo Berlin gegen Energie Cottbus 16.35
Es war auf Streichs Ehrenrunde als ihm ein auf den Platz stürmender Fan ganz nahe sein wollte, dabei von einem Ordner wüst abgefangen wurde. Streich hatte ein Herz mit dem Flitzer, half dem weinenden Fan, rettete ihn vor den Sicherheitskräften und kümmerte sich darum, dass er auch seinen Fanschal zurückbekam. Danach nahm er ihn sogar tröstend in den Arm. Ein Moment, sinnbildlich für die Ära Streich.
In der kommenden Woche wird Christian Streich sich dann endgültig vom Platz und aus der Bundesliga verabschieden. Das letzte Saisonspiel gegen Union Berlin soll auch sein letztes als Trainer sein. Ganz werden die Fans aber wohl nicht auf ihn verzichten müssen. "Ich begegne den Fans nicht zum letzten Mal, weil ich ja hier wohne. Ich gehöre ja auch ein kleines bisschen zu diesem Verein", sagte er nach dem Spiel zu "Sky". "Ich habe jetzt nicht das Gefühl, ich gehe weg. Ich war ja nicht Trainer in China und gehe jetzt nach Deutschland und lebe dort. Ich bin hier ja zuhause."