In der Liga gibt es für den BVB nichts mehr zu gewinnen, dafür wartet das Champions-League-Finale. Was das Team von Edin Terzic am Samstag gegen Mainz ablieferte war dennoch skandalös schlecht.
Vielleicht, wenn der Profifußball einmal tot ist, eine erstickte Geldmaschine, wird man sich an diesen Samstagabend erinnern. An den Abend des 11. Mai 2024, an dem Borussia Dortmund in Mainz eine niederträchtige Darbietung bot, die jedem Sportsgeist spottete.
Nicht drei Tage, sondern ganze drei Wochen vor dem Endspiel der Champions League gegen Real Madrid gewährte Trainer Edin Terzic seinen besten Akteuren ein freies Wochenende. Deren Stellvertreter legten sich von Minute Eins an in Mainz auf den Rücken und bettelten darum, bestraft zu werden. Was die Mainzer Spieler dankbar annahmen.
Nur ein Spiel? Nur ein paar verschenkte Punkte? Keineswegs. Denn das achselzuckende Inkaufnehmen dieser Niederlage war ein unverschämter Eingriff in den Abstiegskampf, den die Konkurrenten der Mainzer – Bochum, Union Berlin, Köln - mitansehen mussten. Abstiegskampf heißt auch Existenzkampf für jene betroffenen Vereine; und für deren Angestellte zuweilen im Wortsinn. Es gilt hier nicht, die Leistung von Mainz 05 zu schmälern, die an einem guten Tag selbst Dortmunds Beste hätten bezwingen können. Es gilt aber, die Dinge beim Namen zu nennen: An diesem Abend sahen wir eine Wettbewerbsverzerrung, die Farce eines Bundesligaspiels.Nagelsmann_BVB 14.50
Die Steilvorlage für derlei Unsportlichkeit liefert allerdings Europas Fußball, die Uefa, nimmersatt. Nicht mehr nur vier, sondern fünf oder gar sechs deutsche Vereine spielen im nächsten Jahr in der Champions League, wonach es für Borussia Dortmund völlig wurscht war, was in Mainz passierte. Fünfter Platz reicht ja fürs weitere Geld scheffeln. Auch wenn man als Vizemeister in die Saison gegangen ist und eigentlich den Titel, die deutsche Meisterschaft, als Ziel ausgerufen hatte.
Der andere Titel soll nun her – in drei Wochen beim Finale der Champions League gegen Real Madrid in London. Bis dahin, so das zynische Kalkül, wird kein Mensch mehr reden in Deutschland über die Schande von Mainz. Und nächste Woche, beim letzten Bundesligaheimspiel zwischendrin, wird Edin Terzic noch den Busfahrer und den Physiotherapeuten und den Pressesprecher in die Startelf nehmen.
Ich bin Anhänger des FC Schalke 04, soviel Offenheit muss sein. Vor diesem Samstagabend hätte ich dem BVB dennoch ein gutes Match gewünscht gegen Real Madrid. Nun aber: bedingungslos für Real. Im Sinne des Sports.
By the way: Real, längst schon spanischer Meister, hat das Ligaspiel heute gewonnen. 4:0 auswärts. Seriös. Sportlich. Beim Abstiegskandidaten.