Knapp drei Jahre nach der verheerenden Flutkatastrophe im Ahrtal in Rheinland-Pfalz mit 135 Toten verkündet die Staatsanwaltschaft ihr Ermittlungsergebnis: der frühere Landrat wird nicht weiter verfolgt.
Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat die Ermittlungen gegen den ehemaligen Ahr-Landrat Jürgen Pföhler (CDU) zur tödlichen Flutkatastrophe im Ahrtal eingestellt. Auch gegen einen Mitarbeiter aus dem Krisenstab seien die Ermittlungen eingestellt worden, teilte ein Sprecher der Behörde am Donnerstag in Koblenz mit. Zuvor hatte der SWR berichtet. In einer Pressekonferenz am frühen Donnerstagnachmittag wollte die Staatsanwaltschaft weitere Informationen mitteilen.
Ahrtal Nebenkläger 19.58Die Staatsanwaltschaft ermittelte seit mehr als zweieinhalb Jahren gegen Pföhler und einen Mitarbeiter des Krisenstabs des Kreises wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und der fahrlässigen Körperverletzung. Pföhler hatte die Vorwürfe zurückgewiesen, wie sein Anwalt am Mittwoch noch einmal bestätigt hatte. Auch der Mitarbeiter hatte zuvor über seinen Anwalt bestritten, sich strafbar gemacht zu haben.
Durch die Flutkatastrophe im Juli 2021 sind in Rheinland-Pfalz 136 Menschen ums Leben gekommen, davon 135 in der Ahr-Region und eine Person im Raum Trier. Ein Mensch gilt zudem weiterhin als vermisst. In Nordrhein-Westfalen starben 49 Menschen.QB_Faktencheck - Flut Ahrtal 12.51
Die Ermittlungen zogen sich lange hin: Bereits im August 2021 hatte die Staatsanwaltschaft mitgeteilt, dass sie ein Ermittlungsverfahren gegen Pföhler eingeleitet hat. Der damalige Landrat war seit August 2021 krankheitsbedingt nicht mehr im Dienst und wurde im Oktober 2021 schließlich auf eigenen Antrag wegen Dienstunfähigkeit in den Ruhestand versetzt.
Bereits 2023 hatte die Staatsanwaltschaft mitgeteilt, dass das Ermittlungsverfahren zu den bisher aufwändigsten der Behörde zähle. Allein die Hauptakten umfassten damals demnach etwa 10.000 Seiten. Der Abschluss der Ermittlungen war mehrfach verschoben worden, unter anderem, weil die Staatsanwaltschaft das Ergebnis des Untersuchungsausschusses im Landtag hatte abwarten wollen.
Das Ausmaß des Verfahrens zur Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 hat die Ermittler vor große Schwierigkeiten gestellt. "Das Ermittlungsverfahren war wie kein anderes geprägt von erheblichen Herausforderungen", sagte der Leiter des Landeskriminalamtes Rheinland-Pfalz, Mario Germano, am Donnerstag in Koblenz. "Nämlich Ermittlungen in einem von der Naturkatastrophe gezeichneten und teilweise zerstörten Gebiet zu führen. Die Menschen, die wir vernehmen mussten, waren zum Teil stark traumatisiert."
Es habe viele Durchsuchungen gegeben, umfangreiches Schriftgut und digitale Beweismittel wurde sichergestellt. Für den Zeitraum der Flut vom 14. bis 15. Juli seien bei Leitstellen der Feuerwehr und Polizei 15.500 Notrufe gesichert worden, im Katastrophengebiet hätten Ermittler im relevanten Zeitraum 11.000 Notrufe herausgefiltert und ausgewertet. Davon waren 6200 für das Ermittlungsverfahren von Interesse. Hierbei waren alle Notrufe im Fokus, die unmittelbar mit dem Flutgeschehen in Verbindung standen, sagte er.
"Obwohl ich selbst nicht von der Flutkatastrophe tangiert und nicht an den Ermittlungen beteiligt war, machten mich das Ausmaß und die menschlichen Schicksale sehr betroffen", sagte Germano. Er habe ein tiefes Mitgefühl für die Betroffenen.
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