Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat Israelis und Palästinenser aufgerufen, ihre Gräben zu überwinden. Die derzeitigen gegenseitigen Schuldzuweisungen würden nicht weiterführen, sagte Baerbock am Dienstag beim Weltwirtschaftsforum im Schweizer Alpenort Davos. "Der einzige Weg da raus ist eine Zwei-Staaten-Lösung", sagte Baerbock bei einer Diskussion mit anderen Teilnehmern auf Englisch. Der derzeitige Krieg sei ein "Desaster" nicht nur für Israelis und Palästinenser, sondern für "die ganze Welt".
Baerbock erinnerte daran, dass die Mehrzahl der am 7. Oktober von der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas verschleppten Geiseln noch immer in der Hand der Islamisten seien - darunter ein einjähriges Kind. Auch auf palästinensischer Seite würden Kinder leiden. "Es geht darum, diese Kinder zu retten."
Baerbock rief auch andere Länder dazu auf, von der Hamas eine Freilassung der mehr als hundert Geiseln zu fordern. Die Ministerin bekräftigte das Selbstverteidigungsrecht Israels und forderte die Hamas auf, die Waffen niederzulegen. An Israel appellierte sie, bei seinem Krieg im Gazastreifen zivile Opfer so weit wie möglich zu vermeiden und weitere Grenzübergänge zu dem schmalen Küstenstreifen zu öffnen, um der Bevölkerung mehr humanitäre Hilfe zur Verfügung stellen zu können.
Der Krieg zwischen Israel und der Hamas dauert seit mehr als drei Monaten an. Er wurde ausgelöst durch einen beispiellosen Großangriff der Hamas auf Israel. Hunderte Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas hatten Massaker in zahlreichen israelischen Orten begangen. Bei dem Überfall wurden 1140 Menschen getötet sowie rund 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt, 132 von ihnen sind noch im Gazastreifen, wobei mindestens 25 davon nach israelischen Angaben tot sein sollen.
Als Reaktion erklärte Israel der Hamas den Krieg und startete einen massiven Militäreinsatz im Gazastreifen. Nach Angaben des Hamas-Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dort seither mindestens 24.285 Menschen getötet, mehr als zwei Drittel von ihnen Frauen und Kinder. Nach jüngsten Angaben der israelischen Armee wurden seit Beginn der israelischen Bodenoffensive Ende Oktober 190 israelische Soldaten im Gazastreifen getötet.