Der Umgangston im Konflikt um den Kiesabbau im Waldstück Heidebogen wird rauer. Derweil wächst der Beistand für jene Umweltaktivisten, die vor Ort in einem Protestcamp ausharren.
Der Widerstand gegen den Kiesabbau im Waldstück Heidebogen nördlich von Dresden wächst. Am Dienstag erklärte sich die SPD-Jugendorganisation Jungsozialisten (Jusos) mit den Waldbesetzern des "Heibo" solidarisch und stellte sich damit gegen das SPD-geführte Wirtschaftsministerium. Man verurteile jede Umweltzerstörung in Zeiten des Klimawandels, teilten die Jusos mit. Wenn man Umweltzerstörung weltweit zurecht anprangere, dürfe sie vor der eigenen Haustür nicht unwidersprochen bleiben.
"Wenn wir den Klimawandel glaubwürdig bekämpfen wollen, ist es unverantwortlich, intakte Moore für den Kiesabbau zu opfern. Genau das droht aber mit der Abholzung des Waldes am Heibo", sagte der sächsische Jusos-Vize Lukas Peger. Aktuell reguliere das Waldstück noch die Wasserversorgung der Moore. Wenn die Moore austrocknen, würden Unmengen an Kohlenstoffdioxid freigesetzt. Zudem biete der Heidebogen einen natürlichen Lebensraum für zahlreiche bedrohte Tier- und Pflanzenarten.
Bereits zuvor hatte der Dresdner Juso-Chef Matthias Lüth Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) aufgefordert, sich für den Erhalt des Waldes dort einzusetzen. Er müsse die geplante Rodung stoppen und die Räumung des Protestcamps aufhalten. Man brauche endlich ein generelles Umdenken; das Klima lasse nicht mit sich verhandeln.
Behördenvertreter hatten solchen Sorgen widersprochen. Das Umweltministerium hält den Kiesabbau mit Belangen des Umweltschutzes für vereinbar. Zudem wurde auf rechtliche Grundlagen verwiesen. Für den Kiesabbau liegen alle erforderlichen Genehmigungen vor. Für eine weitere Fläche läuft das Genehmigungsverfahren noch. Das von Grünen geführte Umweltressort hält den aktuell geplanten Kiesabbau mit dem Schutz nahe gelegener Moore für vereinbar.
Im Heidebogen protestieren Naturschützer seit etwa eineinhalb Jahren gegen die weitere Rodung des Waldes. Sie haben dort Baumhäuser errichtet. Eine Bürgerinitiative gegen den Kiesabbau ist hier schon seit etwa 20 Jahren aktiv. Da die Waldbesetzer eine Frist zur Beseitigung der Baumhäuser verstreichen ließen, droht dem "Heibo"- Camp nun die Räumung. Dagegen hatten sich neben Naturschutzverbänden auch die Linken, die Grüne Jugend und die Piraten ausgesprochen.
Grünen-Politiker Valentin Lippmann stellte klar, dass sich seine Partei schon seit langem gegen eine Erweiterung des Kiesabbaus um eine neue Grube im Heidebogen ausgesprochen habe und auch den bereits genehmigten Tagebau sehr kritisch sehe. "Für uns ist klar: Jegliche Zerstörung, Beschädigung und Veränderung der geschützten Quell- und Moorgebiete muss verhindert werden." Es sei allerdings klar, weder die Bündnisgrünen noch das Umweltministerium könnten rechtskräftige Genehmigungen willkürlich stoppen.
AfD-Politiker Carsten Hütter bezeichnete die Demonstranten am Dienstag als "Klimaextremisten" und verlangte von Innenminister Armin Schuster (CDU), "kurzen Prozess zu machen und den Spuk schnell zu beenden". Damit meinte Hütter eine sofortige Räumung des Camps. Das zögerliche Handeln sei den Steuerzahler eine teure Angelegenheit und gefährde die Gesundheit der Einsatzkräfte, betonte Hütter. "Denn nun haben die Besetzer wochenlang die Möglichkeit, weitere Klimaextremisten anzukarren, Sabotageaktionen vorzubereiten und zusätzliche Fallen für Einsatzkräfte aufzubauen."